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Kronach oder Kulmbach: Wo wird geschlachtet?


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Mittwoch, 25. April 2018

Dem Kronacher Vorstoß, einen gemeinsamen Schlachthof zu bauen, können Kulmbachs Metzger offenbar nichts abgewinnen.
In Kronach gibt es Überlegungen für den Neubau eines gemeinsamen Schlachthofes für Kronach und Kulmbach. Foto: Archiv


Was gibt es doch nicht alles schon für Kooperationen zwischen Kulmbach und Kronach. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten betreut beide Landkreise, und auch die Banken machen gemeinsame Sache: Die einst selbstständigen Sparkassen haben längst fusioniert, die Kulmbacher Bank und die Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt sind zur VR-Bank Oberfranken Mitte verschmolzen.


Großer Investitionsstau

Geht es nach Kronacher Wünschen, so würde wohl bald ein nächstes Kooperationskapitel aufgeschlagen. Diesmal geht es um den Schlachthof. Warum die Gedankenspiele? In der Lucas-Cranach-Stadt hat sich im privat geführten Betrieb ein immenser Investitionsstau gebildet. Mehrere hunderttausend Euro, auch von rund einer Million Euro ist die Rede, müssten in den Altbau investiert werden, um erhöhte Auflagen erfüllen zu können.
Der Landkreis Kronach will dem Kronacher Schlachthof nun finanziell erst einmal unter die Arme greifen. Das wurde am Montag in der Kreistagssitzung beschlossen. Außerdem soll jedoch eine Neubau-Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis Kulmbach geprüft werden.


Eine Voraussetzung

Wie viele Kommunalpolitiker macht jedoch auch der Obermeister der Kronacher Metzgerinnung, Eberhard Kraus, unmissverständlich deutlich, dass ein solcher Neubau im Kreis Kronach angesiedelt werden müsste.
Ob Kulmbach da allerdings kleinbeigeben würde? "Jeder würde den Schlachthof wohl gerne bei sich haben wollen. So denken die Metzger in Kronach und auch die in Kulmbach", sagt der Kulmbacher Metzgermeister Heinz Ohnemüller, der dem Vorstand der Metzgerinnung Oberfranken Mitte angehört. Die ist für Kulmbach und Lichtenfels zuständig.
Von den Kronacher Überlegungen hätten er und seine Kollegen nur aus der Zeitung erfahren. Heinz Ohnemüller: "Offiziell wissen wir gar nichts." Die Presseartikel seien erstmals auch Thema bei der Innungssitzung in der vergangenen Woche gewesen.


Richtung schwarze Null

Einen gemeinsamen Schlachthof kann sich der Metzgermeister momentan nicht vorstellen, zumal nicht nur die Stadt, sondern auch die Metzger mit der Entwicklung am Kulmbacher Schlachthof zufrieden seien. "Hatten wir bis vor ein paar Jahren ein Defizit von einer halben Million Euro, so sind wir jetzt bei 100 000 Euro angelangt. Es geht Richtung schwarze Null", sagt Ohnemüller, der den Kronachern rät, erst einmal das zu machen, was in Kulmbach erfolgt ist: "Die sollen die Fakten prüfen und schauen, ob sie für sich eine Lösung finden."
Dass der Kulmbacher Schlachthof aus der Krise geführt worden ist und gerade seine EU-Zulassung erhalten hat, macht Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) deutlich. "Wir sind auf einem guten Weg", hat er erklärt. Gesprächen will sich die Stadt Kulmbach nicht verschließen, doch scheint eben eine Hürde fast unüberwindbar. Kronach pocht auf den eventuellen Neubau in Kronach, und Kulmbach würde wohl nicht locker lassen. Sollte es zu einer Zusammenarbeit kommen, sei Kulmbach der prädestinierte Standort, sagt Schramm.


Kunden auch aus Südthüringen

Dass keiner "seinen" Betrieb hergeben will, dass weiß im übrigen auch so mancher Kronacher. "Einen Schlachthof in Kulmbach werden einige wegen der weiten Wege nicht mitmachen", hat dort der stellvertretende Kronacher Obermeister Gerald Bayer deutlich gemacht und darauf verwiesen, dass auch Metzger aus Südthüringen in Kronach schlachten.
Groß dürften die Erfolgaussichten für zielführende Kooperationsgespräche angesichts der Eigeninteressen beider Lager derzeit nicht sein ...