Brand der Kulmbacher Freizeithalle: Falsches Geständnis sorgt für kuriose Wende
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Mittwoch, 15. Januar 2020
Die Frage, wer im April 2018 im Freizeit-Center in Kulmbach Feuer gelegt hat, beschäftigte das Gericht. Es war eine schwere Entscheidung für die Richter.
Ein Geständnis in mehreren Varianten und ein Widerruf, belastende Indizien, zwei Angeklagte, die schweigen - und am Ende ein Freispruch: Alltäglich war die Sache nicht, mit der sich am Dienstag (14. Januar 2020) das Schöffengericht am Amtsgericht in Bayreuth zu befassen hatte.
Im Mittelpunkt: Der Betreiber der Kulmbacher Freizeithalle Am Goldenen Feld und sein Mitarbeiter. Der Vorwurf: Brandstiftung und Versicherungsbetrug. Die beiden Männer, 37 und 28 Jahre alt, sollen, so die Anklage, im April 2018 die von dem Älteren gepachtete Freizeithalle in Kulmbach vorsätzlich in Brand gesteckt haben, um anschließend Geld von mehreren Versicherungen zu kassieren.
Brand in der Kulmbacher Freizeithalle: Spuren von Brandbeschleuniger entdeckt
Als die Halle im Industriegebiet am Goldenen Feld in der Nacht zum 23. April 2018 komplett ausbrennt, gehen die Ermittler der Kriminalpolizei schnell von Brandstiftung aus. An mehreren Stellen entdecken sie Spuren von Brandbeschleunigern. Die Schlösser sind unversehrt: Da wusste jemand, wie er in die Halle kommt.
Aufschluss auf einen oder mehrere mögliche Täter erhoffen sich die Fahnder von den Aufzeichnungen der Kameras, die in der Halle installiert waren. Der Festplatten-Recorder allerdings, auf dem diese Aufzeichnungen hätten gespeichert werden sollen, ist verschwunden.
Mitte Juni gerät der 37-Jährige, der die Halle seit Anfang 2017 von einem Bayreuther Geschäftsmann gepachtet hat, in den Focus der Ermittler. Als er bei einer Vorladung von schwankenden Einnahmen, einem Minus im Jahr 2017, von hohen Pachtkosten und einem langfristigen Vertrag berichtet, aus dem er nach eigenen Worten nicht herauskomme, und weil er der Kripo Details nennt, die diese als Täterwissen einstuft, wird er vom Zeugen zum Beschuldigten, dem ein Haftbefehl droht.
Die Indizien sind dünn: Weder das Navi seines Audi A6 noch der Firmencomputer lassen sich auslesen, so dass die Daten Rückschlüsse darauf ermöglicht hätten, was der Mann im fraglichen Zeitraum getan und wo er sich aufgehalten hat. An verschiedenen Schlüsseln und an Gegenständen in der Halle findet sich keine verwertbare DNA. Auch der Abgleich von Funkzellendaten mit den Handynummern der Männer bleibt ohne Ergebnis.
Überraschung: Verdächtiger legt Geständnis ab
Da legt der Verdächtige zur Überraschung der Ermittler ein Geständnis ab: Er habe sich in der fraglichen Nacht aus seinem Bayreuther Haus geschlichen, sei mit einem Benzinkanister nach Kulmbach gefahren, habe dort erst den Festplatten-Recorder entfernt und dann an mehreren Stellen in der Halle Feuer gelegt. Dann sei er wieder nachhause gefahren. Den Festplatten-Recorder will er einige Zeit später in einen Weiher bei Speichersdorf geworfen haben. Wo, kann er der Polizei freilich nicht mehr sagen.