Kulmbacher Band erobert Moskau
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Dienstag, 11. Oktober 2016
Die Gruppe Dying Gorgeous Lies spielte vier Auftritte in Russland - und machte dabei einige ungewohnte Erfahrungen.
Einmal von der Musik leben zu können, das ist ihr Traum - und die Mitglieder der Kulmbacher Metal-Band "Dying Gorgeous Lies" sind auf einem guten Weg dahin. Auftritte und Touren mit Größen wie Udo Dirkschneider (Ex-Accept), Overkill und Anvil haben sie schon absolviert, erst vor wenigen Tagen kam die fünfköpfige Gruppe von einer Russland-Tour mit der griechischen Combo Suicidal Angels zurück. Sängerin Lisa Minet, Gitarrist Marcel Völkel und Schlagzeuger Stefan Straubinger berichten von ihren Erlebnissen.
Eines vorweg: Die aggressive Musik mit dem rauen Gesang ist nicht jedermanns Sache. Aber für die beiden Gründungsmitglieder Stefan und Marcel war schon vor sieben Jahren klar, in welche musikalische Richtung es gehen sollte: schnell und hart. Mit Sängerin Lisa war ein paar Monate nach der Gründung die passende Frontfrau gefunden.
Zwei CDs veröffentlicht
Zwei CDs hat die Band mittlerweile eingespielt. Das aktuelle Werk trägt den Titel "First World Breakdown" ("Zusammenbruch der ersten Welt"). Lisa Minet singt nicht nur, sondern ist auch für die Texte zuständig, die sich fernab der Metal-Klischeekiste um ernsthafte Themen drehen: den Wahnsinn in Syrien, die Öl-Katastrophe durch die Bohrinsel Deepwater Horizon, um persönliche Schicksalsschläge.Dass die Gruppe nun auf Russland-Tour war, ist ihrem Management zu verdanken. Seit etwa einem Jahr sind Dying Gorgeous Lies bei der italienischen Agentur Alpha Omega unter Vertrag. Die hatte die Oberfranken bei einem Auftritt in Rom im Vorprogramm der Metal-Legende Testament gesehen und unter ihre Fittiche genommen.
Für Dying Gorgeous Lies ein Glücksfall, denn die Italiener veranstalten Touren durch Nord- und Südamerika, durch Asien - und durch Russland. "Sie haben angefragt, ob wir Interesse haben", erklärt Sängerin Lisa. Natürlich hatten sie das. Vier Konzerte (Riga, Talin, St. Petersburg, Moskau) spielten die Musiker, die allesamt noch normalen Berufen nachgehen und für die Touren Urlaub nehmen müssen.
Angereist war die Gruppe mit dem Auto nach Riga und nach Talin. Von dort ging es mit Bus und Bahn weiter zu den anderen Auftritten.
Fans warteten im Hotel
Vor allem Moskau beeindruckte die Musiker. "Die Dimensionen sind unglaublich", sagt die Sängerin, wenn sie an den Roten Platz zurückdenkt. Unglaublich waren auch die Reaktionen der Fans. "Die Leute haben sich auf dem Konzert auf Deutsch mit ,Dankeschön'-Rufen für den Auftritt bedankt", erzählt Gitarrist Marcel. Doch das sollte nicht die einzige Überraschung bleiben: "Auch im Hotel haben Fans auf uns gewartet, um Autogramme zu bekommen." Eine noch ungewohnte Situation für die Kulmbacher Musiker.
Erfahrungen im Showgeschäft haben sie inzwischen auch schon einige gesammelt. Zum Beispiel, dass man manchmal bezahlen muss, um im Vorprogramm einer bekannten Band auftreten zu dürfen. Pay to play (Zahlen um zu spielen) nennt sich das. "Es ist immer eine Frage, ob es sich lohnt. Wie viele Leute kann man mit einem Auftritt erreichen, um neue Fans zu gewinnen?", erklärt Schlagzeuger Stefan den Hintergrund. Aber natürlich gibt es auch die Auftritte mit Gage.
Kontakt mit den "Großen"
Mit den "großen" Bands, mit denen sie auf Tour waren, haben die Oberfranken immer noch Kontakt. "Man sitzt ja stundenlang zusammen und wartet auf den Auftritt", erzählt Lisa. So lernt man sich kennen.Wer die Band live erleben will, der braucht derzeit etwas Geduld. Im Augenblick sind keine Auftritte in der Region geplant, dafür arbeitet die Band an der dritten CD.