Klinikum: OB-Vorstoß sorgt für Kopfschütteln
Autor: Alexander Hartmann, Jochen Nützel
Kulmbach, Donnerstag, 19. Mai 2022
Der von OB Ingo Lehmann öffentlich gemachte Antrag, am Klinikum einen ärztlichen Direktor zu installieren, stößt bei den Mitgliedern des Zweckverbandes auf Unverständnis. So etwas muss intern beraten werden, heißt es. Die Geschäftsführerin wird gestärkt.
Ingo Lehmanns (SPD) Antrag, der offenbar darauf abzielt, die Rolle von Geschäftsführerin Brigitte Angermann in Frage zu stellen, hat viele überrascht. Dass der OB mit diesem in die Öffentlichkeit gegangen ist, ohne sie vorab zu informieren, hat die Mitglieder des Zweckverbands Klinikum Kulmbach verwundert, bei den meisten für Kopfschütteln gesorgt. Was Lehmann gemacht hat? Er hat auch in einer Pressemitteilung erklärt, dass er einen ärztlichen Direktor für das Kulmbacher Klinikum fordere, das seit vielen Jahren von Geschäftsführerin Brigitte Angermann geleitet wird. Der wird von den Verbandsmitgliedern attestiert, dass sie wie ihr Vorgänger Herbert Schmidt eine sehr erfolgreiche Arbeit leiste.
Am kommenden Dienstag tagt der Zweckverband und wird sich mit Ingo Lehmanns Antrag befassen. Wie die Mitglieder den Vorstoß des OB bewerten? Wir haben einige vorab gefragt.
Das sagt der frühere Chefarzt
Einer, der seit Jahrzehnten dem Haus verbunden ist, ist Dr. Johann Hunger (WGK). Er war 24 Jahre Chefarzt, gehört heute dem Zweckverband an. "Die Entwicklung ist exzellent. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, etwas zu ändern", sagt Hunger, der anführt: "Never change a winning team." Müsste ein Chefarzt die Rolle nebenbei übernehmen, wäre die Arbeit nicht zu schultern. Einen ärztlichen Direktor allein für das Tätigkeitsfeld neu einzustellen, mache keinen Sinn: "Mehr als gut laufen kann es an einer Klinik doch nicht." Die Geschäftsführung habe das Große und Ganze im Blick, arbeite erfolgreich, erklärt Hunger, der sich wundert, dass Lehmann ein Thema, das Interna beinhalte, in die Öffentlichkeit trägt. "So etwas muss im Gremium beraten werden. Hätte er mich gefragt, hätte ich ihm zudem gesagt, dass ich von einem ärztlichen Direktor nichts halte."
"Zwei Glücksfälle"
"Man kann über alles reden. Es ist aber vernünftig, wenn man das erst einmal intern macht", stellt auch Henry Schramm (CSU) fest, der während seiner Zeit als Oberbürgermeister stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbands war und heute Mitglied ist. "Es ist uns gelungen, dieses Haus hervorragend auszubauen und zukunftsfähig auszurichten. Mit Herbert Schmidt und Brigitte Angermann hatten und haben wir zwei Glücksfälle als Geschäftsführer."
"Bin über Alleingang verwundert"
Über die Presse hat Rainer Ludwig (FW) in München von der Forderung des OB erfahren. "Auch ich kenne es aus der Vergangenheit so, dass es immer zum guten Stil gehörte, dass wir uns in der Verbandsversammlung über Inhalte intern abgestimmt haben und dann mit einheitlichem Zungenschlag an die Öffentlichkeit gegangen sind."
"Ich bin verwundert"
Konstruktive Vorschläge begrüße er, "doch ich bin verwundert über den Alleingang Lehmanns und finde dieses Vorgehen nicht dienlich". Über solch eine weitreichende, "ja revolutionäre" Veränderung müsse zunächst im Verband diskutiert werden. Das Klinikum sei, so Ludwig, ein Aushängeschild weit über die Region hinaus und werde vorbildlich geführt.