Kulmbacher Bahnhof: "Man kommt sich verarscht vor"
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Mittwoch, 18. Sept. 2019
Die Stadt wünscht sich einen Umbau des Bahnhofs, die Region eine Elektrifizierung der Oberfranken-Achse. Aber Zusagen gibt es keine.
Oberbürgermeister Henry Schramm ist sauer. Sehr sauer. Das zeigt sich in seiner Wortwahl, die sonst - zumindest in der Öffentlichkeit - so drastisch nicht ausfällt: "Seit 16 Jahren bin ich mit dem Bahnhof befasst. Es gibt keinen Abgeordnete, der nicht eingeschaltet war. Nun hören wir, dass die Bahn in Bayern weitere 100 Bahnhöfe ausbauen will - und Kulmbach ist wieder nicht dabei. Da kommt man sich doch verarscht vor!"
Schramms Ärger ist nachvollziehbar. Eine gute Stunde lang haben er und Landrat Klaus Peter Söllner und Vertreter der Städte Hallstadt und Bad Staffelstein und der Gemeinden Zapfendorf und Breitengüßbach mit Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Bayern, im Rathaus darüber gesprochen, wo es hakt auf den Strecken und Bahnhöfen der Region.
Blitz-Pressegespräch
Der Gesprächsrunde folgt ein Pressegespräch. Zwölf Minuten dauert das. So kurz war wohl noch nie ein Pressegespräch im Rathaus. Aber der Gast aus München hat einen Anschlusstermin und muss dringend zum Zug. Zwölf Minuten reichen allerdings auch vollkommen aus, um mitzuteilen, dass es nichts Neues gibt. An den Zuständen auf dem Kulmbacher Bahnhof wird sich so schnell nichts ändern. Und auch die Elektrifizierung der Oberfranken-Achse wird bis auf weiteres ein Wunsch mit nur geringen Chancen auf Erfüllung bleiben.
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Emmi Zeulner, Bundestagsabgeordnete der CSU, der man großes verkehrspolitisches Engagement bescheinigen kann, versucht zu beschwichtigen. Der Vertreter der Bahn könne gar nicht entscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt werden. Vielmehr sei es in dem Gespräch darum gegangen, dass man Josel ("Ein wichtiger Verbündeter") sensibel machen wollte für das, was sich die Kommunen in der Region wünschen - verbunden mit der Hoffnung, dass sich dies positiv bei den demnächst anstehenden Beratungen zum Bundeshaushalt niederschlagen werde.
In den Koalitionsverhandlungen sei seinerzeit beschlossen worden, 1000 deutsche Bahnhöfe barrierefrei umzubauen. "Umgesetzt wurde noch nichts", sagt Zeulner. Und: "Es pressiert jetzt." Es sei höchste Zeit, Geld in den Haushalt einzustellen. "Man weiß ja schließlich nicht, wie lange die Große Koalition noch hält."