Kulmbacher Brauerei AG hat ihren Gewinn fast verdoppelt
Autor: Peter Müller
Kulmbach, Mittwoch, 11. Mai 2016
Die Kulmbacher Brauerei hat ihr Ergebnis von 2,8 auf 5,4 Millionen Euro gesteigert. Besonders profitabel war der Ausbau des Spezialitäten-Sortiments.
Vorstandssprecher Markus Stodden wollte die gute Nachricht gleich zu Beginn der Hauptversammlung in der Dr.-Stammberger-Halle loswerden: "Die Kulmbacher Brauerei AG konnte das Geschäftsjahr 2015 mit einem Unternehmensergebnis von 5,4 Millionen Euro abschließen." Der Gewinn hat sich damit fast verdoppelt (Vorjahr: 2,8 Millionen Euro).
Der nach handelsrechtlichen Vorschriften ermittelte Bilanzgewinn beläuft sich auf 4 272 434,58 Euro. Für dessen Verteilung schlug die Geschäftsführung den Aktionären vor, 739 200 Euro als Dividende auszuzahlen (22 Cent je Aktie und damit eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr), 33 234,58 auf neue Rechnung vorzutragen und 3,5 Millionen Euro zur weiteren Stärkung des Eigenkapitals in die anderen Gewinnrücklagen einzustellen.
Diesem Vorgehen wurde zwar mit großer Mehrheit ebenso zugestimmt wie Aufsichtsrat und Vorstand für das Geschäftsjahr 2015
Die Erfolgsgaranten
Wie Vorstandssprecher Markus Stodden erläuterte, habe insbesondere der weitere Ausbau des Spezialitäten-Sortiments zur positiven Geschäftsentwicklung der Kulmbacher Gruppe beigetragen. Erfolgsgaranten seien auch im vergangenen Jahr, das von einem überdurchschnittlich heißen Sommer begünstigt worden sei, das alkoholfreie Mönchshof Naturtrüb's, das Natur Radler, das erstmals die Marke von 100 000 Hektolitern überschritten habe, und die vor allem auf die junge Generation ausgerichtete Würzburger Marke "Sternla" gewesen.
Erfolgreich eingeführt worden seien der Helle Bock von Mönchshof, das Scherdel Zoigl, der Helle Bock der Sternquell Bürgerbräu und die Sternquell-Bierbrause Granatapfel.Stolz zeigte sich Stodden darauf, dass sich die Sonderabfüllungen der Mönchshof-Biere im Retro-Look zum Verkaufshit entwickelt haben: "Nicht zuletzt aufgrund des Umstands, dass Mönchshof das mit weitem Abstand meistgetrunkene naturtrübe Kellerbier in Deutschland ist, konnte der nationale Marktanteil im Bügelverschluss-Segment auf fast 19 Prozent ausgebaut werden."
Preiserhöhungen belasteten
Der Vorstandssprecher verhehlte nicht, dass der "Kulmbacher"-Absatz im "äußerst preisaggressiven Pilsmarkt" wegen einer konsequenten Preiserhöhung 2015 rückläufig gewesen ist. Das "Edelherb" habe dennoch seine Marktführerschaft in Nordbayern behauptet.
"Kulmbacher alkoholfrei" habe Marktanteile gewonnen, während "Kapuziner", das ebenfalls durch die Preiserhöhung belastet gewesen sei, vom rückläufigen Trend im Weißbiermarkt nicht verschont geblieben sei.Gut entwickelt hat sich laut Stodden das Geschäftsfeld "alkoholfreie Getränke", das im Wesentlichen die Absätze der Marke "Bad Brambacher" umfasst. Hier seien trotz des Verbrauchertrends hin zu Billiggetränken 2015 insgesamt 970 000 Hektoliter verkauft worden.
Stark rückläufig war der Export, der mit einem Minus von 18,8 Prozent zu Buche schlug. Stodden machte dafür vor allem den Absatzrückgang in China verantwortlich, wo ein Überangebot an deutschen No-Name-Bieren im Billigpreissegment herrsche. "Und die Exporte nach Russland haben weiterhin unter der allgemeinen wirtschaftspolitischen Entwicklung gelitten."
