Kulmbach testet den Wahl-O-Mat
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 06. Sept. 2021
Bekannte Kulmbacher haben den Wahl-O-Mat für uns ausprobiert - mit einigen Überraschungen.
Der Anteil der noch unentschlossenen Wähler ist kurz vor der Bundestagswahl groß. Da passt es perfekt, dass seit einigen Tagen alle Wahlberechtigten eine Entscheidungshilfe bekommen. Der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl ist online.
Das Prinzip des digitalen Entscheidungshelfers ist einfach: Nach dem Klick auf den Start-Button tauchen nacheinander 38 Fragen auf dem Bildschirm auf. Tempolimit auf Autobahnen, Wahlrecht ab 16 Jahren, Mietendeckel und Kohleausstieg: Fragen zu allen aktuell intensiv diskutierten politischen Themen sind zu bewerten mit "Stimme zu", "Neutral" oder "Stimme nicht zu".
Ist der Katalog abgearbeitet, erscheint die Übersicht aller teilnehmenden Parteien, mit deren Standpunkten das eigene Ergebnis verglichen werden kann. Fertig ist das schnelle politische Stimmungsbild. Hilft das bei der Entscheidung? Das haben wir drei bekannte Gesichter aus dem Raum Kulmbach gefragt.
Die politisch interessierte Literatin
Andrea Senf ist als Autorin, Kursleiterin für kreatives Schreiben und Projektleiterin unzähliger literarischer Projekte bekannt. Die Kulmbacherin schaut genau hin, was die Politiker versprechen und was sie halten. Die Bitte den Wahl-O-Maten für uns auszuprobieren, erfüllt sie gerne, und ist neugierig, ob das Ergebnis so ausfällt, wie sie es sich vorstellt.
"Volltreffer, versenkt! Das Wahl-O-Mat-Ergebnis zeigt tatsächlich die von mir bevorzugte Partei an", sagt die 53-Jährige.
Und doch ist sie - etwas unangenehm - überrascht: "Was da an dritter Stelle als Vorschlag auftaucht, macht mir Sorgen. Es ist eine Partei, die ich auf gar keinen Fall wählen würde. Die Frage ist nur, woran liegt das? Es sind sehr einfach zu beantwortende, klar gestellte Fragen, und es dauert keine zehn Minuten, diese zu beantworten."
Fazit für Andrea Senf: Das Computerprogramm kann dem Wähler das Denken nicht abnehmen. "Ach, wie wunderbar einfach wäre es doch, wenn man durch ein paar Klicks die Welt verbessern könnte! Für mich sagt mir aber die angebotene Auswahl in Bezug auf den dritten Vorschlag, dass dies ein Wunschdenken bleiben wird. Verantwortungsvollen Wählern wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Äußerungen und Versprechen unserer Politiker mit Argusaugen zu beobachten, und sich an den Taten gemessen eine Meinung zu bilden.