Ein prachtvoller Anblick: Die Kulmbacher Büttner bei ihrem traditionellen Reifentanz, mit dem sie unter anderem die Bierwoche eröffnen. Foto: Archiv/Seyboldt
Eine Aufnahme aus dem Jahr 1939. Foto: Archiv/privat
In der Zeit zwischen den Weltkriegen entstand dieses Foto. Foto: Archiv/privat
Festzug in Nürnberg mit Beteiligung der Büttner. Foto: Archiv/privat
Beim Bockbieranstich sind die Büttner dabei. Foto: Horst Wunner
Im Bayerischen Wald präsentierten die Kulmbacher Büttner ihren traditionellen Reifentanz. Foto: Achim Schneider
Höhepunkt eines bürgerschaftlichen Treffens zum Tag der deutschen Einheit auf dem Kulmbacher Marktplatz war der Auftritt des Büttner-Fachvereins, der seinen Tanz aufführte. Foto: Archiv BR
Kein Bierwochen-Auftakt ohne Büttnertanz Foto: Archiv/Barbara Herbst
Botschafter ihrer Heimatstadt waren die Kulmbacher Büttner beim Kilianifest-Umzug in Würzburg. Foto: privat
Auftritt vor großer Kulisse: die Büttner in Kloster Weltenburg. Foto: Archiv/privat
Vor 250 Jahren wurde in Kulmbach zum ersten Mal der Büttnertanz aufgeführt. Der Verein, der aus einer Handwerkszunft hervorgegangen ist, plant im Jubiläumsjahr viele Aktionen.
Dass künftig ganze Busladungen von Touristen so wie in München den Kulmbacher Marktplatz bevölkern werden, um dem Glockenspiel zu lauschen, ist nicht zu erwarten. Aber die Kulmbacher selbst werden sich wohl gerne musikalisch an eine alte Tradition erinnern lassen, wenn demnächst immer samstags um 10 Uhr die Melodie des Büttnertanzes zu hören ist.
Vor 250 Jahren wurde in Kulmbach zum ersten Mal der Büttnertanz aufgeführt. Das Büttnerhandwerk selbst ist mittlerweile so gut wie ausgestorben. Die Tanztradition hingegen ist lebendig. Zu verdanken ist das dem Büttnerfachverein, der nach wie vor mit seinen Auftritten viele Feste und Feiern bereichert und längst weit über die Region hinaus zum Botschafter der Bierstadt Kulmbach geworden ist.
Achim Schneider, derzeit Vorsitzender des Vereins, weiß, was es mit der Tanz-Tradition auf sich hat: "Die ersten Tänze der Fassmacher entstanden nach einer Pest-Epidemie, um die Menschen wieder auf andere Gedanken zu bringen." Vorreiter waren wohl die Münchner, deren Schäfflertanz auf das Jahr 1517 zurück gehen soll. Überall dort, wo es Fassmacher gab - die sich je nach Region Schäffler, Büttner, Böttcher, Küfer oder Fassbinder nannten - verbreitete sich der Tanz. In Kulmbach ist er für das Jahr 1765 zum ersten Mal belegt. Der Kulmbacher Apotheker Wilhelm Martius berichtet von einem Reifentanz, den er als Kind gesehen hatte.
Verein seit 1891
Nach jener ersten Erwähnung freilich geben die Geschichtsbücher erst einmal nicht mehr viel her, wenn es um den Büttnertanz geht.
Erst im Jahr 1891 ist wieder von einem Büttnertanz in Kulmbach die Rede. In diesem Jahr schließen sich die Fassmacher der Stadt zu einem Verein zusammen - damals noch ein Zunftbündnis, in das nur aufgenommen wurde, wer auch wirklich den Beruf des Büttners ausübte.
Zwei Weltkriege sorgten dafür, dass sich keine ununterbrochene Tradition des Tanzes entwickeln konnte. 1926 wurde der Tanz anlässlich einer Gewerbeschau in Kulmbach aufgeführt. Erst im Jahr 1950 unternahm man es erneut, an die alte Tradition anzuknüpfen. Die Initiatoren der Versammlung waren die Vertreter der großen Büttnereien in Kulmbach. Die Namen Brückner, Schauer oder Lauterbach sind hierbei an erster Stelle zu nennen.
Am 7.Juli 1950 konnte anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Büttnerei Brückner in Melkendorf der erste Auftritt nach dem Zweiten Weltkrieg stattfinden.
