Druckartikel: Kulmbacher Brettla: Die Endrunde naht

Kulmbacher Brettla: Die Endrunde naht


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Samstag, 09. November 2013

Mehr als hundert Bewerber hat es für den Kulmbacher Kleinkunstpreis "Kulmbacher Brettla" gegeben. Neun sind jetzt noch in der Vorrunde im Rennen. Alles Könner, konnten die Kleinkunst-Fans, die den Weg zur ersten Vorrunde gefunden haben, feststellen.
Der stolze Sieger - Leopold Toriser. Er hat sich mit seinen Kühlschrank-Geschichten und Bild-Interpretationen für die Endrunde qualifiziert. Fotos: Sonja Adam


Platz für Kleinkunst-Freunde hätte es bei der ersten Vorrunde im Untersteinacher Kleinkunst-Brettla noch jede Menge gegeben. Denn gerade einmal 26 Kunstfreunde fanden den Weg ins Kleinkunst-Brettla. Nicht mehr, der Saal war mehr als zur Hälfte leer. Und das, obwohl es die Profikünstler kostenlos zu sehen gegeben hat.

Schon im Vorfeld hat der Vorstand des Kulmbacher Kleinkunst-Brettlas die neun vielversprechendsten Acts ausgewählt: Menschen, aus ganz Deutschland, und den benachbarten Ländern, die jede Menge Bühnenerfahrung haben. Aber immer nur einer des Vorrunden-Trios kann sich dann für die Endrunde qualifizieren. Die Kandidaten haben eine halbe Stunde Zeit, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen.

Am Ende machte dann Leopold Toriser, ein Österreicher das Rennen. Und das, obwohl er den Weg nach Untersteinach anfangs gar nicht gefunden hatte, sondern bei Bayreuth abgeholt werden musste. Toriser selbst ist dreißig Jahre alt und bezeichnet sich selbst als "Endzeitclown". Er hat Ur- und Frühgeschichte studiert, war an Ausgrabungen beteiligt und ist auch Autor und Künstler. Er fand vor acht Jahren den Weg zum Kabarett. Und derzeit ist er mit seinem ersten Soloprogramm "Der Affe fällt nicht weit vom Stamm" auf den Bühnen zu sehen. Aber eigentlich nennt er das Programm jetzt neuerdings lieber "Ente - Blume - Krokodil", erklärte er. Leopold Toriser watschte den Katholizismus der Eltern ab und erfand völlig abstruse Kühlschrank-Geschichten. "Der Katholizismus ging bei uns so weit, dass meine Eltern glaubten, dass das Leben der Lebensmittel mit dem Ablaufdatum nicht vorbei ist, sondern dass es einen neuen Anfang gibt", erklärte Toriser und unkte, dass sein Leben von in Scheiben aufgeschnittener Milch und Salat in Form von gelber Flüssigkeit geprägt war. Im Gemüsefach fanden seltsame Wandlungen vom Analog- zum Digitalkäse statt. Doch Toriser hatte noch andere Kabarett-Arten als abstruse Geschichten parat: Er imitierte Marcel Reich-Ranicki und rezensierte Beipackzettel und das Pferdeheft Wendy. Und auch als Künstler gefiel er den Untersteinachern mit seinen ganz eigenen Bild-Interpretationen.

Mit elf Stimmen - und einer Stimme Vorsprung vor dem Zweitplatzierten qualifizierte er sich schließlich für die nächste Runde.

Ebenfalls hoch im Kurs der Untersteinacher stand "Pete the Beat" alias Peter Wehrmann aus Berlin. "Beat the Beat" bezeichnet sich selbst als die "deutsche Antwort auf PoliceAcadaemy. Bei der Vorrunde staunten die Untersteinacher, welche Geräusche der Beatboxer so drauf hat. Trommeln, Bass, Autos, komplette Band-Imitationen - Peter Wehrmann imitiert alles, nur mit dem Mund. Und außerdem hält Peter Wehrmann auch noch den Weltrekord im Dauerbeatboxen.

Ebenfalls witzig war Helene Mierscheid, eine Lebensberaterin aus Berlin, anzuhören. Sie hatte so manche Indiskretion aus dem Regierungsviertel parat und schonte die Politik nicht. "Die Piraten haben sich selbst versenkt, aber das kann bei Piraten natürlich schon mal passieren"; unkte sie. Doch nur fünf Stimmen konnte die Berlinerin mit ihren wirklich frisch-frechen politischen Frotzeleien auf sich verbuchen.

Info:

Die zweite Vorrunde mit "Wildes Holz", Aydin Isik und "Die Original Bauernfünfer" ist am 15. November um 20 Uhr.

Die dritte Vorrunde wird am 31. Januar 2014 mit "Hortkind", Thomas Schreckenberger und Erik Lehmann ausgetragen - ebenfalls um 20 Uhr. Eintritt frei.