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"Konzert für die Seele" - der Stanicher Adventszauber


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Samstag, 12. Dezember 2015

Ein "Konzert für die Seele" kündigte Klaus Zahner, der Vorsitzende des Musikvereins Stadtsteinach, an. Und der 6. Stanicher Adventszauber wurde auch ein Konzert für alle möglichen Seelenregungen - besinnlich, pathetisch bis heiter.
Alle Fotos: Klaus Klaschka


Es begann hymnisch mit dem "Gloria in excelis deo" durch die "Original fränkischen Trachtenkapelle" und endete ganz still mit dem "Prayer of the Children" (Gebet der Kinder) der Männerstimmen des Chors "Akustica".

Kurt Bestor hat das "Gebet der Kinder" in den 1990er Jahren geschrieben und damit seine Eindrücke aus dem Jugoslawienkrieg musikalisch verarbeitet, die dort auf seiner obligatorischen zweijährigen Missionsreise als Mormone auf ihn einbrachen. Es geht darin um die Hoffnung von Kindern im Kriegselend, wenn sie ihre Augen "himmelwärts zum Licht" richten und darum bitten, dass sie wenigstens liebevolle Arme empfangen würden, wenn sie "unbekannte Straßen weg von zu Hause" führen. Wolfgang Bobek wies auf den gerade jetzt wieder aktuellen Bezug dieses Liedes hin.

Er führte durch das Programm - nicht nur mit Ansagen der einzelnen Stücke, sondern er erklärte auch, worum es bei jedem einzelnen ging.

Der Stadtsteinacher Musikverein ist musikalisch ziemlich breit aufgestellt: Zum einen das Blasorchester, die "Original fränkische Blaskapelle", die unter der Leitung von Christoph Hohlweg nicht nur, am liebsten aber böhmische Blasmusik spielt, zum anderen der Chor "Akustika", der unter der Leitung von Jörg Schmidt Chormusik pflegt, die sich vom Repertoire der traditionellen Gesangvereine unterscheidet. Beide Ensembles sind jeweils über dreißig "Mann" stark, ihre Mitglieder zwischen 13 und fast 70 Jahre alt. Hinzu kommt noch eine Bläserklasse mit derzeit zwölf und eine Chorklasse mit 25 Kindern. Sie bekommen neben den üblichen Musikstunden zusätzlich Instrumental- beziehungsweise Gesangsunterricht an der Grundschule.

Eine Gruppe aus der Bläserklasse bekam auch beim jetzigen Adventskonzert eine erste Chance zum Auftritt vor großem Publikum. Und unter der Leitung von Daniela Ott schafften die Nachwuchsmusiker diesen - freilich bei etwas reduziertem Tempo und mit kleiner Unterstützung von schon geübten Mitgliedern aus der Kapelle - recht respektabel. Der 13-jährige Julian Heinz schaffte binnen kurzer Zeit bereits den Sprung aus der Bläserklasse als vollwertiges Mitglied in das Blasorchester.

Die Trachtenkapelle gab sich beim "Adventszauber" - die Zugabe ausgenommen - gar nicht böhmisch, sondern eher symphonisch - mit Musik von Eric Clapton und dem witzigen "Instant Concert" von Harold Walters zum Beispiel, das musikalische Reißer von Schuberts Militärmarsch bis irgendwo hin "Down by the Riverside" in gut drei Minuten zusammenschustert. Aber auch "The Rose", das die sonst an sich eher bissige Bette Midler einst ganz herzzerreißend weltberühmt machte. Und vielleicht herausragend: "Music (was my first love)" von John Miles - jener fast opernhaften Pop-Ballade, in der langsame pathetisch-sentimentale mit schnellen 7/4-Passagen wechseln. Christoph Hohlweg dirigiert extrovertiert, ziemlich ausladend, reißt damit jeden Musiker zeitgleich mit; drückt mit langsamer weiter Bewegung die Lautstärke leiser und gibt wieder freie Bahn, wenn er sich aufplustert. Das Orchester spielt so rhythmisch einwandfrei mit breiter Dynamik.

Dezenter führt Jörg Schmidt den Chor. Die eigentliche Arbeit ist in langwierigen Proben bereits getan. Bei der Aufführung genügen dann leichte Fingerzeige und der eine oder andere Blickkontakt. "Akustika" hat zwar zahlenmäßigen Frauenüberschuss (23 : 8), klingt aber dennoch sehr ausgewogen. Das ist nur eine Frage der Chordisziplin. So schafft man Standards wie "Josef, lieber Josef mein" so wie so, aber auch harmonisch verzwickte Arrangements wie zum Beispiel die Pop-Balladen "You raize me up", "Dust in the Wind" und das "Halleluja" von Leonhard Cohen. Am Klavier begleitete in bewährter Weise Sophie Angermann.

Den mittlerweile bereits 6. Adventszauber bezeichnete Pfarrer Wolfgang Eßel am Freitag in St. Michael Stadtsteinach als "Fixpunkt in unseren Weihnachtsvorbereitungen." Das Konzert, das am Sonntag Abend in der Basilika Marienweiher noch einmal zu hören sein wird, bildet gleichzeitig den Jahresabschluss des Musikverein Stadtsteinach mit - neben den wöchentlichen Proben - mehr als 20 Auftritten und Veranstaltungen - darunter ein ganzer Tag zur Kulmbacher Bierwoche, drei Tage beim Schützen- und Bürgerfest in Presseck und das Jubiläumskonzert im vergangenen April zur Feier von "125 Jahre Blasmusik in Stadtsteinach".