Kulmbacher Architekten setzen auf klare Linie
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 04. März 2013
Das noch junge Kulmbacher Architekturbüro H²M hat viele Wettbewerbe gewonnen und sich in ganz Franken einen Namen gemacht. Dass sie Kritiker haben, nehmen Stephan Häublein und Johannes Müller in Kauf. Sie sind erfolgreich und locken Architekten in die Bierstadt.
Susan Schwarz ist Architektin. Die 31-Jährige hat über vier Jahre in einem namhaften Berliner Büro gearbeitet, wollte dann aber zurück in ihre Heimatstadt Plauen. Dort wohnt sie seit 2011, arbeitet aber nicht in der sächsischen Kreisstadt, sondern in Kulmbach. "Ich pendle täglich", sagt die junge Frau, die, da hat sie keinen Zweifel, auch in Plauen einen Job bekommen hätte. Die über zwei Stunden Autofahrt nehme sie aber gerne in Kauf, arbeite sie doch für ein Architekturbüro, das keine altbackenen Pläne verfolge, sondern auf Kreativität setze, sagt die 31-Jährige.
Der Kostendruck
"Hier wird großer Wert auf den Entwurf gelegt.
Ein Aspekt, der in vielen anderen Büros, die auch mit Blick auf den Kostendruck nichts wagen, heutzutage leider auf der Strecke bleibt", sagt ihr Kollege Seven Schelhorn, den es aus dem hessischen Fulda ins beschauliche Oberfranken gezogen hat.
Susan Schwarz und Sven Schelhorn arbeiten - wie weitere zehn Architekten - für das Kulmbacher Büro H²M, das sich in den letzten Jahren in ganz Franken einen Namen gemacht hat - und als Arbeitgeber Architekten lockt.
Der Deutsche Baumeister-Preis
Gegründet wurde das Büro 2004 von Johannes Müller und Stephan Häublein (beide 38 Jahre), die für ihre Bauten schon etliche Preise eingeheimst haben. So war ihnen bereits im Jahr 2007 für den Anbau eines Kinderhauses an ein Einfamilienhaus in Gesees der Deutsche Baumeister-Preis in Frankfurt verliehen worden.
Müller und Häublein verfolgen ein Ziel. Sie wollen mit ihren Entwürfen "individuelle Antworten auf bauliche Zusammenhänge geben", setzen dabei auf klare Linien und den roten Faden, der sich durch ein ganzes Projekt ziehen müsse. Beispiel Kulmbacher Stadtwerke: Der Neubau in der Hofer Straße sei "ein blaues Kleid, das drei Funktionen erfüllt", erläutert Häublein. Werde ein Lager oft in untergeordneten Räumen untergebracht, so seien bei den Stadtwerken Büro, Verwaltung und Lager gleichwertig in einem Gebäude integriert.
Der rote Faden
Alle Mitarbeiter hätten die gleiche Wertigkeit: eine soziale Komponente, die sich auch in der Innengestaltung widerspiegle, sagt Häublein, der weiß, dass es über den Neubau in der Bevölkerung differenzierte Meinungen gibt.
Dass die blaue Farbgebung, die dem Wasserlieferanten Stadtwerke gerecht werden soll, auch auf Kritik stößt, ärgert die Architekten aber nicht. Wer eine klare Linie vertrete, der müsse damit leben, kritisiert zu werden, erklären Müller und Häublein, die beide auch in der Lehre tätig sind. Müller hat an der Fachhochschule in Regensburg und Coburg eine Lehrtätigkeit, Häublein seit Sommer vergangenen Jahres eine Professur an der Architektenfakultät Würzburg inne.
Das Fernsehen war dabei
Das Büro H²M will seiner Linie treu bleiben, sich auch künftig aufs Wesentliche konzentrieren, was die schwierigste gestalterische Aufgabe in der Architektur sei, wie Häublein erklärt. Mit ihrem Konzept haben die Kulmbacher Architekten bis dato ja auch Erfolg gehabt. Sie haben viele Preise gewonnen, sind mit ihren Bauten in zahlreichen Publikationen vertreten und wurden von einem Team des Bayerischen Fernsehens für die Reihe "Traumhäuser" einmal sogar schon über Monate beim Bau eines Einfamilienhauses in Kronach begleitet.
85 Prozent über Wettbewerbe
85 Prozent ihrer Aufträge, das betonen Müller und Häublein, erhalten sie über Wettbewerbsgewinne. Das sei beim Neubau des Freibads in Arzberg, beim experimentellen Wohnungsbauprojekt in Hof, beim Bürgerzentrum in Litzendorf, aber auch beim Jugendtagungshaus Weihermühle in Buchau bei Mainleus der Fall gewesen.
Auch ihr nächstes Großprojekt haben die H²M-Architekten über einen Wettbewerb an Land gezogen. Den millionenschweren Neubau und die Sanierung der Maria Ward Schule in Nürnberg. "Es ist eine Schule, in der 1600 Mädchen unterrichtet werden", sagt Johannes Müller. Das Projekt ist für H²M eine Herausforderung, die dem noch jungen Büro auch eine wirtschaftliche Planungssicherheit für die kommenden Jahre gibt.
Startschuss ist 2014, der Abschluss der Maßnahme, mit der auch der Bau einer Vierfach-Turnhalle verbunden ist, ist 2019 geplant.
Ob da Anja Schienagel noch zum Architektenteam gehören wird? "Nach dem Studium wollte ich eigentlich ins Ausland, habe bei H²M nur ein halbjähriges Praktikum absolvieren wollen", sagt die 27-Jährige aus Ansbach. Aus sechs Monaten sind mittlerweile aber schon über drei Jahre geworden, stellt Schienagel fest, die die Kreativität und das Teamwork im Kulmbacher Büro schätzt.
Auslandspläne ad acta gelegt
Die 27-Jährige kann sich durchaus vorstellen, noch länger in der Bierstadt zu bleiben. Anja Schienagel wohnt inzwischen in Kulmbach. Ihre Auslandspläne hat sie ad acta gelegt.