Kulmbach als wahre Hauptstadt des Bieres
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Samstag, 23. Mai 2015
Die Kulmbacher Brauerei erhielt in diesem Jahr den Wirtschaftspreis der Stadt, Schmied'n-Wirtin Elfriede Frank wurde mit der Stadtmedaille geehrt - und dem Büttnerfachverein überreichte Oberbürgermeister Henry Schramm eine Dankurkunde im 250. Jahr des Bestehens.
Mit Bier haben sie alle drei zu tun: Die einen brauen es, die anderen haben für dessen Transport gesorgt - und die Dritten verkaufen es heute noch. Beim Festakt zur Verleihung des Wirtschaftspreises der Stadt Kulmbach, musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle, drehte sich nahezu alles um den Gerstensaft, der die Region seit jeher geprägt hat.
Kein Wunder, dass der Technikvorstand der Brauerei, Jörg Lehmann, an diesem Abend im Gespräch mit Moderator Rainer Ludwig Kulmbach von der heimlichen zur wahren Hauptstadt des Bieres beförderte. Beifall war ihm ebenso gewiss wie Achim Schneider, dem Vorsitzenden des Büttnerfachvereins, der ein Geheimnis seiner Zunft lüftete - ein zweites aber für sich behielt. Nein, das Fass Festbier, das OB Henry Schramm (CSU) stets mit nur einem Schlag beim Auftakt zur Bierwoche ansticht, ist nicht präpariert - im Gegenteil, so Schneider: Er und seine Büttner sorgen dafür, dass es nicht geschüttelt wird. Warum aber das Fass mit Eisbock, das seine Mannen und er nicht platzt - diese Frage ließ Schneider bewusst unbeantwortet.
Zuvor hatte OB Schramm Schramm die Kulmbacher Brauerei als ein Unternehmen gewürdigt, das dafür sorgt, dass der Name Kulmbach in ganz Deutschland ein Begriff sei. Es sei schon ein "cleverer Schachzug gewesen, sich den Namen der Stadt zu eigen gemacht zu haben."
Regionale Verantwortung
Die regionale Verankerung, die Bewahrung traditioneller Werte und gleichzeitig die Fähigkeit und der Wille zu Innovationen, die Nähe und der direkte Kontakt zu den Verbrauchern - all das mache die Brauerei aus. Sie veranstalte Events wie Motorradsternfahrt und Bierfest, unterstütze viele Vereine und den Mönchshof mit seiner Museumslandschaft. "Die Kulmbacher Brauerei ist ein Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Kulmbach", betonte er.
Der Vorstandssprecher der Brauerei, Markus Stodden sagte, in einem solchen Augenblick sei man sehr gerührt. Die Brauerei lebe aus der Region - und wolle auch wieder etwas in Region zurückgeben. Daher engagiere man sich intensiv. Er glaube an eine blühende Zukunft seines Unternehmens, man habe die besten Mitarbeiter. "Und wir wollen Botschafter der Stadt Kulmbach bleiben."
Das sind auch die Büttner, deren Tradition des Tanzes erstmals 1760 erwähnt wurden, wie der Oberbürgermeister festhielt. Er bedankte sich für das "außergewöhnliches Engagement der Brauchtumspflege". Dem Büttnerfachverein gehe es darum, die Tradition zu bewahren und Identität zu stiften für die Bierstadt Kulmbach.
Das Jubiläum werde mit kleinen und schöne Aktionen gefeiert, sagte Vorsitzender Achim Schneider - auf eine große Veranstaltung wolle man verzichten. So seien die Büttner in diesem Jahr auf dem Maßkrug der Brauerei zum Bierfest zu sehen. Darüber hinaus sei man bei der Zinnfigurenwoche dabei und plane eine Ausstellung gemeinsam mit dem Kulmbacher Einzelhandel.
Klingendes Glockenspiel
Besonders freute sich Schneider über ein Geschenk: Das Glockenspiel auf dem Kulmbacher Marktplatz spielt seit einiger Zeit am Samstag um 10 Uhr die Büttnertanz-Melodie.
Geschichtliches zum Kulmbacher Bier trug Bezirksheimatpfleger Günter Dippold bei. Brauen sei hier kein Handwerk gewesen, sondern ein bürgerliches Gewerbe. So sei 1831 mit dem ersten Fuhrwerk, das Kulmbach - nur mit Bier beladen - in Richtung Leipzig verlassen habe der Grundstein für das gefragte Exportgut gelegt worden.
"Es waren Handwerker, die ihr Gewerk verstanden, Geschäftsleute, die etwas wagten, Unternehmen, die diesen Namen verdienten, weil sie etwas unternahmen. Und natürlich die vielen hundert Arbeiter, die für geringen Lohn harte Arbeit taten", fasste Dippold das Geheimrezept zusammen.
