Kulmbacher Ärzte fühlen sich von Spahn verraten
Autor: Christine Fischer, Dagmar Besand, Jürgen Gärtner
Kulmbach, Montag, 29. November 2021
Die Ärzte im Landkreis Kulmbach üben harsche Kritik an der kurzfristigen Kürzung der verfügbaren Impfstoffmenge.
Der Ludwigschorgaster Allgemeinarzt Thomas Heinl ist wie so viele seiner Kollegen stinksauer auf die politischen Entscheidungsträger. "Unsere Politiker, allen voran Gesundheitsminister Spahn, haben uns verraten", klagt der Mediziner über die Tatsache, dass die von ihm bestellten Mengen an BioNtech-Impfstoffdosen "zwar versprochen wurden, aber nun kurzfristig von einem Tag auf den anderen ohne Angabe eines Grundes auf ein Minimum reduziert und nicht geliefert werden".
Auch der neue Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands, Markus Ipta, und die Vorsitzende des Hausärztevereins, Anja Tischer, weisen in einer gemeinsamen Presseerklärung auf die Problematik hin. "Kurzfristige Änderung der Bestellmengen der verfügbaren Corona-Impfstoffen ist ein sehr ärgerliches Geschehen. Erst durften wir niedergelassenen Impfärzte nur alle zwei Wochen die Impfstoffe bestellen, was zu erheblicher Planungsunsicherheit führte. Jetzt endlich können wir wieder wochenweise bestellen, aber erhalten nur reduzierte Impfmengen von BioNTech", halten sie fest. "Der Gesundheitsminister, Herr Spahn, will hier, kurz vor Haltbarkeitsablauf, Moderna verimpft sehen. Aber BioNTech und Moderna sind beide nicht ausreichend bis zum Ende des Jahres vorhanden, um wiederum alle Impfwilligen zu Boostern oder gar Erstimpfungen durchzuführen", heißt es bei ihnen.
"Wie soll man da durchstarten?"
So seien versprochene Impfdosen nicht geliefert worden. Erst habe der Bund 30 Impfdosen pro Woche für die Praxis freigegeben, dann - nach massivem Protest durch Ärzte und Politik - seien 48 Impfdosen geliefert worden, aber mit dem Ergebnis, dass in der folgenden Woche nur 18 Impfdosen ausgeliefert worden seien. "Wie soll man hier mit einer großangelegten Impfkampagne durchstarten können?", fragen die beiden Mediziner.
Planung von der Impfungen für Ende November und Dezember müssten nun neu organisiert werden, da die Patienten dem Wechsel von BioNTech auf Moderna zustimmen und zudem bestimmte Richtlinien eingehalten werden müssten. "Damit wurde der Praxisablauf erheblich durcheinandergebracht", klagen Ipta und Tischer.
Erneut trete eine Verunsicherung der Gesellschaft ein. Das Image des Impfstoffes Moderna - ähnlich wie bereits bei Astra geschehen - werde negativ beeinflusst. "Wir Ärzte wissen, dass Moderna BioNtech ebenbürtig ist, aber ein Imageschaden kann schwerlich rückgängig gemacht werden", kritisieren die Ärzte.
Ärgerlich seien auch die undifferenzierten Aussagen zur Impfung und zu Impfstoffen von diversen Politikern. Aussagen wie "jeder kann den Impfstoff weiterhin auswählen" seien nicht mehr aktuell, da bei limitierten Impfdosen eindeutige Zuordnungen der verschiedenen Impfstoffe erfolgen müssten: