Kreisobmann Löwinger: "Bauern stehen oft am Pranger"
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Sonntag, 31. Mai 2015
Zum Weltbauerntag am 1. Juni sprachen wir mit Wilfried Löwinger über die Entwicklungen in der Landwirtschaft. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands verrät zudem seine Meinung über die Bedeutung solcher Gedenktage.
Weltbauerntag: Ein großer Tag für die Landwirte? Was kann man von solchen Gedenktagen erwarten? Legen die Bauern überhaupt Wert darauf? Wir haben mit dem Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Wilfried Löwinger, über die Bedeutung dieses Tags gesprochen.
Wissen Sie eigentlich, dass am 1. Juni Weltbauerntag ist?
Löwinger: Das wusste ich nicht. Ich hatte zwar was im Hinterkopf, aber den Termin kannte ich nicht ...
Dann ist das kein besonderer Tag für Sie?
Der Tag ist in der Hinsicht besonders, dass Bauern weltweit Beachtung finden. Es ist wertvoll, dass der Gesellschaft überhaupt bewusst gemacht wird, wie ihr Essen auf den Tisch kommt und wie das mit der Landwirtschaft zusammenhängt. Die Arbeit der Bauern sollte mehr wertgeschätzt werden, was es für eine große Leistung ist, Natur, Tiere und Pflanzen zu versorgen.
Für wie wichtig halten Sie generell solche Gedenktage?
Die sind sicherlich ein schönes Bonbon, aber es gibt ja jede Menge davon. Das soll halt Aufmerksamkeit erzeugen. In gewisser Hinsicht ist es wichtig, dass man bewusst macht, was es alles gibt. Aber eigentlich sollte man solche Tage dafür gar nicht brauchen, sondern das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Also alles in allem ein symbolischer Tag, der unterm Strich nichts bringt. Vielleicht macht sich der eine oder andere Gedanken und wird unsere Arbeit mehr wertschätzen. Das wäre schon ein Erfolg.
Sie dürfen sich zum Weltbauerntag etwas wünschen.
Ich wünsche mir aus Sicht der Bauern, dass wir für unsere Arbeit und den Umgang mit den Tieren und der Natur wesentlich mehr Anerkennung bekommen. Aber wir werden oft an den Pranger gestellt. Das bedrückt die Familien, macht sie seelisch kaputt. Jeder wünscht sich irgendwie die Nostalgie in der Landwirtschaft zurück - so wie es vor 100 Jahren war. Jeder stellt Ansprüche, aber die Landwirte sollen sich nicht fortentwickeln dürfen.
Unsere Produkte waren noch nie von so hoher Qualität, den Tieren ging es noch nie so gut. Trotzdem stehen wir immer wieder am Pranger. Und nicht die Arbeit und die Preise machen die Familien kaputt, sondern die überbordende Bürokratie, die Zeit und Geld vergeudet und nichts bringt.
Apropos Arbeit und Preise: Wie sind heuer die Ernteaussichten?
Die Ernte wird mit Sicherheit nicht so gut wie 2014. Es hat jetzt ein bisschen geregnet, das hat die größte Not gelindert. Ein Vorteil ist, dass wir keine Hitzeperiode haben. Ein kühler, feuchter Mai ist immer gut für die Entwicklung der Pflanzen. Im Großen und Ganzen war das Frühjahr aber zu trocken. Selbst bei optimaler Witterung bis zur Ernte wird die nicht so ausfallen wie im vergangenen Jahr. Aber das ist kein Grund zum Jammern, es gibt immer Schwankungen, damit müssen wir umgehen. Das gehört zur Landwirtschaft. Die Arbeit mit der Natur ist nicht alle Jahre gleich, da spielen viele Faktoren eine Rolle.