Kreis Kulmbach: Wieder ein Wirtshaus weniger
Autor: Stephan Tiroch
Tennach, Freitag, 28. Dezember 2018
Die Brotzeitstube beim Rangabauern in Tennach ist an Silvester letztmals geöffnet. Warum nun Schluss ist, erklären Dieter und Frank Eschenbacher.
Der 31. Dezember kommt immer näher. Für Dieter Eschenbacher und seinen Sohn Frank wird es ein schwerer Tag. Kein Tag zum Feiern, diesmal ein Silvester zum Vergessen. Am Jahresende ist Schluss: Der Rangabauer in Tennach sperrt seine Brotzeitstube zu. Nach 18 Jahren. Wieder ein Wirtshaus weg.
In Tagen wie diesen haben's Gastwirtschaften nicht leicht. In Kulmbach zumal. "Einkehr zur Schmiede", Mönchshof-Bräuhaus, "Weberhof", "Nash" beim Kino oder die Sportheime von TSV 08 und ATS Kulmbach, um nur einige zu nennen - alle geschlossen.
Lange überlegt
Der Entschluss ist ihnen nicht leichtgefallen. "Wir haben lange diskutiert, lange überlegt", sagt Vater Dieter, der vor fast 30 Jahren als einer der Ersten im Landkreis auf Biolandwirtschaft umgestellt hat. "In der Familie müssen wir erst mal alles sacken lassen."
Eigentlich möchten Dieter und Frank Eschenbacher, der die Biolandwirtschaft mit Milchkuhhaltung und Rindermast sowie Biometzgerei und Wirtshaus vor einigen Jahren übernommen hat, gar nicht groß drüber reden. Aber dann schütten sie doch ein bisschen ihr Herz aus. Vor allem wegen der Stammgäste, die gerne zum Rangabauern gekommen sind.
"Ewig schade"
Einer davon ist Roland Schaller von den Kulmbacher Stollmusikanten. Er schwärmt: "Wir sind pro Jahr 20- bis 25-mal oben gewesen, fast immer über den Rehberg rauf- und wieder heimgelaufen. Wir waren eine lockere Runde, manchmal bis zu 20 Mann. Es war eine feine Sache, und wir hatten immer unsere Gaudi." Schaller findet es "ewig schade", dass die schönen Zeiten jetzt vorbei sind.
Dafür, so die zwei Rangabauern, gibt es viele Gründe. So habe man unter dem gesellschaftlichen Wandel gelitten, dass die Wirtshauskultur nicht mehr annährend den Stellenwert früherer Jahre hat. Kommunikation laufe heutzutage hauptsächlich übers Handy ab. Sich im Wirtshaus zu treffen, sei nicht mehr so gefragt. "Wir trauern den Zeiten nach, als das Dorfleben noch funktionierte und es eine andere Vereinskultur gab", sagt Dieter Eschenbacher. Er bedauert es, "dass heute am Sonntag nicht mal mehr ein Schafkopf zammgeht".
Dazu kommen steigende Energiepreis, so dass die Kosten aus dem Ruder laufen, und "Bürokratismus", wie sie es nennen: Dokumentationspflichten zum Beispiel oder die jährliche Biozertifizierung, die nicht billig ist - 2000 Euro für die drei Betriebsteile.