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Kulmbacher Bierfest gewinnt gegen das Oktoberfest


Autor: Horst Wunner

Kulmbach, Freitag, 29. Sept. 2017

Unser Mitarbeiter Horst Wunner war auf dem Münchner Oktoberfest - und hat es mit dem Kulmbacher Bierfest verglichen.


Hier schreibt ein Kenner des Kulmbacher Bierfestes: Oft dort gewesen, das besondere, fast ein bisschen intime Ambiente genossen und sich immer wieder auf das nächste Jahr gefreut. Nach langer Zeit besuchte er jetzt mal wieder das Oktoberfest in München - und das reizte ihn zum Vergleich: Wo ist es schöner?

Gut, von den Dimensionen her ist München eindeutig Sieger. Über fünf Millionen Besucher, mehr als sechs Millionen Liter Bier ausgeschenkt, fast 400.000 Brathähnla verzehrt. Und zehn Festhallen statt einem Festzelt. Da kann die oberfränkische Bierstadt nicht mithalten.

Aber bei den Preisen liegt sie klar in Front: Eine Maß kostete heuer in der fränkischen Biermetropole 8,10 Euro statt knapp 11 Euro unten im Süden, das Essen wie Sauerbraten, Schweinshaxn und Hähnla als Beispiel ist auf der Wiesn doppelt so teuer. Allein deswegen lohnt es sich schon, in den Norden Bayerns jeweils Ende August/Anfang September zu kommen. Wo es nur drei Sachen gibt, um so ein Fest zu stemmen: Der Gerstensaft als Hit, Essen und Musik. Und ein Alleinstellungsmerkmal: Nirgends in Deutschland wird ein Bierfest mitten in der Stadt gefeiert.

Der Lärmpegel in den Festzelten auf der Wiesn hat ein paar Phon mehr, die Internationalität ist nahezu unbeschreiblich in ihrer Fülle, man steht länger und öfters auf den Bänken als in Kulmbach. Aber irgendwie hat man das Gefühl, es ist wie bei einer einer flüchtige Liebe: Große Versprechungen und wenig wird gehalten. Während hier bei uns schon während der neun Tage Ehen und dauernde Freundschaften geschlossen wurden, ist das Oktoberfest eher eine Tauschbörse ohne Wiedersehen. Riesige Massen bedeuten eben auch viel mehr Anonymität.

Doch wir wollen dem Lokalpatriotismus nicht zu viel Platz einräumen, es gibt zu Füßen der Bavaria trotz aller Hektik auch Gemütlichkeit. Wie auf der "Oidn Wiesn", wo sich das 100 Jahre alte Holzpferde-Karussell dreht und die "Dicke Bertha", ein acht Kilo schweres Stahlteil ähnlich dem "Hau den Lukas", bis zur Spitze per Armkraft gestoßen werden muss.

Oder das ursprüngliche Festzelt "Traditional", in dem Volkstänze vorgeführt werden und die Goaßlschnalzer aus dem Ries ihre Peitschen knallen lassen. Und im Garten von der "Weinstubn" ist's richtig nett, weil der Mann am Akkordeon unter dem Motto "Oana alloa" für beste Stimmung sorgt und man sich noch unterhalten kann.

Die ältere Dame, die in der Straßenbahn dem Oktoberfest-Besucher den Weg zur Wiesn erklärt: "Des is nimmer mei Wiesn, nur noch Touristenrummel und hohe Preise, a echter Münchner geht da nimmer hin". Daher: Nach Kulmbach zum Bierfest muss man jedes Jahr, nach München nicht unbedingt.