Kulmbacher Brandstifter: Dümmer, als die Polizei erlaubt
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Montag, 03. Dezember 2018
Das Trio brach auch mehrere Parkscheinautomaten auf - und vergaß einmal sogar die Beute.
Schwere Jungs stellt man sich anders vor. Was den Kulmbacher Brandstiftern - hier der Bericht vom ersten Prozesstag - vorgeworfen wird, hört sich zwar heftig an: Diebstahl, Diebstahl mit Waffen und Sachbeschädigung sowie Brandstiftung und schwere Brandstiftung. Aber bei ihrer gesamten Vorgehensweise waren die drei Bürschla im Alter von 18, 20 und 21 Jahren an Stümperhaftigkeit fast nicht zu übertreffen.
Brandserie an Ostern
Vor der Jugendkammer des Landgerichts Bayreuth müssen sie sich unter anderem für eine spektakuläre Brandserie verantworten, die Kulmbach über die Osterfeiertage in Atem hielt. Dabei ging auch ein Holzrückezug beim "Waldschlössla" (Gemeinde Ködnitz) in Flammen auf, und das Einzelanwesen Wehrhaus bei Unterdornlach wurde schwer beschädigt.
Wie sich am zweiten Prozesstag herausstellte, ist das Trio für eine Reihe weiterer Straftaten in Kulmbach verantwortlich: Vandalismus in Parkhäusern, Aufbruch von Parkschein- und Zigarettenautomaten sowie der Münzferngläser auf der Plassenburg.
Kraut erst richtig fett gemacht
Aber Reichtümer erbeuteten die Angeklagten, die die Vorwürfe weitgehend einräumen, nicht. Beim Kassenautomaten im Kaufplatzparkhaus vergaßen sie sogar die Beute. Anschließend klauten sie Positionsleuchten, wie sie an Baumaschinen oder Müllfahrzeugen angebracht sind, die sich praktisch nicht verkaufen lassen. Und dann kamen die drei Spezialisten auf die Idee, die Tatorte anzuzünden, um die Spuren ihres kleinkriminelles Treibens zu verwischen. Damit machten sie das Kraut erst richtig fett.
Was würde der Volksmund dazu sagen? Dümmer, als die Polizei erlaubt.
Geheimtipp Nutella
Die Jugendkammer mit dem Vorsitzenden Michael Eckstein hörte am Montag die Eigentümerin des denkmalgeschützten Einzelanwesens Wehrhaus, das sie 1980 gekauft ("war eine Ruine") und mit großem Aufwand saniert hatte. Sie habe, so die Zeugin, am Karsamstag noch die Mausefallen mit Nutella ("ein Geheimtipp") bestückt. Im Haus sei alles in Ordnung gewesen, "dann sind wir in Urlaub gefahren". In der Schweiz hätten sie und ihr Mann anderntags die Nachricht von der Brandstiftung bekommen und seien gleich wieder heimgefahren.
Für die Zeugin war es schwer, die Bilder von der Brandnacht anzuschauen. "Schlimm, es ist ein Jammer", meinte sie. Den Schaden bezifferte sie auf 40.000 Euro. Das Nebengebäude sei total abgebrannt und werde nicht mehr aufgebaut. Die Schäden am Wohnhaus seien reparabel.