Kulmbacher fragen sich: Wann kommt die Post???
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 07. Oktober 2019
In Stadt und Landkreis Kulmbach bleiben immer wieder Briefkästen leer. Zum Ärger privater Haushalte, vor allem aber auch von Geschäftsleuten, die über eine mangelhafte Zustellung klagen. Nicht selten landet die Post beim Nachbarn.
Viele Kulmbacher schauen in die Röhre. Oder besser gesagt in den leeren Briefkasten. "Bei uns ist vom 28. September bis zum 3. Oktober keine Post zugestellt worden", klagt Jana Schieber, die sechs Tage weder private Briefe noch wichtige Geschäftspost erhalten hat.
Dass die Firmenpost ausgeblieben ist, sei besonders ärgerlich, sagt die Chefin des gleichnamigen Windischenhaiger Malerfachbetriebes. Nicht nur, weil es eine Frist gibt, innerhalb der man bei rechtzeitiger Begleichung von Rechnungen Skonto abziehen kann. Auch deshalb, weil es bei Kunden wie auch Architekten schlecht ankomme, wenn man auf Anfragen nicht zeitnah reagiert, einem da sogar auch schon mal ein Auftrag durch die Lappen gehen kann.
Kein Einzelfall
"Wenn es ein Mal Probleme gibt, hat man ja noch Verständnis, aber nicht, wenn es zum Dauerzustand wird", sagt Schieber, nach deren Worten es in Windischenhaig nicht nur Ende Oktober, sondern schon von Februar bis Juni immer wieder mit der Zustellung gehapert hat.
Mit Beschwerden sei sie mehr oder weniger abgeblitzt. In der Kulmbacher Hauptstelle sei sie mit ihrem Anliegen nicht beachtet worden. Auf ein Schreiben an die Post habe sie die Antwort erhalten, dass Urlaub und eine Vielzahl an Krankheitsfällen die Verzögerungen bedingten, so Schieber, die weiß, dass die Paketzustellung Vorrang hat und in der Regel auch funktioniert, weil sonst Strafzahlungen von Großkunden wie Amazon drohten. Bei der Briefpost habe man es nicht so eilig. Schieber: "In der privaten Wirtschaft könnte man sich so was nicht leisten."
Post auch vom Gericht
Nachbarin Susanne Sesselmann ist ebenfalls Leidtragende. Sesselmann ist hauptberufliche Betreuerin und kümmert sich in dieser Funktion vielfach auch um den Schriftverkehr der von ihr betreuten Personen. Darunter ist regelmäßig Post von Gerichten und Behörden. "Da müssen Fristen eingehalten werden, die man oft aber nicht einhalten kann, wenn die Post nicht zugestellt wird."
Grund zum Klagen
Grund zum Klagen hat auch Peter Heinlein, der Geschäftsführer der Firma Heinlein und des Obi-Baumarktes sowie Aufsichtsratsvorsitzender der VR-Bank Oberfranken Mitte ist. Über eine Woche hat er weder private Schreiben noch Post der Bank an seiner Privatadresse erhalten. Die Geschäftspost wird in einem Schließfach in der Post-Hauptniederlassung hinterlegt. "Auch da fehlen aber immer wieder Rechnungen", so Edeltraud Kerl, die Mitgeschäftsführerin bei der Firma Heinlein ist.
Brief landet im fremden Briefkasten
Auch viele Landkreis-Gemeinden sind betroffen. Wie Klaus Förster mitteilt, gibt es im Thurnauer Ortsteil Limmersdorf seit zwei Jahren immer wieder Ärger. Oft komme gar keine Post, zudem landen seinen Worten zufolge Briefe im fremden Briefkasten. Jüngst sei eine für ihn bestimmte wichtige Mitteilung des Finanzamts bei der Nachbarin eingeworfen worden. "Das geht gar nicht", erklärt Förster, der die Erfahrung gemacht hat, dass Aushilfs-Zusteller oftmals überfordert seien. Nicht Krankheitsfälle, sondern ein akuter Personalmangel sei der Grund für die Post-Misere, hätten ihm Zusteller mitgeteilt. Förster hat sich inzwischen mit einer Beschwerde an die Bundesnetzagentur gewandt, die Aufsichtsbehörde der Post ist.