Heute ist der Tanz der Hauptzweck des Vereins. Die Mitglieder kommen aus allen möglichen Berufen - einige wenige "echte" Büttner sind noch dabei. Aber sie tragen gerne dazu bei, die Erinnerung an ein einst bedeutendes Handwerk wach zu halten, dem seit 2007 auch ein Denkmal auf dem Kulmbacher Marktplatz gewidmet ist.
Wettbewerb und Ausstellung
250 Jahre Büttnertanz - ein stolzes Datum. "Aber wir wollen kein großes Fest veranstalten", sagt Vorsitzender Achim Schneider. "Sondern wir wollen durch viele verschiedene Aktionen das Interesse der Menschen für gelebtes Brauchtum wecken."
So hat beispielsweise die Kulmbacher Brauerei den Plakatwettbewerb zur diesjährigen Bierwoche unter das Motto "250 Jahre Büttnertanz" gestellt.
Zur Eröffnung der Bierwoche Ende Juli werden die Büttner selbstverständlich wieder dabei sein - mit dem Tanz auf dem Marktplatz und mit einem Festwagen im Festzug. Ebenfalls im Juli soll in Zusammenarbeit mit den Kulmbacher Einzelhändlern und dem "Fritz"-Einkaufszentrum eine Ausstellung in den Schaufenstern der Stadt gezeigt werden. Ein besonderes Schmankerl erwartet die Zinnfigurenfreunde: Zur Zinnfigurenbörse wird es eine neue Serie geben, in deren Mittelpunkt die Büttner stehen.
Und natürlich soll auch die Tatsache, dass das Kulmbacher Glockenspiel - so wie das große Vorbild in München - bald die Büttner-Melodie spielt, gebührend gefeiert werden. Achim Schneider wartet nur noch auf ein Signal aus dem Rathaus.
Dann kann der Umtrunk auf dem Marktplatz beginnen.
Ein besonderes Geschenk
Dass der Büttnertanz im Jahr 1765 in Kulmbach aufgeführt wurde, ist durch Quellen belegt. Auch dass sich 1891 der "moderne" Büttnerfachverein gründete, der zwischen den Weltkriegen und dann ab den fünfziger Jahren die Tradition des Tanzes wieder aufnahm und sie bis heute pflegt, ist belegt. Die Zeit dazwischen bleibt im Dunkeln. Ob die Büttner in dieser Zeit ihren Tanz aufführten, wie rege das Gemeinschaftsleben in der Zunft war - das konnte niemand so genau sagen, den Aufzeichnungen gab es nicht. Sie waren wohl, so wurde gemutmaßt, mit der Zunfttruhe der Büttner verbrannt.
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr hat Vorsitzender Achim Schneider nun eine höchst erfreuliche Nachricht erhalten.
Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg hat man wohl die Zunfttruhe der Kulmbacher Büttner entdeckt. Noch sind keine Details bekannt. Aber vielleicht wissen die Kulmbacher bald mehr über den traditionsreichen Reifentanz jener Handwerker, die einst den guten Ruf der Bierstadt Kulmbach mitbegründet haben.
Der Verein sucht neue Mittänzer
Laube, Krone, Kreuz, Fasstreiben und Reifenschwung: Der Büttnertanz steckt voller Symbolik. Was es mit den Tanzfiguren auf sich hat, erläutert eine Tanzbeschreibung, die auf der Internet-Seite des Vereins zu finden ist (www.buettnerverein-kulmbach.de).
Die Tradition weiterzugeben, ist Anliegen des Vereins. Und dafür wünscht man sich im Jubiläumsjahr Verstärkung.
"Etliche unserer Tänzer sind aus Altersgründen ausgeschieden", sagt Vorsitzender Achim Schneider. "Wir würden uns über Nachwuchs sehr freuen."
Willkommen sind Männer ("derzeit noch nur Männer" sagt Schneider und weiß, dass das Thema ein heißes Eisen ist), die ihren Lebensmittelpunkt in Kulmbach oder drumherum haben - egal, welchen Beruf sie ausüben.
Tänzerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; ein wenig Taktgefühl und Gespür für die Musik schadet allerdings nichts.
Eines sollten die "Neuen" vor allem mitbringen: "Das Interesse an Tradition und Heimatpflege und die Bereitschaft, dies weit über die Grenzen der Stadt hinauszutragen."
Kontakt
Vorsitzender des Vereins ist Achim Schneider, Telefon 09221/3165.
Probe ist immer am Donnerstag um 19 Uhr in der Turnhalle der Schule Burghaig.