Kein Frieden bei Auto Scholz
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Mittwoch, 28. August 2019
Der Streit um einen Haustarifvertrag geht weiter. Jetzt sprechen die Beschäftigten und kritisieren den Geschäftsführer. Der kontert mit scharfen Worten.
Der Frust sitzt tief bei den Beschäftigten von Auto Scholz. Acht Männer und eine Frau sitzen in Pötzingers Gaststube in Bayreuth und machen ihrem Ärger Luft. Dieser richtet sich in erster Linie gegen den Geschäftsführer des Unternehmens, der seit dem Auslaufen des bisherigen Haustarifvertrags Verhandlungen über eine Neuauflage ablehnt und ihn durch individuell vereinbarte Einzelverträge ersetzen will.
Die Beschäftigten macht das wütend. "Wir nehmen bereits seit 2003 Lohnverzicht und unbezahlte Mehrarbeit in Kauf. Wir haben das ohne Murren gemacht, weil es dem Unternehmen nicht gut ging", sagt ein Betriebsrat. "Aber jetzt macht die Firma wieder Gewinn, und da ist es doch nur fair, wenn auch die Mitarbeiter ein kleines Stück vom Kuchen bekommen." Doch das Gegenteil sei der Fall: Arbeitsbelastung und Krankenstand steigen, die Motivation ist im Keller. "Man geht nicht mehr gerne auf die Arbeit."
Mit dabei ist bei dem Gespräch auch Robin Schoepke, bei der IG Metall Ostoberfranken zuständiger Sekretär für den Betrieb. Er hat das Treffen mit Journalisten organisiert. Es wurde Anonymität vereinbart, da die Mitarbeiter Repressalien befürchten, wenn ihr Name in der Zeitung steht.
Seit Anfang Juni sorgt Auto Scholz mit Sitz in Bamberg und Standorten unter anderem in Kulmbach (rund 50 Mitarbeiter) und Bayreuth (etwa 120 Mitarbeiter) für Schlagzeilen. Mit Warnstreiks verliehen die Mitarbeiter ihrer Forderung Nachdruck. In Kulmbach waren die Beschäftigten Anfang Juni auf die Straße gegangen, ein Novum in der 125-jährgen Geschichte des Unternehmens. Mitte Juli beteiligten sie sich an einem zweiten Warnstreik in Bamberg, wenig später an einem Mittagspausen-Protest in Bayreuth.
Warum wollen die Mitarbeiter unbedingt einen Haustarifvertrag? "Das gibt Sicherheit", sagt ein Kulmbache Mitarbeiter. "Wir wollen dass Vereinbarungen eingehalten und die Leistungen der Mitarbeiter wertgeschätzt werden, auch finanziell. Das ist bisher nicht der Fall. Und wir möchten nicht, dass jeder zum Einzelkämpfer wird."
Aktuell sind die Fronten verhärtet: Michael Eidenmüller, Eigentümer und Geschäftsführer von Auto Scholz, lehnt weitere Verhandlungen mit der Gewerkschaft radikal ab. "Für Verunsicherung ist nicht das Unternehmen verantwortlich, sondern die IG Metall, die mit Hetzkampagnen und Lügen Stimmung gegen uns macht." Er bezahle Löhne über dem Bundesdurchschnitt aller Mercedes-Benz-Vertragspartner. Mehr ist nicht drin."
Der Lügen-Vorwurf, den Eidenmüller schon einmal gegenüber der BR geäußert hatte, war der Grund dafür, dass sich jetzt die Mitarbeiter zu Wort gemeldet haben. "Das lassen wir nicht auf uns und auch nicht auf der IG Metall sitzen", sagen sie. "Wir arbeiten 39 statt 36 Stunden ohne Lohnausgleich, Weihnachtsgeld gibt es nicht, Urlaubsgeld nur zu Hälfte, und die Bezahlung liegt inzwischen 13 Prozent unter dem Flächentarif."