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Kulmbacher Bergwacht: Nervenkitzel und ein neuer Name


Autor: Stephan Stöckel

Kulmbach, Sonntag, 04. Oktober 2015

Die Bergwacht Kulmbach gibt sich zum 60-jährigen Bestehen den Zusatz "Obermain". Gründungsmitglied Alfred Zapf aus Kupferberg erinnert sich an alte Zeiten voller Nervenkitzel.
Die Gründungsmitglieder der Bergwacht Kulmbach-Obermain (vorne von links) Rudolf Krusche, Alfred Zapf, Helmut Pausch, Dieter Dietz und Erich Bauer mit den Offiziellen. Foto: Stephan Stöckel


Seit 60 Jahren schlägt das Herz von Alfred Zapf aus Kupferberg für die Bergwacht Kulmbach, die seit Samstag übrigens Bergwacht Kulmbach-Obermain heißt. "Es war eine schöne und erlebnisreiche Zeit", sagt der Jubilar und seine Augen glänzen.

Beim Blick auf die alten Fotos, die ihn unter anderem bei der Bergung an einer steilen Felswand im Kleinziegenfelder Tal zeigen, schweifen die Gedanken in längst vergangene Zeiten, in denen der heute 85-jährige seinem Hobby, dem hochalpinen Klettern frönte.


"In solchen Momenten bekommst du Muffensausen"


Dem Zuhörer bescheren die Erinnerungen spannende Geschichten. "Mit meinem Freund Erich Bauer war ich einmal am Großglockner klettern, als es plötzlich von oben gewaltig zu donnern begann. Steine hatten sich aus dem Fels gelöst und einem Kletterer vor uns die Fersen aufgerissen." Mit einem Rettungsschlitten habe man den Verletzten bis zum Fuß des Gletschers transportiert. Dabei, so Zapf, sei auch noch das Wetter umgeschlagen. Es sei diesig geworden und habe angefangen zu schneien. "In solchen Momenten bekommst du Muffensausen", gibt der Jubilar zu, der das Klettern als Nervenkitzel empfunden hat.

Zusammen mit Erich Bauer, Dieter Dietz, Rudolf Krusche und Helmut Pausch - allesamt Männer der ersten Stunde - wurde er am Samstag von Bereitschaftsleiter Thomas Gremer geehrt. Jeder von ihnen erhielt eine Erste-Hilfe-Tasche, die die Bergwacht zum Jubiläum anfertigen ließ.


16 Aktive - Tendenz steigend


Die Ehrung ging im idyllischen Weismainer Ortsteil Wunkendorf neben dem Feuerwehrgerätehaus über die Bühne, wo man am Samstag gleich drei Gründe zum Feiern hat: Neben 25 Jahre deutsche Einheit war es das achte Juraturm-Fest, in dessen Rahmen die Bergwacht Kulmbach ihr 60-jähriges Bestehen feierte. Hunderte von Besuchern aus nah und fern waren gekommen, um ein paar schöne Stunden bei mildem und sonnigem Herbstwetter zu verleben.

Zudem gaben sich die Aktiven an ihrem Geburtstag einen neuen Namen: aus der Bergwacht Kulmbach, die am 31. Mai 1955 das Licht der Welt erblickt hatte, wurde die Bergwacht Kulmbach-Obermain. 16 Frauen und Männer gewährleisten derzeit eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Drei Anwärter bereiten sich zudem auf ihren Dienst vor.

Das Einsatzgebiet umfasst neben dem Landkreis Kulmbach sowie Randgebieten der Landkreise Bayreuth, Coburg und Kronach auch den gesamten Landkreis Lichtenfels. "Diese überörtliche Bedeutung der Bergwacht veranlasste uns, auch in der Namensgebung die regionale Bedeutung widerspiegeln zu lassen. Wir entschieden uns daher, die Bergwacht umzubenennen", führte der Bereitschaftsleiter aus.


Neue Bergrettungswache geplant


In Zultenberg, "an der Nahtstelle zwischen den Landkreisen Kulmbach und Lichtenfels", soll laut Gremer eine Bergrettungswache entstehen. Von dort aus sollen die Einsätze zukünftig gesteuert werden. "Das Grundstück mit den Felsen bietet uns vielfältige und optimale Ausbildungsmöglichkeiten", sagte der Redner.

Zugleich kündigte er an, dass der Fahrzeugstandort Kulmbach erhalten bleibe, um im Notfall auch den Frankenwald schnell erreichen zu können. Da die Eigenmittel nicht ausreichten, bat er Landkreise, Kommunen, Firmen und Förderer um Spenden für den Neubau.


Über Landkreisgrenzen hinweg im Einsatz


Der Kulmbacher Landrat und BRK-Kreisvorsitzende Klaus Peter Söllner, der stellvertretende Landrat des Landkreises Lichtenfels, Helmut Fischer, der Weismainer Bürgermeister Udo Dauer und Zweiter Bürgermeister Klaus Amschler aus Kasendorf würdigten die hervorragende Arbeit, die bei der Bergwacht über Landkreisgrenzen hinweg geleistet werde.

Für Landtagsvizepräsidentin Inge Aures aus Kulmbach sind mit der Bergwacht persönliche Erinnerungen verbunden: "Als ich noch Oberbürgermeisterin von Kulmbach war, ließ ich mich einmal von der Bergwacht von einen Schlot der Kulmbacher Brauerei abseilen. Da wäre mir fast das Herz stehen geblieben."