Königlich-bayerische Eisenbahnbrücke in Franken wurde gerettet
Autor: Stephan Tiroch
Neuenmarkt, Freitag, 07. Dezember 2018
Auf diese Steine konnten sie bauen: 170 Jahre lang bewährte sich die Qualitätsarbeit der Bauingenieure von König Ludwig I. Was geschieht nun mit den tonnenschweren Granitblöcken?
Der König selbst hatte es 1843 per allerhöchstem Rescript angeordnet: Die kleinen Brücken oder Durchlassbauwerke auf der Schiefen Ebene sollten, so Ludwig I. (1786 - 1868), aus massiven Granitquadern und im "römisch antiken Style" errichtet werden. Qualität, an denen die Nachfahren des Monarchen 170 Jahre lang nichts auszusetzen hatten. Auf diese Steine konnte die Bahn bauen. Eben nachhaltig, wie man heute sagen würde.
Für das gewaltige Projekt der 566 Kilometer langen Ludwig-Süd-Nord-Bahn vom Bodensee bis Hof waren zahlreiche Kunstbauten wie Tunnel, Steindämme und Brücken notwendig. Daran arbeiteten damals die fähigsten Ingenieure.
Mit geringen Mitteln
Von den steinernen Zeitzeugen aus der Bauzeit (1846 - 1848) stehen auf der Schiefen Ebene noch einige. Sie wurden unter Denkmalschutz gestellt. "Sie können nach Auffassung von Fachleuten mit geringen Mitteln langfristig erhalten werden", so der Neuenmarkter Experte Roland Fraas (58) vom Arbeitskreis Schiefe Ebene.
Inzwischen genügen die königlich-bayerischen Bauwerke aber zum Teil nicht mehr den Erfordernissen der Sicherheit. Deshalb wurde vor kurzem ein historischer Durchlass bei Stammbach abgebrochen und durch einen modernen Zweckbau ersetzt. Jetzt fahren die Züge über Betonfertigteile.
Unter dem kleinen Stammbacher Brückenbauwerk - 2,32 Meter Durchgangsbreite - führte ein Fußweg hindurch. Außerdem konnte hier bei Schneeschmelze das Wasser abfließen, damit es nicht den Bahndamm durchfeuchtete.
"Drohender Totalverlust"
Die Granitsteine sollte das Abbruchunternehmen Plannerer aus Pullenreuth (Kreis Tirschenreuth) abtransportieren. Fraas und sein Mitstreiter Gernot Dietel aus Litzendorf, Bahnhistoriker und ehemaliger Kreisbaumeister in Hof, reagierten schnell. "Aufgeschreckt vom drohenden Totalverlust" entwickelten sie einen Plan: Das Portal ("sauber gehauen aus Granit und exakt versetzt") solle ins Deutsche Dampflokomotivmuseum (DDM) nach Neuenmarkt gebracht werden.
Fraas und Dietel knüpften Kontakte zur Bahn und zur Abbruchfirma. Viel Zeit blieb ihnen nicht. Die Strecke war nur drei Tage gesperrt. Man bekam das Okay. "Es durfte jedoch keinerlei Verzögerung der minutiös geplanten Bauarbeiten eintreten", so der Neuenmarkter Bauingenieur. Er war selbst dabei ("über zehn Stunden gefroren"), als die bis zu 1,5 Tonnen schweren Steine trotz des Zeitdrucks vorsichtig geborgen wurden.