Druckartikel: Kulmbach: Der DJK-Wirt gibt frustriert auf

Kulmbach: Der DJK-Wirt gibt frustriert auf


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Freitag, 29. August 2014

Der Wirt der DJK-Sportheim-Gaststätte, Timo Löchner, fühlt sich nach der Pleite des Vereins im Stich gelassen - vor allem vom Insolvenz-Verwalter. Jetzt hat er die Notbremse gezogen und macht am 7. September zu.
Wirt Timo Löchner schmeißt hin und schließt die DJK-Sportheim-Gaststätte in wenigen Tagen. Foto: Jürgen Gärtner


Timo Löchner hätte die Wirtschaft im DJK-Sportheim gerne weiter betrieben. Er hat dem Insolvenzverwalter sogar ein Kaufangebot für das Gebäude unterbreitet. Ohne Erfolg. Ein knappes Jahr nach der Eröffnung der Insolvenz der DJK im November 2013 gibt Timo Löchner frustriert auf. Er fühlt sich im Stich gelassen - von der DJK und dem Insolvenzverwalter. Deshalb hat er seinen Vertrag zum 15. September gekündigt. Am 7. September hat er zum letzten Mal geöffnet und hofft bis dahin wenigstens auf die Gäste, die ihm die Jahre über die Treue gehalten haben.

"Ich hätte mir einfach Informationen gewünscht, wie es hier weiter geht. Dass sich einfach mal einer umschaut." Doch das war Fehlanzeige.

Seit der Insolvenz habe er weder den Insolvenzverwalter noch jemanden von der DJK (abgekürzt für Deutsche Jugendkraft) mehr gesehen.

Die DJK war 1954 gegründet worden und musste im vergangenen Jahr den Weg zum Insolvenzgericht antreten. 250 000 Euro Schulden waren zu viel für den kleinen Sportverein, bei dem zum Schluss gerade noch 70 Mitglieder Beiträge zahlten. Die Schulden resultierten aus dem Bau des Sportheims in den späten 1980er Jahren. Rund 1,5 Millionen D-Mark wurden damals investiert, die monatlichen Verbindlichkeiten beliefen sich auf 1200 Euro.

Die Gerüchteküche brodelt
Die aus der Insolvenz resultierenden Gerüchte waren es, die letztlich dazu führten, dass Timo Löchner sich nun entschlossen hat, sein Wirtshaus zu schließen. "Es kamen von Monat zu Monat weniger Leute." Viele hätten gedacht, dass mit dem Spielbetrieb auch der Betrieb der Gaststätte eingestellt wurde - was nicht der Fall war. Eine Umbenennung in "Timo`s Wirtshaus" habe nur einen kurzen Aufschwung gebracht.

Denn eine langfristige Planung - zum Beispiel für Familien- und Weihnachtsfeiern - war für den gelernten Koch nicht möglich. "Weil ich vom Insolvenzverwalter keine Auskunft bekam, weil ich nicht wusste, wie es weiter geht", kritisiert Löchner. Zumal mit dem Weggang der letzten Kegler ("Auch die wollten Sicherheit") seit September auch die Kegelbahn leer steht. Und dort hat der Wirt, der seit dem Jahr 2003 das Sportheim gepachtet hat, zwei Drittel seiner Sitzplätze. "Man verdient nichts mehr", sagt er kopfschüttelnd.

Keine Auskunft erhalten
Angeblich soll das Gelände verkauft sein, sagt Löchner. Auf seine Anfrage beim Insolvenzverwalter habe er dazu jedoch keine Auskunft bekommen, weil er kein Verfahrensbeteiligter sei. "Wenn ich nicht weiß, wer der Käufer ist, dann kann ich auch nicht mit ihm verhandeln, ob ich die Gastwirtschaft weiter pachten kann", erklärt er den Hintergrund seiner Nachfrage.

Das Angebot Löchners, das Areal zu kaufen, hat beim Insolvenzverwalter nicht gefruchtet. Dafür hat er aber ein Schreiben erhalten, wonach bereits eine höhere Offerte vorliegt, dem die Grundschuldgläubigerin (die Bank) die Zustimmung erteilt hat.

Aber nicht nur wegen der Informationspolitik ist er auf die Kronacher Kanzlei nicht gut zu sprechen. Denn zusätzlich habe es immer wieder Zahlungsaufforderungen gegeben - für Nebenkosten-Abrechnungen, die er nachweislich schon lange beglichen habe. "Man hat ja schon Angst, zum Briefkasten zu gehen", sagt er resignierend. Inzwischen ist Timo Löchner auf der Suche nach einem neuen Job. "Auch in anderen Bereichen." Das Thema DJK ist für ihn abgeschlossen.

Das gilt auch für den damaligen Vorsitzenden Rainer Krause. Seit das Insolvenz-Verfahren vor einem Jahr eröffnet wurde, habe er nichts mehr in der Sache gehört. "Der Insolvenzverwalter hat gesagt, ich soll mich raushalten, es läuft alles über ihn." Er, Krause, habe den Schlüssel abgegeben, laut Insolvenzverwalter ist seine Vollmacht erloschen. Deshalb habe er sich aus allem herausgehalten.

Hat Vatanspor Interesse?
In Kulmbach macht inzwischen das Gerücht die Runde, dass der türkische Sportverein Vatanspor das Gelände kaufen will. Dessen Vorsitzender Mustafa Mazioglu dementiert das zwar nicht, möchte aber nichts Konkretes dazu sagen.

Das heißt es auch seitens der Stadt Kulmbach, die in der Angelegenheit auf den Insolvenzverwalter verweist.
Mit dem Verfahren befasst ist die Kanzlei Wittmann Rechtsanwälte aus Kronach. Von dort ist lediglich zu erfahren, "dass der Sachstand nach wie vor unverändert ist".