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Ködnitzer Räte schalten das Landratsamt ein


Autor: Werner Reißaus

Ködnitz, Dienstag, 23. Februar 2016

Der Gemeinderat bleibt dabei: Die Überschwemmungsgefahr hat etwas mit den Geländeveränderungen bei der Himmelkroner Baille-Maille-Allee zu tun.
Der Weiße Main am Beginn der Baille-Maille-Allee in Himmelkron. In den dortigen Geländeveränderungen sehen die Ködnitzer Räte nach wie vor die Ursache für die Überschwemmungen in ihrem Gemeindegebiet. Foto: Werner Reißaus


Die Hochwassersituation am "Weißen Main" zwischen Himmelkron und Ködnitz scheint allmählich zu einer "never ending story" zu werden. Auch eine Besprechung von Vertretern der Gemeinde Ködnitz und des Wasserwirtschaftsamts Hof brachte keine endgültige Klarheit. Willi Kolb (SPD) sieht das Grundübel für die Überschwemmungsgefahr in Ködnitz nach wie vor an den Geländeveränderungen im Bereich der Baille-Maille-Allee im Klosterdorf. In einem weiteren Schritt soll nun mit dem Landratsamt geklärt werden, ob für diese Maßnahme eine Genehmigung erteilt wurde.

Bürgermeister Stephan Heckel-Michel (CSU) schlug in der Gemeinderatssitzung am Montag vor, dass sich die betroffenen Kommunen Himmelkron, Neuenmarkt, Trebgast und Ködnitz an einen Tisch setzen, wenn alle Daten vorliegen.

Dann solle nach einer gemeinsamen Lösung und auch einer Fördermöglichkeit gesucht werden.
Heckel-Michel verwies auf ein Schreiben der Gemeinde Ködnitz an das Wasserwirtschaftsamt Hof vom Oktober 2015. Damals habe man der Fachbehörde die Sorge um die Hochwasserentwicklung im Tal des Weißen Mains mitgeteilt: "Der Umfang der Maßnahmen der Stadt Kulmbach an der Flutmulde ist für uns ein Indiz, dass die möglichen Hochwassergefahren wohl eher zugenommen haben."

Die Öffnung eines Bereichs an der Baille-Maille-Allee in Himmelkron sieht der Gemeinderat Ködnitz nach wie vor als Verbesserung der Situation an, ohne dadurch allzu große Kosten zu verursachen. In dem Schreiben habe Ködnitz auch angeführt, dass diese Rückhaltemöglichkeit bei einem Termin im Jahr 2006 mit dem Wasserwirtschaftsamt, der Gemeinde Himmelkron und den betroffenen Anwohnern noch als positiv beurteilt worden sei. Für die Gemeinde Ködnitz wäre es deshalb wichtig zu wissen, ob im Zuge der immer wieder erfolgten Baumaßnahmen an der Baille-Maille-Allee entsprechende Untersuchungen hinsichtlich der Auswirkungen auf das Hochwasser durchgeführt beziehungsweise ob dafür auch Genehmigungen erteilt wurden.


Auch die Flutmulde interessiert

Die Gemeinde weiter: "Auch würden uns die Grundlagen für den jetzigen Ausbau der Flutmulde in Kulmbach interessieren, da wir als Oberlieger am Weißen Main von derselben Hochwassersituation beziehungsweise Hochwassergefahrenentwicklung betroffen sind."

Bei einer Besprechung am 11. Februar dieses Jahres wurden die Fragen der Gemeinde Ködnitz bezüglich der Hochwasserschutzes und der vorhandenen Hochwassersituation diskutiert. Im Nachgang dazu gab Heckel-Michel noch die schriftliche Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts bekannt.


Auswirkungen nicht zu befürchten

Was die Planung des Hochwasserschutzes in Kulmbach an der Flutmulde angeht, so stellte die Hofer Behörde fest, dass Planung und Ausführung auf dem Hochwasserereignis HQ 100 und einem Klimazuschlag von 15 Prozent basiere. HQ 100 bedeutet die Abflussmenge eines Gewässers, die im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird. Das sei die gängige Vorgehensweise in Bayern. Das Wasserwirtschaftsamt weiter: "Die angesetzten Mengen haben sich im Planungszeitraum nicht erhöht. Auswirkungen des Hochwasserschutzes in Kulmbach für Ködnitz sind nicht zu befürchten."

Bei der Besprechung am Wasserwirtschaftsamt wurde auch festgestellt, dass die Anlagen im Bereich der Baille-Maille-Allee in ihren Anfängen noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Kenntnisse, welche Veränderungen im Zuge des Kläranlagenbaus in den 1960er-Jahren oder auch später durchgeführt wurden, liegen aktenmäßig nicht vor. Sofern die Gemeinde Ködnitz jedoch weiterhin der Meinung ist, dass ungenehmigte Baumaßnahmen durchgeführt wurden, schlug die Fachbehörde vor, sich an das Landratsamt Kulmbach als zuständige Rechtsbehörde zu wenden.

Aufgegriffen wurde in dem Gespräch auch das Thema, welche Retentionsräume aktiviert werden könnten und welche Auswirkungen diese im Hochwasserfall auf die anliegenden Gemeinden hätten. Dazu wäre aber eine Berechnung der Abflussverhältnisse mittels Niederschlagsabflussmodell erforderlich. Wie Bürgermeister Stephan Heckel-Michel zu verstehen gab, müsste das Modell allerdings das gesamte Einzugsgebiet von Himmelkron bis Ködnitz enthalten. Es wurde deshalb angeregt, dass sich die betroffenen Gemeinden zusammenschließen und gemeinsam ein solches Modell in Auftrag geben. Nach dem derzeitigen Stand ist diese Berechnung gemäß der neuen, in Kürze in Kraft tretenden Förderrichtlinie auch zuwendungsfähig. Zunächst will man noch eine rechtliche Beurteilung durch das Landratsamt Kulmbach abwarten.


"Ein Stück weit vergewaltigt"

Willi Kolb wies abschließend darauf hin, dass für ihn die Fließgeschwindigkeit das entscheidende Problem ist, denn im Bereich der Baille-Maille-Allee ist der Weiße Main seiner Meinung regelrecht "reingepresst" und damit auch ein Stück weit "vergewaltigt" worden. Und Heinz Mösch (CSU) ergänzte: "Was mich bei den ganzen Diskussionen ärgert ist, dass das Verursacherprinzip nicht gilt."