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Kulmbacher Fernbus fährt täglich nach Zürich


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 04. April 2013

Ein neue Fernbus-Linie startet am Kulmbacher ZOB und bietet auch eine direkte Verbindung nach München. Ob sich das Angebot etabliert, muss sich noch zeigen.
Fernbusfahrer Karl Maikisch bedauert, dass nach großem Interesse am ersten Tag derzeit kein Passagier am ZOB einsteigt. Fotos: Sonja Adam


Mit dem Zug fahren oder doch lieber mit dem eigenen Auto? Wer von Kulmbach aus auf Reisen geht, hatte bislang nur diese beiden Alternativen, mit Glück und zeitlicher Flexibilität vielleicht noch die Chance auf eine günstige Mitfahrgelegenheit. Seit letzter Woche gibt es eine zusätzliche Option: den Fernbus. Das Unternehmen "Meinfernbus", das seit einem Jahr sein Netzwerk in ganz Deutschland aufbaut, hat Kulmbach neu in seinen Fahrplan aufgenommen. Vom ZOB kann man nun täglich ab 7.40 Uhr über München bis nach Zürich fahren.


Fahrer startet mit leerem Bus
Um halb acht steht der grüne Fernbus an der Reisebus-Station des ZOB zum Einsteigen bereit. Fahrer Karl Maikisch, ein gut gelaunter Österreicher, ist nach einer Übernachtung im Kulmbacher Hotel Ertl startklar. Der 44-Jährige steigt mit seiner grünen Jacke in den Bus.

Doch auf Passagiere wartet er zunächst vergeblich. "Heute kommt niemand. Zumindest gibt es keine Buchungen über die Agenturen oder übers Internet." Er wartet bis zur Abfahrt, ob sich jemand spontan entscheidet, und startet dann mit leerem Bus.

Ein Kulmbacher Busfahrer äußert sich zu den neuen Fernbuslinien by Infranken.de

Am ersten Tag stiegen elf Fahrgäste in Kulmbach ein, doch seither ist die Resonanz mäßig. "Die Linie ist noch neu und muss sich erst etablieren", sagt Maikisch, und hofft, dass er bald viele Passagiere Richtung München befördern wird. Bequem sei das Reisen per Bus, sagt er, und wer möchte, kann an Bord kostenlos WLAN nutzen.
Johannes Faßold aus Schlömen wird vielleicht bald einer von ihnen sein. Der 33-Jährige ist ein engagierter Verfechter öffentlicher Verkehrsmittel und leidenschaftlicher Radfahrer.

Die Fernbus-Haltestelle in Kulmbach ist ein Schritt in die richtige Richtung, findet er, obwohl er persönlich der Bahn den Vorzug gibt, "weil man da unterwegs herumlaufen kann". Prima findet er, dass er das Fahrrad im Fernbus mitnehmen kann und dass es Hilfe beim Ein- und Ausladen des Gepäcks gibt.

Pluspunkte gibt es aus seiner Sicht für den Klimaschutz-Gedanken des Unternehmens, das damit wirbt, nachhaltig und ressourcensparend zu arbeiten. "Treibhausgase werden auf ein Minimum reduziert", betont Florian Rabe von der Pressestelle des Berliner Unternehmens. "Der Kunde kann mit uns aber auf Wunsch sogar komplett klimaneutral fahren."


22 Cent für das gute Gewissen
Wie funktioniert das? Durch einen kleinen freiwilligen Aufschlag auf den Ticketpreis kompensiert der Fahrgast die mit "Meinfernbus" gefahrenen Kilometer und alle dabei entstehenden Treibhausgas-Emissionen - für die Strecke

Kulmbach München beträgt der Zuschlag 22 Cent. Der gezahlte Beitrag wird während der Buchung automatisch auf Basis der Streckenkilometer berechnet.

Mit dem Geld werden internationale Klimaschutzprojekte vornehmlich in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt. Ausschließlich Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden gefördert, sodass Treibhausgase direkt an der Quelle vermindert und klimabelastende Energiequellen durch saubere ersetzt werden. Die Firma garantiert, dass mindestens die gleiche Menge an CO 2 reduziert wird, die durch die Fahrt verursacht wird.

Florian Rabe hofft, dass auch Kulmbacher Reisende dieses Ziel unterstützen: "Von Oktober bis Dezember 2012 haben unsere Fahrgäste insgesamt bereits 110,6 Tonnen CO 2 kompensiert." Für Johannes Faßold ist das keine Frage: "Die freiwillige Abgabe würde ich auf jeden Fall zahlen.

Ich sehe darin einen Anreiz, verreisen und dabei trotzdem etwas für den Klimaschutz tun zu können."

Trotzdem bleibt bei dem 33-Jährigen eine gewisse Skepsis: "Ich wünsche mir eine öffentliche Diskussion über die Frage, wie gleich oder ungleich die Verkehrsmittel in Deutschland behandelt werden." Lenkzeiten und die Bezahlung der Fahrer sind für ihn ebenso ein Thema wie Nutzungsgebühren für Straße und Schiene. "Die Liberalisierung des Fernbus-Verkehrs ist gut und war überfällig. Aber sie sollte nicht dazu führen, dass künftig nicht mehr ins Bahnnetz investiert wird."

Unternehmen Die MFB MeinFernbus GmbH wurde im Juni 2011 in Berlin gegründet.

48 Busse steuern derzeit täglich 42 Ziele in Deutschland, Frankreich und der Schweiz an.

Start ab Kulmbach Morgens Abfahrt um 7.40 Uhr vom ZOB in Kulmbach, Ankunft München 11.20 Uhr, 16.40 Uhr in Zürich. Rückfahrtmöglichkeit von München täglich um 18.15 Uhr, Ankunft Kulmbach 21.40 Uhr.

Fahrkarten Online-Buchung über www.meinfernbus.de