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Kulmbacher Entenweiher geht das Wasser aus


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 17. Juli 2015

Weil der Wasserspiegel des Weihers am Schießgraben absinkt, ist das städtische Tiefbauamt der Sache auf den Grund gegangen. Ingo Wolfgramm glaubt, die Ursache des Übels gefunden zu haben.
Der Wasserstand im Entenweiher am Schießgraben ist niedrig. Nachbarn in der Trendelstraße befürchten, dass der Zulauf ganz versiegen könnte. Foto: Stephan Tiroch


Den Trampelpfad durch das Gestrüpp, der von der Trendelstraße hinauf zu den Drei Steinen führt, kennen die wenigsten. MGF-Schüler, die im Stadtteil Weiher wohnen, nutzen den steilen Anstieg als Abkürzung. Sonst verirrt sich da droben kaum jemand. Doch dort hinauf muss man, um die Ursache zu finden, warum der Wasserspiegel im Entenweiher am Schießgraben immer weiter absinkt.

Es geht um das Wasser aus dem so genannten Hummelsbrunnen in der Trendelstraße, von dem der Entenweiher gespeist wird. Aus der Quelle am Rehbergaufstieg - die aus Sandstein gemauerte Brunnenstube liegt unmittelbar neben dem Trampelpfad - tröpfelt derzeit nur ganz wenig Wasser. Und unten kommt noch weniger an, so dass es die Entenmutter mit ihren Küken gar nicht so leicht hat, ans Ufer zu kommen.


Ort der Entspannung

Nachbarn machen sich Sorgen, dass der Zulauf des Weihers gar versiegt. Maria Ribbrock befürchtet, dass die Tage des Entenweihers gezählt sein könnten. "Die kleine Grünanlage ist doch so ein schöner Ort für die Entspannung", sagt sie.

Laut Georg Berold, der seit fast 50 Jahren in der Trendelstraße wohnt, sind früher der Gärtnereibetrieb seiner Familie und der Weiher problemlos vom Hummelsbrunnen gespeist worden. "Da war genug Wasser da", weiß Berold. Der Enten weiher, wo sich schon Generationen von Kulmbacher Liebespaaren getroffen haben, dürfe nicht austrocknen, betont er.

Der Entenweiher ist erst seit 30 Jahren eine Oase der Ruhe. Durch die Umgestaltung des Schießgrabens und den Abriss der Häuser zwischen ULF-Pfarrkirche und MGF-Gymnasium ist die kleine Wasserfläche, die Anfang des 20. Jahrhunderts der benachbarten Eberlein- und dann Kapuzinerbräu als Eisweiher dient, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.

In der Stadtverwaltung weiß man den Wert der Grünanlage sehr wohl zu schätzen. Der Leiter des Tiefbauamts, Ingo Wolfgramm, beschäftigt sich schon seit eineinhalb Jahren mit dem Problem und glaubt, die Ursache des Übels gefunden zu haben. Er nimmt uns mit hinauf zu besagter Brunnenstube. 250 Meter geht es steil bergauf - fast bis zu den Drei Steinen.


Alte Rohre undicht

"Wir haben entdeckt, dass die alten Rohre undicht waren", erklärt er. Darauf hätten Mitarbeiter des Bauhofs schon im vergangenen Herbst im oberen Teil eine neue Leitung verlegt, "und das Wasser ist wieder gelaufen". Es sei nicht einfach gewesen, "viel Handarbeit, weil man in dem unwegsamen Gelände nur einen Minibagger einsetzen konnte ".

Dass es beim Wasserstand im Entenweiher jahreszeitliche Schwankungen gibt, sei normal, sagt er. Eine Spezialfirma habe nun allerdings festgestellt, dass es auch im unteren Zulauf zum Hummelsbrunnen undichte Stellen gibt. Hier soll nach dem Bierfest ebenfalls die Leitung ("PVC-Rohre, die man reinigen kann") erneuert werden. Das heißt, wieder den ganzen Bewuchs und das Gestrüpp entfernen und aufgraben - teilweise über zwei Meter tief. "Da sind zwei Mann zwei Wochen beschäftigt", erläutert Wolfgramm. "Wenn dann alles gerichtet ist, sollte das Wasser aus dem Hummelsbrunnen wieder im Weiher ankommen."

"Das kriegen wir hin", sagt der Tiefbauamtsleiter beim Abstieg. Wobei auch er überrascht ist, dass der Brunnen schon über 300 Jahre auf dem Sandsteinbuckel hat.


Uralter Brunnen

Wolfgramms Kollege im Stadtarchiv, Erich Olbrich, kann die in Sandstein gemeißelte Inschrift an der Wand der Brunnenstube entziffern: Demnach hat ein gewisser Johann Christoph Dobenecker "Diese Brun(n) Stube welche zu seinen anererbt Dobeneckers Castenlehenbaren Stael (oder Stadt) Garttenhaus und Gartten gehörig wiederum reparie(ren)" lassen. So geschehen im Jahr 1680.


Wasser für die Prinzessin

Vor 300 Jahren hat der Hummelsbrunnen eine hochherrschaftliche Grünanlage bewässert: den Garten der am Bayreuther Hof in Ungnade gefallene Prinzessin Christiane Sophie Wilhelmine, die 1722 nach Kulmbach verbannt wird und in der Trendelstraße ein barockes Sommerpalais bewohnt. Dort steht jetzt der Erweiterungsbau des MGF-Gymnasiums.

Im Winter lebt die Markgrafentochter im heute Prinzessinnenhaus genannten Gebäude am Ende der Oberen Stadt. Es ist vor einigen Jahren von der Arbeiterwohlfahrt saniert worden.