Kulmbacher Brauerei setzt auf alte Marken und neue Rezepturen
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Donnerstag, 23. Juli 2020
Die Kulmbacher Gruppe trotzt auch 2019 dem Branchentrend und peilt sogar im Corona-Jahr ein positives Ergebnis an.
Keine Motorrad-Sternfahrt, keine Bierwoche, rund drei Monate null Umsatz in der Gastronomie und ein Einbruch beim Export - Corona hat die Planungen der Kulmbacher Brauerei für 2020 gehörig über den Haufen geworfen. Umso überraschender, dass Vorstandsvorsitzender Markus Stodden sagt: "Wir rechnen zwar mit einem Umsatzrückgang, dochist auch 2020 ein positives Ergebnis realistisch." Das hörten die Aktionäre gerne, als sie am Donnerstag die Jahreshauptversammlung der Kulmbacher AG am heimischen Computer mitverfolgten und von dort auch abstimmen konnten. Dabei entlasteten sie Vorstand und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit.
Stodden sprach von einem "erfreulichen Jahr 2019", in dem die Kulmbacher Gruppe mit 3,32 Millionen Hektolitern eine ähnlich hohe Menge an Getränken verkaufte wie im Rekordsommer 2018 (3,33 Millionen), den Umsatz um 0,5 Prozent auf 232 Millionen steigerte und mit einem operativen Bilanzüberschuss von 12,6 Millionen Euro deutlich über den Erwartungen (10,0) lag. Unter dem Strich verzeichnete die Kulmbacher Gruppe 2019 einen Gewinn von 5,2 Millionen Euro (2018: 5,5), von dem fünf Millionen an die Aktionäre gehen. Pro Aktie werden 1,50 Euro Dividende ausgeschüttet.
Natürlichkeit ist gefragt
"Das Unternehmen steht sehr gut da", sagte Markus Stodden. So habe man erneut dem dem anhaltend negativen Branchentrend - 2019 wurden in Deutschland 1,6 Millionen Hektoliter Bier weniger getrunken als ein Jahr zuvor - getrotzt, was zum einen neuen Rezepturen (Stodden: "Natürlichkeit ist angesagt"), zum anderen zwei alten Biermarken zu verdanken ist - Mönchshof und Kapuziner.
"Mönchshof legt ein Rekordjahr nach dem anderen hin", freute sich Stodden. Nach acht Prozent Wachstum kratzt der Hektoliter-Ausstoß von Mönchshof an der Millionen-Marke. Die größten Wachstumstreiber sind das Natur-Radler mit und inzwischen auch ohne Alkohol sowie das alkoholfreie "Naturtrübs" (20 Prozent Wachstum). Inzwischen ist jedes vierte verkaufte Bier in der Bügelverschlussflasche in Deutschland ein Mönchshof.
Auch das Auge trinkt mit. So greifen die Kunden immer öfter zur Bügelverschlussflasche, in der neben Mönchshof die Kapuziner Weißbiere (Alkoholfrei plus 4,2 Prozent) angeboten werden.
Auch bei der 85-prozentigen Tochter Bad Brambacher liege man mit Erfrischungsgetränken ohne künstliche Inhaltsstoffe und dem verstärkten Einsatz von Mehrweg-Glasflaschen voll im Trend, so Stodden.
Weniger Pilstrinker
Allerdings kaufen die Deutschen immer weniger Pils. Vier Prozent weniger wurde 2019 getrunken, das Kulmbacher Edelherb verlor sogar fünf Prozent. Stodden führt im Geschäftsbericht 2019 einige Gründe dafür an, unter anderem "das Überangebot an Pilsmarken und deren geschmackliche Austauschbarkeit". Weil der Kunde immer mehr zu regionalen Bierspezialitäten greife, würde der Preiskampf im Pils-Markt immer härter: "Über 70 Prozent der Pils-Biere werden nur zu Aktionspreisen verkauft", beklagt Stodden.