Kein Wolf tappte in die Fotofalle
Autor: Christine Fischer
Losau, Mittwoch, 23. Sept. 2020
Ein Pony war im Juli bei einer Beißattacke bei Losau schwer verletzt worden. Da auch ein Wolf als Angreifer in Frage kam, wurde eine Fotofalle installiert.
Es wird wohl nie geklärt werden, welches Tier in jener Nacht Anfang Juli die kleine Ponyherde auf der Weide am Waldrand bei Losau angegriffen hat. War es nun ein wildernder Hund oder doch ein durchziehender Wolf? Die Verletzungen nach der Beißattacke ließen beide Rückschlüsse zu. Das kleine Shetland-Pony Carlos hatte als Leithengst seine Herde gegen den Angreifer verteidigt und war dabei durch Bisse am ganzen Körper, vor allem aber im Kopf- und Halsbereich, schwer verletzt worden (infranken.de berichtete).
Da ein Wolfsangriff nicht ausgeschlossen werden konnte, schaltete sich auch das dafür zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) ein und ließ an der betroffenen Koppel, die zwischen Waldrand und Wohnbebauung liegt, eine Fotofalle installieren. Deren Auswertung liegt nun vor. "Es hat sich kein Hinweis auf einen Wolf ergeben", so eine Sprecherin des LfU.
DNA-Nachweis in Kronach
Interessant ist in diesem Zusammenhang aber, dass am 11. Juli - also eine gute Woche nach dem Angriff in Losau - eine Losung (Kot von Wildtieren, Anm. d. Red.) im Landkreis Kronach gefunden wurde, die gemäß DNA-Analyse einem weiblichen Wolf mit der Kennung GW1607f zuzuordnen ist. Wo genau diese Losung entdeckt wurde, ist leider nicht zu erfahren, aber Losau liegt genau an der Landkreisgrenze zu Kronach.
"Einzelne, durchziehende Wölfe können überall und jederzeit in Bayern vorkommen. Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium Strecken von täglich 50 bis 70 Kilometer oder mehr", heißt es auf Nachfrage vom LfU weiter.
Elternrudel aus Brandenburg
Alle Nachweise durchziehender Einzeltiere sowie besondere Informationen zu den standorttreuen Wölfen in Bayern kann man auf der Homepage des LfU unter "Wildtiermanagement große Beutegreifer - Monitoring" einsehen. Dort erfährt man dann zu der im Landkreis Kronach erfassten Wölfin GW1607f, dass sie der zentraleuropäischen Population und dem Elternrudel "Lieberose" aus Brandenburg entstammt.
Doch wie geht es Shetland-Pony Carlos eigentlich inzwischen? Vor allem sein linkes Auge war bei der Beißattacke ja schwer verletzt, das Lid praktisch komplett abgerissen worden. Die Wunden sind gut verheilt, berichtet seine Besitzerin. Sogar das Auge schaut wieder gut aus, es tränt nur noch sehr. Eine Operation bleibt dem tapferen Leithengst wahrscheinlich erspart. Auf die Koppel, auf der sich die Attacke ereignet hat, bringt die Pferdebesitzerin ihre Ponys nicht mehr, "ich hätte keine ruhige Minute".
In der Causa Carlos hatte sich auch Landtagsabgeordneter Martin Schöffel (CSU) zu Wort gemeldet, der sich als Vorsitzender des Arbeitskreises "Ernährung, Landwirtschaft, Forsten" der CSU-Fraktion und stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten schon des öfteren mit dem Thema Wolf beschäftigen musste. Er hatte angeregt, eine Informationsveranstaltung für die Region zu diesem Thema zu organisieren. Dies stehe auch nach wie vor auf der Agenda, hieß es am Mittwoch aus seinem Büro. Allerdings sei dies aufgrund der besonderen Corona-Situation - man könne derzeit keine Veranstaltung mit zahlreichen Teilnehmern durchführen - vorerst auf Eis gelegt.