Kulmbacher Fos-Schülerinnen lernen und spielen in zwei Sprachen
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 16. Juli 2013
Julia Titus und Melina Paul durften als erste Kulmbacher Fos-Schülerinnen für ein Vier-Wochen-Praktikum nach Frankreich reisen. Sie betreuten Mädchen und Jungen in einer deutsch-französischen Kinderkrippe in Straßburg.
Theorie und Praxis gehören für Fachoberschüler immer zusammen. Bei Praktika in Betrieben bekommen sie Einblicke in Berufe, die zu dem von ihnen gewählten Ausbildungszweig passen. Zwei außergewöhnliche Praktikumsstellen haben Julia Titus und Melina Paul ergattert: Die beiden Schülerinnen der 11. Klasse Sozialwesen betreuten vier Wochen lang Kinder in einer privaten deutsch-französischen Krippe in Straßburg. Dabei lernten sie nicht nur viel über die Betreuung und individuelle Förderung von Kleinkindern, sondern vertieften gleichzeitig ihre Französischkenntnisse. "Das war eine tolle Chance und eine großartige Erfahrung", darin sind sich die 17-Jährigen einig.
Sie sind die ersten, werden aber nicht die einzigen Kulmbacher Fos-Schüler bleiben, die diese Gelegenheit bekommen werden, denn die Schule plant nach den ersten positiven Erfahrungen eine langfristige Zusammenarbeit mit der Straßburger
Den Kontakt knüpfte Wirtschafts- und Französischlehrer Bertram Unger, der auf der Homepage des Deutsch-Französischen Jugendwerks die ausgeschriebenen zwei Praktikumsstellen entdeckte. Da er selbst in Straßburg studiert hat und dort noch über viele Kontakte verfügt, schien ihm die Verbindung ideal: "Unsere Bewerbung wurde mit Begeisterung angenommen."
Eine tolle Stadt kennengelernt
Die Wahl fiel auf Julia und Melina, weil beide von der Realschule gute Französischkenntnisse mitbrachten. "Mit den Kindern sollten wir vor allem Deutsch sprechen, aber mit Kollegen und in der Freizeit konnten wir unser Französisch gut gebrauchen", erzählt Julia.
Für Melina hat das Praktikum im Ausland nur Vorteile: "Es geht ja nicht nur ums Fachliche. Mann muss selbstständig sein, lernt eine tolle Stadt und ihre Kultur kennen."
Ganz auf sich allein gestellt waren die jungen Frauen freilich nicht. Bertram Unger brachte sie persönlich nach Straßburg, organisierte die Unterbringung in einem Schülerwohnheim auf der deutschen Seite in Kehl am Rhein ("Die Leute dort waren sehr hilfsbereit, haben uns jeden Tag gefragt, ob wir was brauchen"). Die Eltern holten die Schülerinnen wieder ab. Mittagessen gab es in einer Studenten-Mensa, abends verpflegten sich die Praktikantinnen selbst im Wohnheim.
Interessant waren für die beiden Schülerinnen die Unterschiede im deutschen und französischen Erziehungs- und Betreuungssystem. "Die Erziehung ist strenger als bei uns", erzählt Melina. Als sehr positiv empfinden die Kulmbacherinnen, dass mehr Betreuer zur Verfügung stehen. "Für zehn Kinder waren mindestens zwei Erzieher und wir da", sagt Julia. "Da kann man sich intensiv mit jedem Kind beschäftigen."
Vorlesen, Spielen Windeln wechseln - all das gehörte zu den Aufgaben der Praktikantinnen. "Die Kleinen haben uns sehr gut angenommen. Das hat richtig Spaß gemacht", so Melina. Künftigen Praktikanten kann sie diese Stelle nur empfehlen. Eine dauerhafte Kooperation ist bereits geplant. Bertram Unger: "Im nächsten Jahr wollen wir dieses Praktikum allen Schülern anbieten, die dafür in Frage kommen."