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Kiebitze: Gibt es noch Hoffnung?


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Freitag, 05. Juni 2020

Im Rotmaintal haben sich einige der letzten Brutpaare der bedrohten Tiere angesiedelt. Landwirte helfen bei ihrem Schutz.
Nicht älter als acht bis zehn Tage ist dieses Kiebitz-Küken, das sich, gut bewacht von der Mutter, im Rotmaintal bereits auf eigenen Füßen fortbewegt.Foto: Katrin Geyer


Zehn Paare, sagt Frank Schneider, wären eine Zahl, bei der man hoffen könne. Noch aber ist man von der hoffnungsträchtigen Zahl weit entfernt: Frank Schneider, der Kiebitz-Experte der Kreisgruppe Kulmbach im Landesbund für Vogelschutz (LBV) sorgt sich sehr um seine Schützlinge.

Die Kiebitze sind selten geworden in der Region. Lediglich im Rotmaintal haben sich in den letzten Jahren immer wieder Brutpaare eingestellt. Merklich vergrößert hat sich die Population dort aber nicht. Die Gründe sind vielfältig. Mal haben sich Räuber wie der Fuchs oder der Marder über die Gelege hergemacht, mal sind die Nester unter den Rädern großer Landmaschinen zermalmt worden.

Manchmal legen die taubengroßen Vögel dann nach und es gibt eine zweite Brut. "Oft aber war's das dann einfach für dieses Jahr", sagt Frank Schneider.

"Eine Selbstverständlichkeit"

Der Kiebitz-Experte ist deshalb sehr froh, dass er Unterstützung bekommt von einigen Landwirten, die ihm nicht nur zuverlässig melden, wenn sie beobachten, dass sie auf ihren Flächen ein Kiebitz-Paar ansiedeln will, sondern die auch bei der Bearbeitung ihrer Flächen Rücksicht nehmen auf die Vögel. Und die sich sichtlich freuen, wenn aus den gesprenkelten Eiern dann tatsächlich winzige, flaumige Küken schlüpfen, die schon nach wenigen Tagen unter der Aufsicht der Kiebitz-Henne in den Ackerfurchen nach Futter suchen.

Es sei doch eine Selbstverständlichkeit, auf die Vögel Rücksicht zu nehmen, sagt Hermann Grampp, Landwirt aus Unterkodach, bei einem Ortstermin im Rotmaintal. Und Sabine, Armin und Melissa Gräf, die in Wickenreuth eine Landwirtschaft betreiben, sind froh darüber, dass wenigstens hier die Chance besteht, dass der Kiebitz-Nachwuchs groß wird: Auf einem Feld der Familie zwischen Wickenreuth und Forstlahm ist ein Gelege Nesträubern zum Opfer gefallen.

Gute Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz loben die Landwirte. "Ohne die Leute vom Naturschutz, die die Nester markieren, hätten wir doch gar keine Chance, die vom Schlepper aus überhaupt zu sehen", so Hermann Grampp. Beim LBV wiederum ist man dankbar für die Kooperationsbereitschaft der Bauern. Die übrigens können Prämien in Anspruch nehmen, wenn es gelingt, die Nester auf ihrem Grund zu schützen. "Aber darum geht es uns nicht", sagt Melissa Gräf, 22 Jahre alt und gelernte Landwirtin. "Das bisschen Aufwand nimmt man doch gerne in Kauf, wenn man damit die Vögel schützen kann."

Kiebitze - eine bedrohte Art

Kiebitze gehören zur Familie der Regenpfeifer. Sie sind etwa taubengroß und an ihrem charakteristischen, gaukelndem Flug und ihrem Ruf zu erkennen. Die Zugvögel sind Bodenbrüter. Wo es nicht mehr genug Feuchtwiesen gibt, weichen sie auf lockere Ackerböden aus - was vielen von ihnen zum Verhängnis wird.

Bedrohte Art Der Kiebitz ist global bedroht. 2015 wurde die Art auf die Internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt.