Kommunalwahl: Peinliche Bildungslücke
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Mittwoch, 12. März 2014
Vier Stimmzettel bekommt jeder Wähler am Sonntag in die Hand gedrückt. Lange Namenslisten mit Menschen, die in ihrer Heimat politisch etwas bewegen wollen. Was geht's mich an? So denken manche Erstwähler, die glauben, dass wichtige Entscheidungen nur in Berlin und München getroffen werden.
Wie groß der Anteil der Kommunalpolitik an der Lebensqualität jedes Einzelnen ist, überraschte die Teilnehmer unserer Podiumsdiskussion gestern ganz offensichtlich. Da gab es die perfekte Gelegenheit, zwei prominente und auskunftswillige Lokalpolitiker mit Fragen zu löchern, und es kam - nichts! Chance vertan.
Wie kann das sein? Findet politische Bildung in der Schule nicht mehr statt? Es ist kaum zu glauben, dass in einem Saal voller junger Erwachsener kaum jemand weiß, wie die Kommunalwahl funktioniert.
Es gibt Dinge, die man für Prüfungen lernt, und welche, die man tatsächlich fürs Leben braucht. Politisches Verständnis gehört in letztere Kategorie. Deshalb müssen sich ehemalige und aktuelle Lehrer den Vorwurf gefallen lassen, ihre Schüler nicht vorbereitet zu haben - weder auf die Diskussion noch auf die Wahl.
Immerhin: Zumindest hatte die Berufsschule Interesse an der Veranstaltung, im Gegensatz zu den Gymnasien. Ob deren Schüler kluge Fragen hätten stellen können, wissen wir nicht. Wir hoffen es, denn eine ahnungslose Wähler-Generation bringt unsere Gesellschaft nicht voran.
Kurz vor Schluss gab's dann doch noch eine kleine Erlösung: zwei Fragen zur Briefwahl - nachdem Landrat Söllner dem ersten Mutigen ein Eis versprochen hatte.