Kulmbacher Jugendkapelle überzeugt auch gesanglich
Autor: Klaus Klaschka
Kulmbach, Montag, 07. Dezember 2015
Das Städtische Jugendorchester gefiel beim Jahreskonzert in der Kulmbacher Stadthalle nicht nur musikalisch, sondern auch stimmlich. Besonders der zweite Teil mit Swing, Jazz und Rock riss das Publikum mit.
Schneidig mit einem "Street Rample" (Zug durch die Straßen) marschierte die Städtische Jugendkapelle zu ihrem Jahreskonzert in die Dr.-Stammberger-Halle ein - Trommeln voraus. Und mit einem dekorativen Susafon im Bass; das mit seinem Trichter über dem Kopf des Musikers optisch nicht nur mehr her macht, sondern beim "Rampeln" auch nicht so bauchlastig ist wie eine Tuba.
Aus dem privaten Nähkästchen plauderte Oberbürgermeeister Henry Schramm. Er erzählte, dass eines seiner Kinder zwar zehn Jahre Klavierunterricht erhielt, am Ende aber doch lieber dem Sport den Vorzug gab. Dennoch beglückwünschte er neidlos die Eltern der Kinder und Jugendlichen, die sich im Orchester engagieren. Musik fördere die Persönlichkeitsentwicklung, übe Konzentration und auch Gemeinsinn, wenn man sie in der Gruppe betreibe.
Harald Streit seit 20 Jahren Dirigent
Mit Musikschul- und Orchesterleiter Harald Streit zeichnete Schramm dann auch drei Musiker der Jugendkapelle aus: Benedikt Schindele, Paul Skatulla und Maximilian Väth. Das Orchester selbst beglückwünschte seinen Leiter Harald Streit seinerseits für dessen 20-jährige Arbeit mit einem Marsch und projizierten Bildern aus den vergangenen 20 Jahren.Los ging es mit Musik vom Vororchester, mit dem musikalische Anfänger ihr erste Chance für einen öffentlichen Auftritt bekommen - übrigens nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, die sich erst später zum Musizieren entschlossen haben. Ilona Ramming hatte dazu recht mutige Stücke ausgewählt: Auszüge der Feuerwerksmusik von Händel und zwei Filmmusiken sowie als Zugabe "Skyfall" aus dem gleichnamigen James-Bond-Film. Respekt: Das Programm war ganz und gar nicht einfach. Zwar kamen ein paar Einsätze etwas zaghaft (man muss sich als Anfänger ja auch erst einmal vortasten) und Händel auf Saxofon geht streng genommen gar nicht. Doch eines wurde klar: Der Nachwuchs für das Jugendorchester steht schon recht fit in den Startlöchern.
Mut zur Klassik
Ein Stück aus der sogenannten klassischen Kategorie hatte auch das Jugendorchester selbst im Programm: Wagners "Einzug der Gäste" aus dem "Tannhäuser". Merkwürdigerweise geraten Arrangements von Vollorchester-Musiken für Blasorchester immer zu Märschen oder Walzern und lassen fast keine Chance zu lyrischem Musizieren, so dass die "Gäste" eher martialisch in die Wartburg einmarschierten als feierlich einzogen.
Dass Marsch und Blasorchester einfach passt, konnte man im übrigen Programm hören. Gleich zu Beginn der unvermeidliche Florentiner von Julius Fucik. Aber auch Filmmusiken.
Ganz anders dann das Programm nach der Pause. Hier mauserte sich das Blasorchester zur Bigband, die ganz exzellent jazzt und swingt, auch wenn an sich Pop und Rock angesagt war. Selbst schwierige Instrumental-Passagen kamen völlig professionell und rhythmisch einwandfrei.
Erstaunlich synchron
Ebenso erstaunlich synchron spielte das Orchester zu der auf den Bühnenhintergrund projizierten Zeichentrickszene aus Pink Panther. Und in der solistischen Polka "Zwei noble Herren" bewiesen Benedikt Schindele (Posaune) und Leonhard Hahn (Euphonium) professionelles instrumentales Können.
Vollen Sound gab es schließlich bei zwei Popsongs zu hören: Der "Lemon Tree" der Pforzheimer Gruppe "Fools Garden" und "Happy" von Pharrell Williams, einem afroamerikanisch-philippinischen Universal-Entertainer. Gesangslehrerin Barbara Baier-Folwill hatte dazu Fabia von Delius, Anne Drechsler, Eva Emtmann, Verena Foit, Sonja Herold und Hanna Wischniowsky zu einem gesanglich einwandfreien Sextett zusammengeschweißt, das nach anfänglicher (völlig unnötiger) Nervosität eine bühnenreife Leistung abgab. Weiter so!
Mit einem Weihnachtslieder-Medley und einem gemeinsam gesungenen und gespielten "Alle Jahre wieder" klang das fast zweieinhalbstündige Konzert aus. Bis zum nächsten Jahr, wenn das Orchester seinen 50. Geburtstag feiern wird.