Ein Kulmbacher Urgestein im Gastronomiebereich ist Elfriede Frank, die Wirtin der "Einkehr zur Schmiede". Sie wurde am 31. August 1938 in Schlesien geboren. Mit ihrem Mann, dem Blaicher Fußballer Josef Frank, entschloss sie sich 1959, die Gaststätte im Stadtteil Blaich zu pachten. Das Wirtshaus unter der Regie des "Schmied'n-Sepp" und seiner Frau wurde zu einer Institution, hob Oberbürgermeister Henry Schramm in seiner Würdigung hervor.
Es gebe in Kulmbach nur noch wenige Wirtshäuser wie die "Schmied'n", die sich ihren ursprünglichen Charme bis heute erhalten hätten. Dass sich die vielen Gäste in der "Schmied'n" wohlfühlten, sei das Verdienst der Wirtin, die nach dem Tod ihres Mannes die Gaststätte bis heute weiterführe. Besonders die jüngste Tochter Doris Eber unterstütze ihre Mutter.
"Die Blaicher Kerwa trägt unverwechselbar Elfriede Franks Handschrift. Und auch das größte Kulmbacher Fest, die Bierwoche, wäre ohne sie undenkbar. Elf Mal war sie bereits Festwirtin und sorgt mit ihrer Tochter Doris in der Kapuziner-Ecke für das Wohl der Besucher", betonte der OB und hängte Elfriede Frank die Stadtmedaille um. Sie selbst bedankte sich für die hohe Ehre und versprach, weiter für ihre Gäste da zu sein. Dass ihr das am wichtigsten ist, zeigt auch die Tatsache, dass Elfriede Frank einen Freiflug mit dem Heißluftballon, den ihr die Brauerei zum 50. Bierbezugs-Jubiläum geschenkt hatte, noch nicht angetreten ist. "Naja", sagte sie entschuldigend, "ich hatte noch keine Zeit dazu."
Die bisherigen Wirtschaftspreis-Träger
2009 Roche Kulmbach GmbH
2011 AGO AG Energie + Anlagen
2013 Ireks GmbH
2015 Kulmbacher Brauerei AG
Wer war beim Festakt dabei?
Moderation: Rainer Ludwig
Die Stadtkapelle Kulmbach unter der Leitung von Thomas Besand
Die Ehrenbürger Hans Albert Ruckdeschel (mit Frau Margit) und Horst Kühne (mit Frau Annegret)
Vorstandssprecher Markus Stodden sowie Vorstandskollegen Jörg Lehmann und Otto Zejmon.
Der Vorsitzende des Betriebsrates, Johann-Georg Prehmus, und seine Kollegin Karin Weiß.
Elfriede Frank
MdB Emmi Zeulner (CSU)
Die MdL Martin Schöffel und Freiherr Ludwig von Lerchenfeld (beide CSU)
Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU)
Bezirksheimatpfleger und Festredner Günter Dippold
Vertreter der Regierung: Abteilungsdirektor Thomas Engel
Vertreter des Landrats: Dieter Schaar (Freie Wähler)
Der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags und Himmelkroner Bürgermeister, Gerhard Schneider (CSU)
Die Bürgermeister Siegfried Decker, Neuenmarkt (NG), Ralf Holzmann, Rugendorf (DL), Franz Uome (Marktleugast), CSU, Roland Wolfrum, Stadtsteinach, SPD
Zweiter Bürgermeister Stefan Schaffranek (WGK) und Dritter Bürgermeister Frank Wilzok (CSU)
Für die Stadtrats-Fraktionen:
Dr. Michael Pfitzner - CSU,
Ingo Lehmann - SPD,
Dr. Ralf Hartnack - WGK,
Medaillenträger der Stadt Kulmbach, stellvertretend
Jürgen Brinkmann
der Präsident der Bayerischen Bereitschaftspolizei, Wolfgang Sommer
der Polizeipräsident für Oberfranken, Reinhard Kunkel, mit seinem Stellvertreter Werner Mikulatsch
Gerhard Renk - Leiter der Polizeiinspektion Kulmbach
Industrie und Handelskammer für Oberfranken:
Präsident Heribert Trunk, Vizepräsident Michael Möschel
Handwerkskammer für Oberfranken: Kreishandwerksmeister Günther Stenglein
Universität Bayreuth: Kanzler Dr. Markus Zanner
Mediengruppe Oberfranken, Geschäftsführer Walter Schweinsberg
Klinikum Kulmbach: Geschäftsführerin Brigitte Angermann mit ihrem Vorgänger Herbert Schmidt und Chefärzten
Bankvorstände: Sparkasse Klaus-Jürgen Scherr und Harry Weiß zusammen mit ihrem Führungsteam sowie Stephan Ringwald von der Kulmbacher Bank
Achim Lindner - Börsenmedien AG
Heinz und Brigitte Zaigler Maschinenbau
Dr. Frank Weber - Konrad Friedrichs GmbH
Karl Krapf - Bayernwerk AG
Malergeschäft Kamlowski - Andreas Kamlowski
Zimmerei Konrad - Geschäftsführerin Katrin Mayer
Büttnerfachverein Kulmbach e.V: Vorsitzender Achim Schneider