Kulmbacher Altstadt: Der Kubus kommt aufs Dach
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Mittwoch, 20. Juni 2018
Im zweiten Anlauf ging der Bauantrag für ein modernes Dachgeschoss in der Oberen Stadt am Mittwoch durch.
Vor vier Wochen gab es laut Feststellung von OB Henry Schramm (CSU) keine Mehrheit im Stadtrat für das Projekt, dieses Mal hatte sich der Wind gedreht: Mit der deutlichen Mehrheit von 15:6 Stimmen - gegen die SPD-Fraktion und Siegmund Huhn (WGK) - wurde das umstrittene Kubusdach in der Oberen Stadt 18 am Mittwoch genehmigt.
Ein Drittel fehlte
An der Abstimmung nahmen nur 20 Stadträte plus Oberbürgermeister teil. Acht Stadtratsmitglieder waren entschuldigt, zwei hatten den Raum verlassen.Wie berichtet, will die Antragstellerin das Mehrfamilienwohnhaus umbauen. Das Dachgeschoss soll abgebrochen und durch einen würfelförmigen Aufbau mit Flachdach und Dachterrasse ersetzt werden. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, aber die Kulmbacher Altstadt unter Ensembleschutz.
Schon zu Beginn der Diskussion zeichnete sich ab, dass der Bauantrag im Gegensatz zur Mai-Sitzung genehmigt wird. Die städtische Juristin Diana Edelmann sprach von einer eindeutigen Rechtslage, denn es bestehe ein Baurecht. Und OB Schramm verwies auf zwei positive Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege und des Kreisheimatpflegers.
Innenstadt wird belebt
Heike Vogel (CSU) kündigte an, dass sich deshalb umorientiert habe. Michael Pfitzner (CSU) und Thomas Nagel (FDP) waren froh, dass junge Leute mit ihrem Projekt die Innenstadt beleben. Pfitzner nannte die Architektur "geglückt", Hans-Dieter Herold (Grüne) sprach von einer "verträgliche Planung". Laut Nagel ist die als Kompromiss im Raum stehende geneigte Dachform ungeeignet, da der vom Denkmalschutz geforderte Kontrast zwischen alt und neu nicht deutlich werde.
"Das ist eine Bausünde"
Die Veränderungen auf dem Dach - auch die 138 Quadratmeter große Terrasse mit Sitzmöbeln und Grillplatz - beeinträchtigen "die wunderbare Dachlandschaft der Altstadt", so Siegmund Huhn. Daran stören sich nach Ansicht des WGK-Stadtrats die Kulmbacher. Daher bleibe er bei seiner Ablehnung. Helmuth Breitenfelder (SPD) meinte: "Wenn wir das genehmigen, werden ganz viele Menschen sagen: Das ist eine Bausünde."Den Bauantrag in der Oberen Stadt hatte die SPD-Fraktion zum Anlass genommen, die Einführung einer Altstadtsatzung zu beantragen. "So etwas gibt es in vielen Städten und würde Klarheit schaffen, was machbar und was nicht machbar ist", erklärte Ingo Lehmann.