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Kulmbach: Wohnungen statt Wildwuchs


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 18. Juni 2021

Am Pörbitscher Platz will ein Investor einen Komplex mit 63 geförderten Wohnungen errichten. Günstige Mieten sind garantiert, aber dort darf nicht jeder einziehen.
Wenn der Stadtrat zustimmt, wird auf dem Gelände der früheren Gastwirtschaft "Bayerischer Hof" und dem Minigolf-Platz ein Komplex mit 63 Wohnungen gebaut.


Das letzte Bier im "Bayerischen Hof" wurde vor mehr als zehn Jahren getrunken. Genauso lang ruht der Spielbetrieb auf der Kegelbahn. Rund um das Gebäude in der Pörbitsch sprießt das Unkraut. Sogar völlig überwuchert ist der Minigolf-Platz nebenan. Früher haben viele Kulmbacher hier schöne Stunden verbracht.

Doch mit dem Wildwuchs auf dem 4500 Quadratmeter großen Grundstück mit Burgblick soll es bald vorbei sein. Wenn es nach dem Investor GBI Holding AG aus Erlangen geht, entsteht nächstes Jahr am Pörbitscher Platz ein Neubaukomplex mit 63 geförderten Wohnungen. Günstige Mieten sind garantiert, aber dort darf nicht jeder einziehen.

In welchem Stadium befindet sich das Bauvorhaben am Pörbitscher Platz? Nach Auskunft der zuständigen Projektmanagerin Seda Calik befindet sich das Projekt in der Vorplanung. Man habe bei der Stadt Kulmbach eine Bauvoranfrage gestellt. Darüber wird in der Sitzung am 1. Juli entschieden.

Wer ist der Investor? Die GBI-Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Erlangen ist seit 2001 als Immobilien-Projektentwickler, Investor, Bauträger und Betreiber auf dem deutschen und österreichischen Markt aktiv. Seit der Gründung wurden Hotel- und Wohnimmobilien mit einem Volumen von rund zwei Milliarden Euro entwickelt und verkauft.

Wie kam man auf Kulmbach und was ist geplant? Die GBI sucht selbst Grundstücke, auch Standorte in kleineren Städten, wo man Projekte realisieren kann. In Kulmbach will man ein Z-förmiges Gebäude errichten und einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investieren. "Wir bauen hochwertige Gebäude, barrierefrei und mit moderner Ausstattung", so Calik. Dazu gehören unter anderem Aufzüge und Balkone, Tiefgarage und Stellplätze im Freien. Bei dem z-förmiger Komplex mit Flachdach sind drei Vollgeschosse vorgesehen und in Teilbereichen noch ein Staffelgeschoss. Fassade und Dach sollen begrünt werden, eine Photovoltaikanlage ist angedacht. Vom alten Baumbestand soll möglichst viel erhalten werden. Calik: "Wir wollen, dass sich unser Projekt in die Umgebung einpasst."

Wie groß sollen die Wohnungen werden? Geplant sind 63 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, in der Regel zwischen 50 und 90 Quadratmeter groß. Die Wohnungen, so Calik, seien geeignet für Senioren, Singles oder Familien mit Kindern.

Wie sieht der Bauzeitplan aus? Wenn der Stadtrat der Bauvoranfrage zustimmt, soll laut Calik im November der Bauantrag gestellt werden. Dann wäre im April 2022 Baubeginn, und man könnte die ehemalige Gastwirtschaft abbrechen. Termin für die Fertigstellung wäre September oder Oktober 2023.

Was versteht man unter einkommensorientierter Förderung? So wird ein Modell bezeichnet, bei dem Mieter mit niedrigem Einkommen einen staatlichen Zuschuss erhalten. Die Höhe des Mietzuschusses ist nach dem Einkommen gestaffelt.

Wie hoch werden die Mieten sein und wer darf einziehen? Das gesamte Projekt wird mit der Förderstelle der Regierung von Oberfranken abgestimmt. Die künftigen Bewohner bezahlen je nach Einkommen eine Miete von fünf, sechs oder sieben Euro pro Quadratmeter. Das ist die sogenannte zumutbare Miete. Dazu kommt ein staatlicher Zuschuss, so dass der Vermieter die - von der örtlichen Bewilligungsstelle festgelegte - höchstzulässige Miete erhält. Um eine Wohnung bewerben kann man sich nur mit einem Wohnberechtigungsschein, den das Bauamt der Stadt Kulmbach bei Vorlage des Einkommensnachweises ausstellt.

Wird die GBI die Wohnungen auch selbst vermieten? "In der Regel verkaufen wir das komplette Objekt an einen Investor", so Calik. Die Kontakte werden meist während der Bauphase geknüpft. Aber auch der Käufer ist hinterher an die Mietpreisbindung von 25 Jahren gebunden.

Wie wird sich der Stadtrat entscheiden? Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) geht davon aus, dass es eine breite Zustimmung geben wird. "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und erschwingliche Mieten für diejenigen, die nicht so viel verdienen", sagt er und spricht von einem "guten Wohnungsmix". Er bezeichnet es als "ökologisch sinnvoll", dass eine innerstädtische Brache wieder genutzt wird und kein neues Bauland ausgewiesen werden muss.