Kulmbach Kaufland: Schnäppchen und ein paar Tränen
Autor: Sonja Adam
Kulmbach, Sonntag, 01. Sept. 2019
Mit der Kaufland-Schließung geht eine Ära im Einkaufszentrum "fritz" zu Ende. Am letzten Öffnungstag gab es verlockende Schnäppchen - und Abschiedsschmerz.
Samstag - herrliches Sommerwetter: Eigentlich ein Tag, um draußen die Ferien zu genießen, um im Café zu sitzen. Doch die Kulmbacher strömen schon in aller Herrgottsfrühe ins Einkaufszentrum "fritz". Das Kaufland ist heute zum letzten Mal geöffnet: Totalausverkauf. Siebzig Prozent Rabatt locken die Schnäppchenjäger.
Für die Kunden machen diese Preise den Abschied leichter. Auch solche, die zuvor nicht dort eingekauft haben, kommen und wollen von den günstigen Preisen profitieren. Kathrin Ströber (42) hat sich gezielt auf die Suche nach Wein und Spirituosen gemacht. Und sie wurde fündig. Sie stockte ihren Vorrat auf, kaufte erlesene Tröpfchen. "Ich bin schon zum zweiten Mal da. Ich decke mich mit Wein ein. Das hält sich - und man kann richtig viel sparen", sagt sie offen.
Ein trauriger Tag
Kathrin Ströber ist kein Einzelfall. 380 Euro zahlte sie beim zweiten Durchgang. Eine Menge Geld. Aber eigentlich hätte der Inhalt dieses Einkaufswagens 1266 Euro gekostet. "Aber obwohl ich heute zuschlage, finde ich es schade, dass Kaufland zumacht", sagt Ströber. Die Mainleuserin möchte an diesem Tag nicht vergessen, dass der Auszug ein trauriges Ereignis für die ganze Stadt ist. Sie hat ein Auto, kauft ein, wo es ihr gerade passt. Andere, die in der Stadt wohnen und nicht so mobil sind, tun sich jetzt schwerer. "Es gibt nicht viele Lebensmittelmärkte, die so ein breites Warensortiment haben", so Ströber.
Für die Kassiererinnen ist der letzte Tag nicht leicht. Sie haben unglaublich viel zu tun, müssen noch einmal einen ungeheueren Ansturm bewältigen.
Manche Kunden sind genervt von den langen Schlangen an der Kasse. Kinder turnen auf den Einkaufswagen herum, die Eltern schimpfen. Wartende in der Schlange werden von ungeduldigen Dränglern "angefahren" - als ob die Schlange dann schneller vorrücken würde. Die Kassiererinnen bleiben ruhig und professionell, ziehen Artikel um Artikel über das Band. Sie schließen Regale, hängen Verkaufsflächen ab. Je später es wird, desto leerer wird die Fläche.
Als Überraschung kommt eine Abordnung der Kulmbacher SPD in den Markt und schenkt den Kaufland-Mitarbeitern Rosen. Eine nette Geste.
Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft
Einige wenige Kunden nutzen den letzten Tag, um ein paar Worte mit den Hauptpersonen des Ausverkaufs zu wechseln: "Wie geht es Ihnen? Wie geht es für Sie weiter?" Diese Fragen führen bei mancher Mitarbeiterin zu einem Kopfschütteln, sogar zu Tränen. "Ich habe heute schon zwei Mal geweint. Es ist nicht leicht", sagte eine.