Druckartikel: Keine Weihnachtsmärkte in der Region: Das sagen Händler und Veranstalter

Keine Weihnachtsmärkte in der Region: Das sagen Händler und Veranstalter


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Freitag, 19. November 2021

Wie halten die örtlichen Veranstalter und Fieranten von der Ankündigung der Regierung, alles abzusagen? Hier sind Reaktionen aus Kulmbach, Thurnau und Bayreuth.
Für die Weihnachtsmärkte sieht es düster aus. Foto: privat


Verständnis und Enttäuschung liegen nahe beieinander: Erst gestern hatten wir gemeldet, dass die Stadt Kulmbach ihren Weihnachtsmarkt durchführen wird. Unter strengen Auflagen, unter Berücksichtigung der 2G-Regeln. Doch das alles ist schon wieder hinfällig. Denn gestern sagte Ministerpräsident Markus Söder alle Adventsmärkte in Bayern ab - und damit auch den der Stadt Kulmbach.

Die Entscheidung Söders wird von der Stadt akzeptiert. Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD): "Mir lag es natürlich am Herzen, den Markt im Rahmen des Möglichen stattfinden zu lassen. Dass er jetzt abgesagt werden muss, ist bedauerlich, aber nachvollziehbar. Die Sicherheit eines jeden einzelnen steht an erster Stelle, und dementsprechend kann der Markt heuer nicht stattfinden."

Die Händler werden jetzt alle von der Stadt kontaktiert und bekommen ihre Standgebühr zurücküberweisen. "Es ist natürlich ärgerlich, da die Planungen bereits weit vorangeschritten sind und alle schon in den Startlöchern standen. Allerdings haben wir Verständnis für diesen Schritt und wollen niemand unnötig in Gefahr bringen. Eine derart kurzfristige Absage ist natürlich auch mit Kosten verbunden, denn Anzeigen sind bereits geschalten, die Werbung ist bezahlt, Banner sind gedruckt - aber wir folgen selbstverständlich den gesetzlichen Vorgaben und sagen den Markt ab", heißt es seitens der Stadt.

Zum ersten Mal beim Weihnachtsmarkt vertreten gewesen wäre Edeka Seidel aus Kulmbach. "Die Entscheidung, dass wir mitmachen, ist zu einer Zeit gefallen, als die Zahlen noch deutlich niedriger waren", erklärt Marktleiter Michael Seidl. An einem Stand hätte man regionale Produkte angeboten. Das Ganze sei als Azubi-Projekt geplant gewesen.

Dass erst kurzfristig die Zusage und dann wenige Tage später schon wieder die Absage des Weihnachtsmarkts erfolgt sei, sei eine planerische Katastrophe, sagt er. Dass zeige sich auch daran, dass bereits Handzettel mit Werbung für den Weihnachtsmarkt in Auftrag gegeben wurden und das nicht mehr zu stoppen sei. "Ich bitte um Verständnis, dass die Info auf den Zetteln nicht mehr passt." Die ganze Entwicklung sei zwar schade für alle Beteiligten, vor allem für die Auszubildenden, die sich trotz aller Widrigkeiten auf den Weihnachtsmarkt gefreut hätten. "Letztendlich ist die Entscheidung aber zu akzeptieren."

Thorsten und Susanne Hugel aus Kronach wollten ihre Imkerprodukte am Kulmbacher Weihnachtsmarkt anbieten. "Aber Söder hat das Zepter in der Hand", sagt Thorsten Hugel resignierend. "Schade, dass wir kein Geld verdienen. Aber was will man machen? Die Entwicklung war abzusehen", erklärt er und verweist darauf, dass die Wintermonate und damit auch die Weihnachts- und Adventsmärkte die umsatzstarke Zeit für sie sind. "Im Sommer muss ich mich ja um meine Bienen kümmern."

Jetzt hat er noch die Hoffnung, wenigstens in seiner Heimatstadt seine Waren anbieten zu können. Denn dort handele es sich um einen normalen Stand in der Stadt, nicht um einen Weihnachtsmarkt. Aber hier drohe bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 ein Lockdown.

Die Ankündigung von Söder, die Weihnachtsmärkte abzusagen, muss Jörg Labuhn "erst einmal sacken lassen". Zusammen mit seiner Frau Andrea wollte er den Weihnachtstöpfermarkt in Thurnau ausrichten. Dabei habe er sich auf die Zusage der Staatsregierung im September verlassen, dass die Märkte stattfinden dürfen. "Und jetzt kriegen wir so eins vors Schienbein." Schließlich habe man sich in Sicherheit gewähnt und Zehntausende von Euro in die Werbungs- und Organisationsmaschinerie investiert - darunter die Standgebühren der Aussteller. "Die können wir jetzt nicht mehr zurückzahlen."

Schlag für Thurnauer Töpfer

Dass auch andere Töpfermärkte nicht stattfinden durften, das zehre inzwischen an der Substanz. Seine Frau betreibe eine professionelle Töpferei, habe in die Ausstattung der Werkstatt investiert und produziere seit Monaten für den Thurnauer Töpfermarkt. Und nun das. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hat er dennoch: Nachdem es sich um einen Töpfer- und nicht um einen Weihnachtsmarkt handelt, greife vielleicht die Regelung hier nicht.

Bereits in Betrieb ist der Bayreuther Christkindlesmarkt, dessen Stände am vergangenen Montag geöffnet wurden. "Nach derzeitigem Kenntnisstand wird sich der Bayerische Landtag am Dienstag mit dem Thema befassen. Wir werden die Vorgaben der Staatsregierung, sobald sie uns vorliegen, auf die damit verbundenen Konsequenzen hin prüfen", betont Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Geprüft werden müsse auch, in welchem Umfang Außengastronomie dann am Markt noch möglich sei und ob die Möglichkeit bestehe, einige Marktbuden wie im vergangenen Jahr stehen zu lassen.

Für den Christkindlesmarkt bedeutet dies laut der Stadt Bayreuth, dass er zumindest am heutigen Samstag und wohl noch am Montag geöffnet bleiben wird. Am Sonntag ruht der Marktbetrieb aufgrund des Feiertags "Totensonntag" ohnehin. Ebersberger weist darauf hin, dass die Stadt bei der Organisation bewusst auf eine Entzerrung des Geschehens hingearbeitet habe. "Die Anzahl der Buden fällt deutlich geringer aus, auf besondere Highlight-Veranstaltungen wurde verzichtet. Kurz gesagt, es wurde alles vermieden, was enges Gedränge der Besucher begünstigt."

Die bisherigen Erfahrungen mit diesem Konzept seien gut gewesen. "Die Besucher des Marktes halten sich weitestgehend an die Regeln, sprich FFP2-Maskenpflicht an den Ständen und 2G-Regel im Innenbereich der Buden. Dort werden die entsprechenden Nachweise von Standbetreibern mit Innengastronomie in jedem Einzelfall überprüft." Das Ordnungsamt führe zudem täglich unangemeldete Kontrollen durch, um die Einhaltung der Regeln sicherzustellen. Auch ein privater Security-Dienst sei inzwischen im Auftrag der Stadt unterwegs, um die Kontrollen zu unterstützen.