Weniger Absatz in Wirtshäusern
Stodden kam auch auf die sich fortsetzende rückläufige Tendenz im Gastronomiegeschäft zu sprechen, die aus einem veränderten Konsum- und Ausgehverhalten resultiere. Davon sei insbesondere der ländliche Raum betroffen. Der Absatz in der Gastronomie sei um 3,2 Prozent gesunken.Im Ausblick auf die kommenden Jahre sagte Stodden, dass grundsätzlich mit einem rückläufigen Bierkonsum zu rechnen ist. Ursachen seien die demografische Entwicklung und sich weiter ändernde Verbrauchergewohnheiten.
"Preiskampf wird andauern"
Der Vorstandssprecher prognostizierte außerdem einen andauernden Preiskampf, sah aber trotz dieser Gegebenheiten "gute Chancen für die positive
Entwicklung unserer Marken". Mit neuen Bierspezialitäten in neuen Geschmacksrichtungen und kleineren, kundenfreundlichen Gebinden wolle das Unternehmen Wachstum schaffen.Mit Dankesworten - sowohl der Geschäftsführung als auch des Aufsichtsrats - wurde Betriebsratsvorsitzender Hans- Georg Prehmus, der Ende dieses Monats in den Ruhestand geht, aus dem Aufsichtsrat verabschiedet. Seine Nachfolgerin in diesem Gremium und im Betriebsrat ist Martina Weber, die sich den Aktionären gestern auch kurz vorstellte.
Dividende wurde verdoppelt - Aktionäre sind trotzdem nicht zufrieden
"Die Zahlen sind ja erfreulich." Aktionär Erik Besold aus Nürnberg begann seinen Diskussionsbeitrag in der Hauptversammlung der Kulmbacher Brauerei mit einem Lob. Dem er aber sogleich scharfe Kritik an der "unerfreulichen" Höhe der Dividende" folgen ließ.
Besold, der sich als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht sowie als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz für Nordbayern vorstellte, erhielt Unterstützung von Jens Eckhardt aus Magdeburg. Auch wenn die Ausschüttung verdoppelt worden sei, ergebe sich bei 22 Cent pro Aktie nur eine Verzinsung von 0,5 Prozent. "Damit bin ich in keiner Weise einverstanden", sagte Eckhardt, der auf das Ergebnis von 1,62 Euro pro Aktie verwies und auch nicht unbedingt die Notwendigkeit sah, die Gewinne in die Rücklagen einzustellen.
Gerd Baumgärtel monierte, dass seine mehrmals geäußerte Bitte, die Brauerei möge doch mehr technische Daten über ihre Produkte veröffentlichen, bislang unerhört geblieben sei.
"Wie viele Maß Bier haben die Jungs
getrunken?"
"Passiert ist da gar nichts", so der Redner, der sich vor allem über ein Statement des Brauerbundes mokierte: "Die haben erklärt, dass dafür auf dem Etikett kein Platz mehr sei. Also ich weiß nicht, wie viele Maß Bier die Jungs getrunken haben müssen, damit sie auf diese Begründung gekommen sind."Stefan Löffler schließlich verwies auf die bessere Entwicklung prominenter Wettbewerber wie Erdinger und Paulaner, "mit denen sich die Kulmbacher Gruppe immer gern vergleicht". Auch mit dem Rückgang der Beschäftigung zeigte er sich nicht einverstanden und fragte: "Was tun Sie für Wachstum und Produktivität?"
Vorstandssprecher Markus Stodden nahm zunächst zur Dividendenpolitik Stellung und stellte fest, dass sich die Ergebnisbeteiligung am wirtschaftlichen Erfolg orientiert. Vorrang habe die Finanzierung von Investitionen. Eine Eigenkapitalquote von 40 Prozent sei eine vernünftige Basis, auf der eine angemessene Beteiligung der Anteilseigner möglich sei. "Die jetzige Verdoppelung der Dividende hat ja auch schon gezeigt, in welche Richtung es gehen kann", so Stodden.
Zum Thema technische Daten betonte er, dass vor zwei Jahren der Internetauftritt für die Mark Mönchshof verändert worden sei. Auf der Website seien sehr viele Infos veröffentlicht - über das gesetzliche Maß hinaus. "Und weiter wollen wir auch nicht gehen, weil wir unsere Rezepturen vor möglichen Nachahmern schützen wollen", betonte der Vorstandssprecher.
Was Wachstum und Produktivität betreffe, so Stodden weiter, setze das Unternehmen seit Jahren auf Innovationen. Allein mit neuen Produkten seien in den vergangenen zwei Jahren 250 000 Hektoliter ausgestoßen worden. Zudem stünden auch neue Anlagen auf dem Plan.