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Kulmbacher Amtsrichter schickt Dieb in den Knast


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Freitag, 27. November 2015

Als drei junge Männer in einem Kulmbacher Baumarkt lange Finger machten, schlugen die Sicherheitseinrichtungen Alarm. Weil einer der Täter vorbestraft war und ein Messer bei sich trug, kam er nicht mit einer Bewährungsstrafe davon.
Auch einen Bolzenschneider ließ das Diebes-Trio in einem Kulmbacher Baumarkt mitgehen. Symbolfoto: imago/PicturePoint


Weil sie mehrere Werkzeuge und andere Waren aus einem Kulmbacher Baumarkt gestohlen hatten, verurteilte das Amtsgericht am Freitag drei Männer im Alter von 21, 24 und 26 Jahren. Zwei der Angeklagten kamen noch einmal mit Bewährungsstrafen von sieben und neun Monaten davon, der Jüngste muss für ein Jahr und vier Monate ins Gefängnis.

Grund für die Haftstrafe ist, dass der Mann als einziger aus dem Trio eine Waffe dabei hatte und sich zusätzlich zu dem Diebstahl auch wegen des Besitzes von knapp zehn Gramm Haschisch verantworten musste. Außerdem hatte der 21-Jährige sieben Vorstrafen, teilweise einschlägig, darunter auch eine offene Bewährung.


Beute über Zaun geworfen


Die drei Männer hatten einen interessanten Plan ausgeheckt.
Sie suchten sich im Baumarkt unter anderem zwei hochwertige Akkubohrmaschinen mit Koffern, eine LED-Lichterkette und einen Bolzenschneider aus, gingen damit ins Freigelände, warfen die Ware über den Zaun, um sie gleich nach Verlassen des Marktes zu nehmen und in ihren Rucksäcken zu verstauen.

Die Männer hatten dabei allerdings nicht mit den ausgeklügelten technischen Sicherheitseinrichtungen des Marktes gerechnet. Per Ferndiagnose schlug es bei der zuständigen Sicherheitsfirma Alarm, der Markt wurde sofort verständigt, ein Mitarbeiter verfolgte die drei Männer und konnte mit Hilfe von zwei Passanten einen der Diebe in Höhe eines Einkaufsmarktes am Goldenen Feld stellen. Der Rest war für die Polizei Formsache - und so konnten nicht nur die Diebe dingfest gemacht werden, auch die Beute brachten die Beamten dem Markt gleich wieder zurück.


Angeklagte geständig


Vor Gericht räumten alle drei die Tat ein. Allerdings hätte es aufgrund der erdrückenden Beweislage auch wenig Sinn gemacht zu leugnen. Als Motiv gaben die drei Männer chronische Geldnot und Schulden an. Ziel sei es gewesen, die Gegenstände gewinnbringend zu verkaufen. "Ich hätte das Geld gebraucht", sagte der 26-jährige. Alle drei wollen auch ganz spontan auf die Idee gekommen sein, ohne lang zu planen. Offen räumte der 24-Jährige ein, die Waren nach Wert ausgesucht zu haben. Immerhin lag der gesamte Entwendungsschaden bei über 500 Euro.

Der Jüngste der Angeklagten räumte auch den Waffenbesitz ein, allerdings soll es sich um ein Brotmesser gehandelt haben. Sein Mandant sei damals obdachlos gewesen und habe das Messer zum Brot schneiden gebraucht, sagte Verteidiger Frank Stübinger.

Wesentlich höhere Strafen hatte der Vertreter der Staatanwaltschaft gefordert. Wäre es nach der Anklagevertretung gegangen, dann hätte lediglich der 24-Jährige eine Bewährungsstrafe bekommen, unter anderem deshalb, weil er einen Ausbildungsplatz hat.

Ansonsten wertete die Staatsanwaltschaft vor allem die hohe kriminelle Energie der drei Männer und den potentiellen hohen Entwendungsschaden als strafverschärfend.


Spontan hinreißen lasssen


Verteidiger Alexander Schmidtgall forderte für den Ältesten der drei eine Geldstrafe von 1500 Euro. Sein Mandant habe sich spontan zu der Tat hinreißen lassen, sagte der Verteidiger. Alle drei hätten sich entschlossen, den Diebstahl gemeinsam zu begehen, widersprach Wolfgang Schwemmer, der Verteidiger des 24-Jährigen.

Ausgerechnet bei seinem Mandanten sei im Gegensatz zu den beiden anderen kein Diebesgut gefunden worden. Deshalb sah Schwemmer eine kurze Freiheitsstrafe von fünf Monaten als angemessen an. Verteidiger Frank Stübinger hatte schließlich für seinen Mandanten acht Monate beantragt.