Kerstin Bär steht für Perfektion auf grünem Teppich
Autor: Katharina Müller-Sanke
Thurnau, Montag, 23. Mai 2016
Kerstin Bär steht seit kurzem beim Golfclub Oberfranken in Thurnau als Greenkeeper ihre Frau.
Auf einem Golfplatz herrscht Ordnung, und zwar in jeder Beziehung. Das gilt auch für das herrlich gelegene Gelände des Golfclubs Oberfranken in Thurnau. Exakt 3,5 Millimeter hoch ist das Gras auf den Greens rund um die Löcher, die Bunker davor sind mit feinem Sand gefüllt. Nicht ein Gräslein oder Blatt stört das perfekte Bild auf der 18-Loch-Anlage.
Mitten in der Natur
Dennoch ist ein Golfplatz auch Natur. Das Gras wächst, Unkräuter, Büsche und Bäume kämpfen um ihr Recht. Dass Präzision und Ordnung dennoch erhalten bleiben, dafür sorgen die sogenannten Greenkeeper. Sie mähen den Rasen und greifen auch mal zur kleinen Schere, um das Gras wirklich penibel kurz zu halten. Sie jäten, graben und kontrollieren, damit alles perfekt ist.
In Thurnau sind es stolze 68 Hektar, die so gepflegt werden müssen.
Andreas Kühnlein ist Head-Greenkeeper, er kennt sich aus auf seinem Geläuf, hat selbst auch die Platzreife und weiß aus Erfahrung, wo wann was zu arbeiten ist. Mit seinem Team kümmert er sich um alle landschaftspflegerischen Maßnahmen, die rund um den Platz anfallen, und sorgt für ein rundum schönes Erscheinungsbild des Golfplatzes.
Gemäht wird jeden Tag
"Das Gras auf dem Green muss jeden Tag gemäht werden, die Bahnen werden auch mehrmals die Woche gemäht. Andere Aufgaben wie die Pflege der Bunker oder der Bäume erledigen wir nach Bedarf", sagt Kühnlein.
Jeder, der einen Garten hat, wird erahnen können, wieviel Arbeit das ist. Kein Wunder, dass dazu jede Menge Manpower benötigt wird. Obwohl Manpower zumindest in Thurnau nicht mehr ganz das richtige Wort ist. Schließlich gehört zu den Greenkeepern seit neuestem eine Frau: Kerstin Bär. Und das ist eine absolute Seltenheit.
Die junge Frau steht den männlichen Kollegen in nichts nach. Sie kommt aus der Landwirtschaft, hat sogar einen Meistertitel und kann kräftig zupacken. Dass sie einmal Greenkeeper werden könnte, das hat sie sich nicht träumen lassen. "Ich habe im Internet nach Stellenausschreibungen gesucht. Zufällig bin ich über eine Ausschreibung für einen Greenkeeper in Norddeutschland gestolpert."
Viele Überstunden im Sommer
Das war natürlich nichts, schließlich hat Bär hier ihre Familie und auch eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft, aber trotzdem ist sie neugierig geworden. "Ich habe also bei den Golfplätzen hier in der Gegend angerufen und gefragt, ob ich mich mal umschauen darf. In Thurnau bin ich gleich herzlich empfangen worden."
Mit Golfern hatte die Mittdreißigerin bisher nichts am Hut. Doch ihr kleiner Einblick hat sie überzeugt, und als dann eine Stelle frei wurde, hat sie den Job ergattert.
Im Sommer ist es sehr viel Arbeit, Überstunden inklusive. Im Winter werden die Stunden abgefeiert. Nicht für alle Frauen interessant, aber so ist es ja oft bei Berufen, die etwas seltener sind: Es braucht schon eine gewisse Leidenschaft und eine besondere Begabung.
Die scheint Kerstin Bär zu haben: Harte Arbeit und Genauigkeit liegen ihr, und so kann sie nur andere Frauen und Männer, die auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind, motivieren, einfach mal über den Tellerrand zu schauen und ungewohnte Berufe kennenzulernen.