Kindersprache: Von klein auf optimal gefördert
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Mittwoch, 17. Oktober 2012
Spricht mein Kind richtig? Diese Frage treibt viele Eltern um, wenn ihr Nachwuchs sich nicht im gleichen Tempo entwickelt wie Gleichaltrige. Ab sofort hilft bei diesen Sorgen die neu eingerichtete Kulmbacher Informationsstelle Kindersprache, die einmal im Monat kostenlose Sprechstunden anbietet.
Leonard ist ein lebhafter Junge. Der Fünfjährige spricht gern und viel und schnell - und undeutlich. Oft nuschelt er so stark, dass sogar seine Mutter Jana Münch ihn kaum versteht. Die 30-Jährige macht sich inzwischen ein wenig Sorgen: Steckt vielleicht eine sprachliche Entwicklungsstörung dahinter? Mit dieser Frage kann sich Jana Münch ab November an die neue Kulmbacher Informationsstelle Kindersprache wenden. Sie bietet im Rahmen des Förderprogramms "Frühe Chancen" allen Eltern Unterstützung, die sich unsicher sind, ob die sprachliche Entwicklung ihres Kindes normal verläuft.
Zum Team gehören die Praxis für Logopädie Burlein & Hild, der Awo-Kreisverband, die Die Kita gGmbH, der evangelische Kindergarten Mainleus und die Praxis "Die Therapeuten Kulmbach und Thurnau" sowie anderssprachige Mitarbeiter pädagogischer Einrichtungen, denn auch Eltern mit Migrationshintergrund können sich dort Rat holen.
Sprache ist der Schlüssel
"Die Entwicklung der Sprache ist der Schlüssel für viele Fähigkeiten", sagt Logopädin Ger ti Burlein. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass bei Schwierigkeiten oft erst dann fachlicher Rat gesucht wird, wenn sich Probleme manifestiert haben. "Je früher die Sprachförderung und bei Bedarf eine Therapie ansetzen, desto schneller stellt sich der Erfolg ein.
Burlein startete die Initiative gemeinsam mit Sprachberaterin Ilona Krebs von der Arbeiterwohlfahrt, und Krebs war es auch, die Jana Münch in der Kita MIGS Am Rasen auf die sprachlichen Auffälligkeiten ihres Sohnes ansprach und sie auf das neue Angebot aufmerksam machte. "Ich finde es toll, dass es jetzt sowas gibt, denn ich bin schon verunsichert, ob alles in Ordnung ist. Andererseits kann es ja auch sein, dass ich mir viel zu viele Gedanken mache."
Die Mutter wird deshalb einen der ersten Gesprächstermine der Infostelle wahrnehmen. Ihren Sohn bringt sie mit. "Das ist ideal", sagt Gerti Burlein, "denn so haben bekommen wir einen persönlichen Eindruck".
Der Einsatz der Mitarbeiter der Infostelle hat allerdings Grenzen: "Wir erstellen keine Befunde und beraten nicht therapeutisch", betont Burlein. "Es geht darum, aufgrund des Gesprächs und der Beobachtung Empfehlungen zu geben, ob beispielsweise eine Sprachförderung ausreicht oder eine ärztliche Untersuchung oder eine Sprachtherapie notwendig ist."
Ein Sechsjähriger sollte beispielsweise das R richtig sprechen können. Doch bei Valentin Falk will das nicht klappen. Ebenso wie Leonard Münch besucht er die Awo-Kita MIGS. Mutter Ivonne Falk findet das neue Angebot großartig. "Mit der Einschätzung der Experten von der Infostelle kann ich die weiteren Schritte planen und den Arzt gezielt um eine Logopädie-Verordnung bitten."
Ursachen sind vielfältig
Für sprachliche Entwicklungsverzögerungen kommen viele Ursachen in Frage: Krankheiten können ein verborgener Grund sein oder Schwerhörigkeit. "Wir geben Tipps, wie man im Einzelfall weiter vorgehen sollte, wann die Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen sollten und wann sie ganz entspannt abwarten sollten", sagt Sabine Kraus-Eckert, Fachkraft für Frühpädagogik bei der Awo.
14 Mitarbeiter sind im Arbeitskreis der Informationsstelle vereint und wechseln sich bei den Sprechstunden (siehe "Termine und Adressen") ab. Es sind immer ein Sprachberater und ein Logopäde anwesend, bei mehrsprachigen Kindern stehen zusätzlich Fachkräfte zur Verfügung, die fließend Türkisch, Russisch und Italienisch sprechen. "Wir würden uns sehr freuen, wenn sich uns auch ein Kinderarzt anschließen würde", sagt Gerti Burlein, die hofft, dass Eltern durch das neue Angebot Sicherheit im Umgang mit Sprachproblemen gewinnen.