Druckartikel: Kulmbacher Innenstadt: Ein Geschäft schließt, ein anderes blüht auf

Kulmbacher Innenstadt: Ein Geschäft schließt, ein anderes blüht auf


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Montag, 14. Oktober 2019

Das Schuhgeschäft Wiegandt schließt, weil die Kundenfrequenz fehlt. Wer auf einen guten Service setzt, kann in der Innenstadt aber überleben, sagt Alexandra Hofmann von "Unser Kulmbach". Als Positivbeispiel nennt sie den Kreativladen "Herzstücke".
Über Jahrzehnte war im Haus Kressenstein 5 ein Schuhgeschäft. Jetzt schließt Schuh Wiegandt. Der Laden war 2009 von der Kronacher Firma Schuh Geyer übernommen worden. Fotos: Alexander Hartmann


Kulmbach Schuh Wiegandt im Kressenstein 5 schließt - spätestens zum Jahresende. Ab Mittwoch läuft der Räumungsverkauf, wie Geschäftsführer Volker Dehling von der Kronacher Firma Schuh Geyer mitteilt, die auch in Scheßlitz, Haßfurt und Rehau Filialen betreibt. Schuh Geyer hatte das traditionsreiche Geschäft in der Kulmbacher Innenstadt im Jahre 2009 von Uda Will übernommen.

Der Laden sei gerade von November bis April ("Wenn es keine größeren Veranstaltungen in der Stadt gibt") nicht rentabel zu betreiben, spricht Dehling über die Gründe für die Schließung. "Die Kundenfrequenz ist einfach nicht ausreichend", stellt der Geschäftsführer fest. Dazu sei in der Innenstadt zu wenig los. Zudem sei Schuh Wiegand mit seinen 190 Quadratmetern Verkaufsfläche zu klein, "um unser ganzes Sortiment anbieten zu können". Die anderen Filialen hätten eine durchschnittliche Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern und befänden sich alle in Fachmarktzentren.

"Dort spielt die Musik"

Ob die Firma Geyer andernorts in Kulmbach ein Geschäft eröffnen wird? Es sieht nicht so aus. "Wenn, dann in der Albert-Ruckdeschel-Straße, denn dort spielt die Musik. Doch dort ist es äußerst schwer, an eine Ladenfläche heranzukommen."

Dass die Einkaufsstadt mit jedem Geschäft, das schließt, verliert, stellt Alexandra Hofmann fest, die die benachbarte Parfümerie Benker betreibt und zugleich Sprecherin der Händlervereinigung "Unser Kulmbach" ist. Doch Hofmann wehrt sich dagegen, die Innenstadt tot zu reden. Zwar sei das Geschäft in Zeiten des Online-Handels schwierig geworden, doch wer mit Herzblut bei der Sache sei und einen guten Kundenservice biete, könne überleben.

Kundenfrequenz ist enorm

Als Positivbeispiel nennt sie den Kreativladen "Herzstücke", der über drei Jahre im Kressenstein war und im April in die Grabenstraße 5 in die früheren Räume des Modegeschäfts Rudel umgezogen ist. "Im Kressenstein wurde ich weniger wahrgenommen. An der Ecke Grabenstraße/Eku-Platz ist das völlig anders", sagt Inhaberin Sabine Kaim, die den Umzug nicht bereut. Gerade bei Veranstaltungen wie der Italienischen Nacht sei die Kundenfrequenz enorm. "Im Kressenstein habe ich da im letzten Jahr gar nicht mehr aufgemacht, weil der Laden ab vom Schuss und nichts los war. In diesem Jahr hatten meine Tochter und ich fast bis Mitternacht alle Hände voll zu tun", berichtet Kaim, die ihre Verkaufsfläche auf 160 Quadratmeter verdoppelt hat.

Auf zwei Stockwerken bietet sie Kunsthandwerk und Spirituelles an, führt aber auch Workshops durch. Und Sabine Kaim fungiert an zentraler Lage in der Innenstadt auch als Tourist-Information, wie sie betont. "Viele Auswärtige kommen zu uns und fragen nach dem Weg, weil sie die Tourist-Info, die sich ja auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet, nicht als solche erkennen."

Händler wollen "Kümmerer"

Die Stadt könnte noch mehr mit ihren Pfunden wuchern, sagt Sabine Kaim und bringt damit Alexandra Hofmann ins Spiel. Hofmann wünscht sich "seit Jahren" mehr Unterstützung durch die Stadtverwaltung, die sie nach wie vor vermisst. "Gerade der inhabergeführte Einzelhandel ist auf Hilfe angewiesen, soll die Einkaufsstadt nicht weiter ausbluten." Die wenigen Einzelkämpfer, die sich im Verein "Unser Kulmbach" für den Handel in der Innenstadt einsetzten, hätten es schwer. Sie hat schon mehrfach die Einsetzung eines städtischen "Kümmerers" gefordert, der sich um die Händler kümmert, sie kontaktiert und gemeinsame Aktionen für die Einkaufsstadt Kulmbach in die Wege leitet. "Allein schaffen wir das nicht, und uns fehlt auch das Geld", sagt die Sprecherin von "Unser Kulmbach", die ihr Amt 2020 abgeben wird. "Aus Altersgründen, aber auch, weil ich mich auf meinen Laden konzentrieren muss." Ob es einen Nachfolger gibt, steht laut Hofmann in den Sternen.