Keine Lösung ohne die Bauern
Autor: Werner Reißaus
Holzmühle, Sonntag, 03. Sept. 2017
BBV-Präsident Hermann Greif wünscht sich eine nachhaltigere Agrarpolitik: Nur mit den Landwirten könnten die Herausforderungen gemeistert werden.
Zum Kreiserntedankfest auf dem Gelände der Holzmühle hat der Bayerische Bauernverband Kulmbach zusammen mit den Traktorfreunden Kirchleus-Lösau am Sonntag ein interessantes und unterhaltsames Programm auf die Beine gestellt, das Tausende Besucher anzog. Zentrales Thema des Nachmittags war die Landwirtschaft mit Getreideernte und Holz-Weiterverarbeitung. Mit dabei war auch die Waldbauernvereinigung Kulmbach-Stadtsteinach und der Maschinenring, der Landmaschinen ausstellte.
Besondere Anziehungskraft hatte der Bereich Getreideernte anno dazumal, die von den Nachkommen der früheren Dreschgenossenschaft Ober- und Unterdornlach mit althergebrachten Werkzeugen demonstriert wurde. Auch die alte Mühle mit ihren historischen Gerätschaften zog die Besucher in ihren Bann, und Andreas Erhardt war bei den Vorführungen in der Mühle ein gefragter Mann.
Holzverarbeitung aus der Nähe
Im alten Sägewerk konnte man hautnah erleben, wie aus einem Baumstamm mehrere Bretter entstehen. Vorgestellt wurde auch das Holzvergaser-Heizkraftwerk als Beitrag zur Energiewende. Außerdem erfolgten Holzdrechselvorführungen. Für die kleinsten Besucher wurde mit Hilfe der Landfrauen ein Kinderprogramm angeboten. Gefragt war hier vor allem der Streichelzoo mit Zicklein und Esel. Und bei den Mädchen kam das Kinderschminken gut an.
150 Traktor-Oldtimer
Für ein besonderes Highlight sorgte schließlich das Traktortreffen, bei dem knapp 150 Oldtimer in der Holzmühle aus der ganzen Region zur Schau gestellt wurden.
Die großen Zukunftsfragen Ernährungssicherheit, Energieversorgung und Klimaschutz sind nur mit einer präsenten und starken Landwirtschaft zu stemmen. Das ist die Kernaussage der Rede Hermann Greifs, Präsident des BBV Oberfranken. Er verwies in seiner Festansprache darauf, dass im Zeitalter von Hightech und Globalisierung, in dem alles als möglich und machbar gilt, der Erntedank kaum noch als Fest wahrgenommen wird: "Das hängt sicher auch damit zusammen, dass das Angebot an Lebensmitteln scheinbar unerschöpflich ist. Die Milch fließt endlos aus dem Tetrapack. Gemüse, Fleisch und Eier sind in den Kühltheken in riesiger Auswahl immer und scheinbar unbegrenzt verfügbar. Brot, Semmeln und Brezen werden im Sekundentakt frisch gebacken und warten auf die Käufer."
Greif erinnerte daran, dass es in mehreren Ländern der Welt vor allem Bauern sind, die an Armut und Hunger leiden, weil ihnen Eigentum, Infrastruktur, hochwertiges Saatgut, Zugang zu Krediten und Bildung durch die dortigen Regierungen verwehrt werden: "Die Entwicklungspolitik muss dies ins Zentrum ihrer Arbeit stellen."
Die Politik dürfe auch nicht außer Acht lassen, dass die Landwirtschaft mit vor- und nachgelagertem Bereich jeden siebten Arbeitsplatz in Bayern und auch im Landkreis Kulmbach schafft und dass das Agribusiness in Bayern gut dreimal mehr Arbeitsplätze stellt als die bayerischen Autobauer samt Zulieferindustrie. "Wenn ich von Umfragen höre, denen zufolge die Landwirte nach den Ärzten und Lehrern das dritthöchste Ansehen in der Bevölkerung genießen, dann freut mich das besonders, dann macht uns Bauern dies Mut für die Zukunft."
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger würdigte das Engagement die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau mit ihrem Vorsitzenden Christoph Wernlein : "Man sieht, hier herrscht noch eine aktive Dorfgemeinschaft."
Erklärtes Ziel eines Kreiserntedankfestes sei es, Landwirtschaft für die Bevölkerung und damit auch für die Verbraucher darzustellen - und zwar so, wie sie tatsächlich stattfindet: "Wir betreiben moderne Landwirtschaft mit viel Technik. Aber wir wollen auch in Erinnerung rufen, wie es früher war, mit einem hohen Arbeitsaufwand."
Wertschätzung für die Bauern
Der BBV-Kreisobmann machte deutlich, dass nicht nur mehr Wertschöpfung für die Arbeit der fleißigen Bäuerinnen und Bauern notwendig wäre, sondern auch mehr Wertschätzung.
In ihren Grußworten würdigten Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU), Landrat Klaus Peter Söllner (FW) und MdL Martin Schöffel (CSU) die Verdienste der Landwirtschaft in der Region und die Arbeit des BBV-Kreisverbandes. In ihrem Schlusswort dankte Kreisbäuerin Beate Opel allen Akteuren des Kreiserntedankfestes. Eröffnet wurde das Fest mit einem Gottesdienst, den Religionslehrer Steffen Hühnlein mit musikalischer Umrahmung durch den Landfrauenchor Kulmbach und den Posaunenchor in der Festhalle gestaltete.