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Kulmbacher Firmen im Wettstreit um kluge Köpfe


Autor: Peter Müller

Kulmbach, Dienstag, 05. November 2013

Die 11. Klassen des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums hatten gestern Experten aus der Wirtschaft zu Gast. Diese warben dafür, nach dem Studium eine Karriere in der Region anzustreben. Der Bedarf ist groß, und die Chancen stehen gut.
Silke Taubmann ist in der Region verwurzelt: Die promovierte Diplom-Chemikerin hat in Bayreuth studiert und das Analytische Labor analab ihrer Eltern im Mainleuser Ortsteil Rothwind übernommen. Foto: Jürgen Gärtner


An den Tag, an dem sie sich bei der Sekretärin im Gymnasium für die 5. Klasse anmelden musste, kann sich Silke Taubmann noch genau erinnern: "Die Frau hat mich gefragt, was ich denn wohl mal werden wolle, und ich habe gesagt: Ich will Chemie studieren."

Was sie als Mädchen angekündigt hatte, setzte sie als junge Frau an der Universität Bayreuth auch um - aus zwei Gründen: Zum einen war sie vorbelastet durch ihre Eltern, die in Rothwind das Labor "analab" gegründet hatten, zum anderen machte ihr die Chemie auch in der Schule immer Spaß. Jetzt ist sie Geschäftsführerin des Labors, das sich auf Wasser-, Umwelt- und Qualitätskontrollen spezialisiert hat. Gestern Nachmittag gehörte sie zu den Referenten, die die Elftklässler des MGF-Gymnasiums über das Thema "Wirtschafts- und Arbeitsregion Kulmbach" informierten.

Und diese machten bei den angehenden Abiturienten Werbung dafür, nach dem Studium eine Karriere in der Region anzustreben.

Der Grund: Auch für den Unternehmensstandort Landkreis Kulmbach ist die "Fachkräfte-Sicherung" ein wichtiges Thema. "Es kann nicht sein, dass junge Leute auswärts studieren und uns dann dauerhaft verlassen", sagte Regionalmanagerin Karin Töpfer vom Landratsamt, auf dessen Initiative die Infoveranstaltung stattfand. Dagegen sprächen, so Töpfer, die "harten Fakten" für die Region - attraktive Arbeitsplatzangebote, Lebensqualität und -perspektiven. Auch gebe es zahlreiche Möglichkeiten, in Oberfranken zu studieren.


Viele Vorteile

Als Vorteile nannte sie nicht nur die Vielzahl von Studiengängen, sondern auch die Faktoren Zeitersparnis, Kostenersparnis und Nähe zu Familie, Freunden und Hobbys. "Dort arbeiten, wo man studiert hat - das passiert oft. Aber deshalb ist der Arbeitsmarkt in den Universitätsmetropolen auch so heiß umkämpft", so Karin Töpfer, die Studienabgängern empfahl, auch die Wirtschaftsstruktur in der Region zu beachten: starker Mittelstand, erfolgreiche Familienunternehmen mit flachen Hierarchien und, wie beim Studium, die Zeitersparnis. "Wer in München schon mal eine Stunde im Stau stand, weiß das", sagte sie und wünschte sich: "Tobt euch ruhig aus, aber kommt wieder!"


Gute Chancen für junge Ärzte

Wie es um die Möglichkeiten in Kulmbach im medizinischen Bereich steht, erläuterte der Leitende Oberarzt an der Fachklinik Stadtsteinach, Ralf Kneitz. Er hat sein Abitur 1994 am MGFG "gebaut" und von 1996 bis 2002 in Würzburg studiert. "Als junger Arzt hat man im Landkreis sehr gute Chancen auf eine Anstellung und auf gutes Geld. Das Anfangsgehalt beträgt 3800 Euro", so Kneitz, der seine positive Prognose sogleich mit Zahlen untermauerte. "Es gibt bei uns 380 Ärzte. Allein mit den Abiturienten, die Medizin studieren können und wollen, kann der Bedarf nicht gedeckt werden." Dies sei auch der Grund dafür, warum am Klinikum Kulmbach viele ausländische Fachärzte beschäftigt sind.

Was die Praxisärzte betreffe, sei ein Durchschnittsalter von über 55 Jahren zu verzeichnen. Dies werde dazu führen, dass in etwa fünf Jahren ein großer Generationswechsel eintritt.
Ein Manko verhehlte Kneitz allerdings nicht: Auf einen Studienplatz kommen 4,9 Bewerber. "Da muss die Politik dringend etwas tun", forderte er, zog aber für seinen Berufsstand ein positives Fazit: "Das Studium der Medizin ist eines der längsten und schwersten, die es gibt - aber es lohnt sich."


"Nur das, was Spaß macht"

Einen wichtigen Aspekt, der mit der Fachkräfte-Sicherung in der Region primär freilich nichts zu tun hat, gab Diplom-Chemikerin Silke Taubmann ihren aufmerksam lauschenden Zuhörern mit auf den Weg: "Man sollte wirklich nur das machen, was einem Spaß macht. Denn nur dann kommt es zu einem guten Abschluss."