Kulmbacher Bank watscht EZB ab
Autor: Stephan Tiroch
Höferänger, Dienstag, 05. April 2016
Die europäische Niedrigzinspolitik verhagelt die Stimmung. Trotzdem kann das genossenschaftliche Kreditinstitut einen guten Jahresabschluss vorlegen.
Banker sind für gewöhnlich Diplomaten. Wenn sie etwas sagen, dann am liebsten durch die Blume. Wenn sich zwei Banker jedoch richtig deutlich ausdrücken, dann muss der Ärger gewaltig sein. "Miese Stimmung trotz guter Ergebnisse", sagt Vorstand Dieter Bordihn von der Kulmbacher Bank. Und sein Vorstandskollege Stephan Ringwald erklärt: "Es ist abenteuerlich, was man erle ben muss." Jeder Satz eine Watschen für die Europäische Zentralbank.
Bei der Bilanzpresse konferenz des genossenschaftlichen Kreditinstituts am Dienstag im Hotel Dobrachtal kritisieren die Bankvorstände scharf die Niedrigzinspolitik und die Regulierungswut der EZB. Bordihns Fazit: "Es ist Wahnsinn."
Die Kulmbacher Bank, so Ringwald, habe voriges Jahr 150-jähriges Bestehen gefeiert und sei stets erfolgreich gewesen: "Aber dass mal jemand die Zinsen abschafft, damit haben wir nicht gerechnet. Unser Geschäftsmodell, Zinsüberschüsse zu erwirtschaften, hat man beschädigt." Dazu komme immer mehr Bürokratie. Und als Höhepunkt müsse man sich vom Verursacher der Probleme, nämlich der EZB, vorwerfen lassen, dass die Erträge zurückgehen und das Geschäftsmodell zu überprüfen sei.
Bilanzsumme 710 Millionen Euro
Dennoch habe es die Kulmbacher wieder geschafft, für 2015 einen guten Jahresabschluss vorzulegen, betont Ringwald. Die stabile Geschäftsentwicklung spiegele sich in der Bilanzsumme wider, die um 6,4 Millionen auf 710 Millionen Euro gewachsen ist. Die Summe aller betreuten Kundengelder, Kredite, Wertpapierdepots und Anlagen sei auf 1,2 Milliarden Euro gesteigert worden. Zugenommen habe auch die Zahl der Mitglieder - um 479 auf 18 787. Ringwald: "Dadurch kommt das Vertrauen zu unserem Haus zum Ausdruck." Leicht rückläufig sei dagegen das Kreditgeschäft gewesen: ein Minus von 4,1 Millionen auf 283, 2 Millionen Euro.Auf die Frage, wie lange die EZB noch diese Geldpolitik machen wird, haben die Bankvorstände keine Antwort. "Das kann keiner sagen. Keiner weiß, ob es politischen Druck geben wird, denn alle Banken und auch Versicherungen haben Probleme", erklärt Ringwald. Bordihn dazu: "Wir sind für die nächsten fünf Jahre noch gut aufgestellt. Was dann kommt, weiß keiner."
Fusionen: "Jeder redet mit jedem"
Nach seinen Worten müsse jede Bank ständig die Kosten im Auge haben. Auch Fusionen seien nicht tabu. Deren Zahl werde in den nächsten Jahren deutlich zunehmen: "Aber nicht, weil die Banken schlecht wirtschaften, sondern weil sie mehr Zeit mit Bürokratie als mit dem Kunden zubringen müssen." Bordihn weiter: "Derzeit redet in Oberfranken jeder mit jedem. Wir führen aber keine konkreten Ge spräche." Gleichwohl müsse man sich Gedanken machen - auch über die 20 Geschäftsstellen, die hohe Kosten verursachen. Man habe weniger Frequenz in den Filialen, dafür werde Online-Banking über das Internet immer stärker genutzt. "Letztlich entscheiden die Kunden, ob wir eine Bankstelle halten."
Zahlen und Fakten
Bilanzsumme 710 Millionen Euro (+ 0,9 Prozent)Kundeneinlagen 555,3 Millionen Euro (+ 2,7 Prozent)
Mitarbeiter 155, davon elf Auszubildende
Filialen 20
Kunden 37 100 (- 1300)
Mitglieder 18 787 (+ 479)
Information der Mitglieder
Die Kulmbacher Bank startet nächste Woche ihre Reihe der Ortsversammlungen; Beginn immer 19 Uhr.13. April in der Kommunbräu (Bereich Hauptstelle);
14. April Kommunbräu (Hansaviertel, Höferänger);
18. April Gemeindesaal Neuenmarkt (Neuenmarkt, Ludwigschorgast, Wirsberg);
19. April Musikheim Kasendorf (Kasendorf, Thurnau, Azendorf, Schirradorf, Mainleus);
26. April Schützenhaus Untersteinach (Untersteinach);
27. April Sportheim Melkendorf (Melkendorf, Weiher);
28. April Gasthaus Weisath (Rugendorf, Stadtsteinach);
2. Mai Züchterheim Ziegelhütte (Himmelkron, Lanzendorf);
3. Mai "Zur Tanne" (Harsdorf, Trebgast).