Kulmbacher bringen die Wärme ins Ahrtal
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Donnerstag, 14. Oktober 2021
Wieder fährt ein Helferkreis ins Katastrophengebiet im Ahrtal. Mit dabei sind diesmal auch Mitarbeiter von Sanitärbetrieben. Sie haben einen Spezialauftrag.
Die Ortschaften sind heute "besenrein", wie es im Ahrtal heißt, das im Juli von der Flut schwer getroffen worden war. Die allermeisten Schuttberge sind verschwunden. "Doch nach wie vor werden viele helfende Hände gebraucht", sagt Natalja Kausich vom Kulmbacher Helferkreis.
Häuser müssen winterfest gemacht werden, Sanierungsarbeiten laufen. "Es werden Elektriker, Heizungsbauer oder Verputzer gesucht, auch Leute, die beispielsweise die Weinbauern bei der Ernte unterstützen, die sich in diesem Jahr aufgrund des schlechten Wetters verspätet hat", sagt die 29-Jährige, die alle Kulmbacher um Unterstützung bittet. "Packt mit an!" lautet ihr Aufruf. An den Wochenenden vom 22. bis 24. sowie vom 29. bis 31. Oktober sollen Hilfstrupps aus dem Landkreis Kulmbach mit Bussen ins Katastrophengebiet starten.
"Damit Leitungen nicht platzen"
Doch nicht nur Privatleute, auch Fachkräfte machen sich auf den Weg ins Ahrtal. "Die Zeit drängt", sagt Alexander Meile, Vorstandsmitglied der Kulmbacher Innung Sanitär, Heizung und Klima. Mitarbeiter von Innungsbetrieben würden sich auf die Reise begeben, um Wasserleitungen, die nach der Flut nur provisorisch verlegt worden sind und teils sogar über der Erde liegen, winterfest zu machen. "Damit sie bei Frost nicht platzen." Heizungen, die nicht mehr funktionieren, müssten repariert oder ersetzt werden, so Meile, der mitteilt, dass sich auch Bau- und Heizungstechniker der Staatlichen Technikerschule in Kulmbach auf den Weg nach Rheinland-Pfalz machen. "Know-how wird dort dringend benötigt."
Einer, der im Ahrtal seit vielen Wochen seinen Mann steht, ist der Mainleuser Tim Pistor. Der 36-Jährige, ein freiberuflicher Software-Entwickler, gehört zu den Kräften, die im Gewerbegebiet in Grafschaft den Freiwilligen-Einsatz koordinieren und dafür sorgen, dass jede helfende Hand am richtigen Ort landet. Pistor gehört zum Team "Helfer-Shuttle". Was das ist? Die Gründer des "Helfer-Shuttles", Thomas Pütz und Marc Ulrich, haben innerhalb weniger Wochen eine Zentrale für die Freiwilligen rund um das Gebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler aufgebaut. Um die Arbeiten zu koordinieren, weil sich unmittelbar nach der Flut viele auf eigene Faust auf den Weg gemacht haben, die Hilfe aber nicht zielgerichtet angekommen ist.
Das Camp als Übernachtungsquartier
Heute werden die Helfer von einem Camp aus, das sich im Innovationspark Rheinland befindet, zu ihren Einsatzorten gebracht. "Im Camp können alle ihre Autos parken. Sie werden dann mit kleinen und großen Bussen ins Flutgebiet gefahren", sagt Tim Pistor. Auf dem Areal befinden sich ein Sanitätszelt, WCs und Toilettenanlagen.
Die Freiwilligen können dort auch übernachten. "Es gibt Unterkünfte mit Betten und Containern, für die Verpflegung wird ebenfalls gesorgt", teilt Natalja Kausich mit, die sich wie Tim Pistor und Alexander Meile wünscht, dass sich in den nächsten Wochen viele Fluthelfer aus dem Landkreis auf den Weg machen und mit anpacken.
Mit Gummistiefeln und Handschuhen
Wer sich beteiligen will, müsse nicht unbedingt eine Arbeitskleidung mitbringen. "Obwohl das sicherlich hilfreich wäre. Wichtig ist es, dass jeder Gummistiefel, Handschuhe und Masken dabei hat", stellt Natalja Kausich fest, die die Fahrt mit ihrer Mutter Uschi organisiert. Sollte die Resonanz groß sein, werde man auch an den ersten Wochenenden im November mit Reisebussen ins Ahrtal fahren.