Kulmbacher Innenstadt verliert eine Apotheke
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 01. August 2016
Es ist das Aus für die Apotheke am Marktplatz: Karin Minet hat ihre "Untere Apotheke" nach 25 Jahren geschlossen.
Apothekerin Karin Minet hat nach 25 Jahren ihre "Untere Apotheke" am Marktplatz gesc hlossen . Minet, deren Mietvertrag ausgelaufen ist, wollte sich nicht mehr langfristig binden, wechselt mit 61 Jahren lieber von der Selbständigkeit in das Angestellten-Verhältnis. Sie wird künftig Kunden in der neuen "Sonnenstern-Apotheke" beraten, die Markus Raschpichler am Goldenen Feld eröffnet. Ihre Mitarbeiter ziehen mit um. "Das war mir wichtig", sagt Minet.
Großer Bürokratieaufwand
Die Kulmbacherin, die sich auch auf Homöopathie und Alternativmedizin spezialisiert hat, hat in den letzten Jahren erlebt, wie sich das Apotheken-Geschäft gewandelt habe. Der Bürokratie-Aufwand sei enorm gestiegen, sagt Minet. "Es gibt Salben, für deren Herstellung wir zehn Minuten brauchen, deren Dokumentation aber 30 Minuten dauert." Für diese Arbeit brauche man heute fast eine eigene Bürokraft. Filial-Apotheken, die auch günstigere Einkaufskonditionen aushandeln könnten, hätten es da einfacher. Und deren Zahl nehme zu.
Die "Shopping-Apotheke"
Ihr neuer Chef Markus Raschpichler rüstet in einer Zeit, in der Internet-Apotheke boomen, auf. Raschpichler, der schon zwei Läden in Kronach sowie die "Sonnen-Apotheke" in der Albert-Ruckdeschel-Straße betreibt, eröffnet Mitte August Am Goldenen Feld die "Sonnenstern-Apotheke" in den Räumen, in denen sich früher die Sanitärfirma Heiden befunden hat. Wie er ausführt, gebe es in Zeiten der Filialisierung immer mehr "Shopping-Apotheken" in Einkaufszentren oder Gewerbegebieten. Das Goldene Feld sei dafür prädestiniert. Nicht nur die Beschäftigten in den Betrieben, auch Besucher der Lebensmittel-Discounter seien potenzielle Kunden.
Dass der Trend hin zur Filialisierung gehe, sich dieser aber wieder verlangsamt habe, stellt Apotheker Hans-Peter Hubmann fest, der Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes ist. Die Investition in neue Filialen schrecke manchen ab, weil man mit mehreren Geschäften zwar mehr Umsatz mache, die Personalkosten aber gleichzeitig stiegen. Größere Gebilde ließen sich später auch nicht so einfach verkaufen. Laut Hubmann gibt es in Deutschland derzeit rund 16 000 Einzelapotheken und 4000 Filialverbünde. Er und seine Frau Angela betreiben im Stadtgebiet inzwischen fünf Apotheken. 2008 hatte seine Ehefrau die Nikolai- und die Stadtpark-Apotheke übernommen - aus strategischen Gründen, wie Hans-Peter Hubmann betont.