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"Klanglichter" kommen zur Geltung


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Donnerstag, 26. Juli 2018

Statt auf dem Kirchplatz traten der Trebgaster Johanneschor und das Kulmbacher Kammerorchester in der Kirche auf. Dem Erlebnis tat dies keinen Abbruch.
Der Trebgaster Johanneschor Dieter Hübner


Pfarrer Peter Ahrens hieß in der Johanneskirche alle zum "Wanderkonzert" willkommen. Damit fasste er in einem Wort die Vorgeschichte dieser Veranstaltung zusammen. Anfangs als "See-Serenade" konzipiert, sollte sie schließlich als Open-Air-Konzert auf den Kirchplatz stattfinden. Aber die Verantwortlichen hatten Petrus nicht in ihre Planung mit einbezogen. Der war letztendlich der Meinung, dass Musiker, Sänger und Besucher im markgräflichen Gotteshaus doch am besten aufgehoben sind. Wenngleich der freie Platz zwischen Kirche und Kantorat zweifellos seinen Reiz gehabt hätte.

Hinsichtlich der Akustik war es angesichts des Mottos "Klanglichter" in jeden Fall die richtige Entscheidung. Den Part der außen illuminierten Kirche übernahmen die Lichtquellen im Inneren, die für eine heimelige Atmosphäre im gut besetzten Kirchenschiff sorgten.


Verschiedenste Epochen

Entsprechend gut aufgelegt waren dann auch alle Mitwirkenden und präsentierten ein Lob an "Frau Musica", die Geselligkeit und die Liebe". Der mit Sängern aus Untersteinach verstärkte Trebgaster Johanneschor übernahm den ersten Teil und begann mit "Zuvor, so lasst uns grüßen". Nacheinander erklangen Lieder aus den verschiedensten Epochen, von bekannten und unbekannten Komponisten. Ob "An hellen Tagen" und "Drei schöne Dinge fein" aus dem 17. Jahrhundert, oder "Fröhlich klingen unsere Lieder" und "Mein Mund, der singet" aus der Jetztzeit, alle Chorstücke setzten in gewisser Weise "Klanglichter". Die folgenden Beiträge "Viele verachten die edle Musik" und das englische Lied "Come again" führten dann wieder zurück in die Barockepoche.

Besonders gelungen war das "Alta trinita beata" (Musik eines unbekannten Komponisten aus dem 15. Jahrhundert) und eine "Intrada a capella", ein Lied ohne Sprache. Auch den nicht ganz einfachen Kanon "Freunde, lasset uns beim Singen" von Wolfgang Amadeus Mozart meisterte der Chor, um sich anschließend mit der allseits bekannten Volksweise "Kein schöner Land" in die Pause zu verabschieden.


Zoologische Fantasie

So hilfreich und amüsant, wie er zuvor die Lieder ansagte, leitete Moderator Nicolas Peter zum zweiten Teil über, "einem kulturellen Ereignis von erregender Einmaligkeit", dem "Karneval der Tiere" mit dem Kulmbacher Kammerorchester. Genauso unterhaltsam wie das Stück selbst, waren seine Erklärungen zu dieser großen zoologischen Fantasie von Camille Saint-Saens, seinem Spätwerk von 1886.

Nachdem eine nicht mehr ganz junge Waldameise bei ihrem Blick über die Urwaldlichtung gerade 4791 seltsam kostümierte Tiere gezählt hat, kommt leichte Unruhe auf: Der Marabu hebt den Taktstock, 64 Uhus setzen ihre Instrumente an, die beiden Eichhörnchen sitzen an ihren Klavieren. Da tritt auch schon "Seine Majestät, der Löwe", in die Arena und lässt sich mit seinem ganzen königlichen Gefolge auf seinem Ehrenplatz nieder.

Klavier eins und zwei führen erst einen Trommelwirbel aus und leiten dann mit Fanfaren-Rhythmen zum Marsch über, bei dem zusätzlich die Streicher das Löwengebrüll imitieren. "Kommen jetzt die Hühner?", fragt der Fuchs seine Lebensgefährtin, und sogleich verschlägt es ihm die Sprache. Eine fünf Meter hohe Pyramide aus 77 gutgewachsenen Hühnern tippelt herein, auf ihrer Spitze balanciert ein Hahn im Kostüm von Kaiser Napoleon.


Gackern und Cancan

Das Gackern der Hühner übernehmen die Streicher, das Kikeriki des Hahnes die Klarinette. Während der Hahn noch die Ovationen genießt, wirft ein nackter Mehlwurm dem Pariser Schildkrötenballett Kusshändchen zu. Ihren Cancan aus "Orpheus in der Unterwelt", ehemals der schnellste Tanz der Welt, präsentieren die Streicher aber eher in Zeitlupe. Ein afrikanischer Elefant erkennt als einzige lebende Tänzerin von Format nur seine Gattin an: In einen wehenden weißen Schleier gehüllt, Kopf und Rüssel stolz erhoben, schwebt sie auch schon herein. Der Kontrabass orientiert sich an einem filigranen Ententanz, das Klavier übernimmt die Begleitung im Walzertakt.

Inzwischen haben vier Esel ein Aquarium in die Manege getragen. Klaviere, Violine und Flöte vermitteln ein Stimmungsbild des sich sanft bewegenden Wassers, das Glockenspiel erinnert an aufsteigende Luftblasen. "Kommt jetzt der Schwan?", fragen die jungen Katzen. Nein, erst nimmt der Kuckuck im schlechtsitzenden Federkleid auf dem Gipfel des Affenbrotbaumes Platz. Beide Klaviere lassen mit leisen Akkorden die ruhige Atmosphäre eines Waldes erkennen, die Klarinette intoniert den Ruf des Kuckucks aus der Ferne.

Dann ist es soweit: Ein stolzer Schwan gleitet in die Arena. Der Größe und Schönheit des Tieres angemessen, spielt das Cello ein einfühlsames Solo. Das Fest nähert sich dem Höhepunkt: Die Klaviere eröffnen das Finale. Die Einleitung endet in einem schnellen Galopp, bei dem alle Tiere noch einmal einen kurzen Auftritt haben.


"Ein emotionales Konzert"

Mit den gemeinsam gesungenen und gespielten Liedern "Der Mond ist aufgegangen" und "Nehmt Abschied, Brüder" beendeten Chor und Orchester diesen schönen Abend. "Da capo" applaudierte das Kaninchen, und gab damit die Meinung der Besucher wider. Alle, unter ihnen auch die dem Landkreis immer noch sehr verbundene, ehemalige Berliner Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg/Wilmersdorf, Monika Thiemen, waren von dem sehr stimmungsvollen und abwechslungsreichen Konzert sehr angetan.

Und auch Thomas Grünke, souveräner Leiter des Johanneschores und des Kammerorchesters, war zufrieden. "Es war ein sehr gelungenes, emotionales Konzert. Jeder war voll konzentriert bei der Sache und hat seinen Anteil am Erfolg."