Druckartikel: Knöpfe im Nirgendwo

Knöpfe im Nirgendwo


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Sonntag, 06. Sept. 2020

Wenn ein Knopf fehlt, ist man froh über Ersatz. So man ihn findet.
Ein Ersatzknopf im Plastikbeutel. Man sollte ihn sicher verstauen.Foto: Katrin Geyer


Meine neue Bluse ist ein Schnäppchen: preiswert, passt perfekt, lässt sich zu vielen anderen Teilen kombinieren. Ich fühle mich gut und gehe beschwingt auf die Arbeit.

Dort währt die Freude an der neuen Bluse nur kurz. Irgendwas an der linken Seite fängt an zu kratzen. Ausdauernd und gemein. So arg, dass ich in der Mittagspause schnell nach Hause fahre, um mich umzuziehen, weil ich es kaum aushalte.

Daheim schüttle ich über mich selber den Kopf. Das, was da so gekratzt hat, ist ein kleiner Plastikbeutel mit einem Ersatzknopf, der mit einem Plastikstäbchen an der Blusennaht befestigt ist. Hätte ich ja eher drauf kommen können! Ich schneide den Plastikbeutel ab und lege ihn - irgendwohin. Es muss ja schnell gehen.

Sie ahnen es schon: Sollte ich irgendwann - Jahre später, denn ich trage manche Sachen lang - einmal einen Ersatzknopf für diese Bluse brauchen, werde ich keinen finden. Weil ich nämlich längst nicht mehr weiß, wo ich den Knopf hingelegt habe, damals, als es schnell gehen musste.

Bei größeren Aufräumaktionen habe ich Knöpfe samt Beutelchen schon an den unmöglichsten Orten gefunden: in der Küchenschublade, im Schlüsselkästchen, im Geldbeutel, im Handschuhfach im Auto - und sogar in den Ablagekästen im Büro. Aber so viel ich auch räume und suche: Der eine, einzige Knopf, den ich brauche, ist nie dabei.

Jetzt wissen Sie auch, warum an meiner blauen Strickjacke zwischen lauter blauen ein roter Knopf sitzt. Wo der mal hingehörte, weiß ich nicht mehr. Aber er war da, als ich dringend einen Knopf brauchte. Und so übel sieht er gar nicht aus. Zumindest kratzt er nicht.