Kantoratsumbau: Eigenanteil verdreifacht
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Dienstag, 09. Februar 2021
Der Umbau des Kantorats, in dem vorübergehend Kita-Kinder betreut werden sollen, sorgt für Diskussionen. Der Grund: Die Kosten sind explodiert.
Nicht gut zu sprechen war der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf die Kirchengemeinde im Allgemeinen und auf die Landeskirche im Besonderen. Grund war ein Antrag der Kirche auf Bezuschussung einer Baumaßnahme am Kantorat. Aus Sicherheitsgründen werden in diesem Gebäude spezifische Umbauarbeiten notwendig, um es interimsweise für den Kindergartenbetrieb nutzen zu können, wenn spätestens ab Sommer dieses Jahres der Neubau des bestehenden Kindergartens in Angriff genommen werden soll.
Mietfreie Nutzung als Gegenleistung
Die Kirchengemeinde erklärt sich bereit, das Kantorat künftig auch für gemeindliche Zwecke mietfrei zur Verfügung zu stellen. Der Genehmigungsbescheid des Landratsamtes liegt seit 27. Januar vor, so dass die Maßnahme zügig umgesetzt werden könnte. Eine Anfang 2020 vorliegende erste Kostenschätzung lag bei 100 000 Euro, die Gemeinde sagte damals eine Beteiligung von 20 000 Euro zu. So weit, so gut.
Der Unmut der Räte richtet sich nun gegen das Ergebnis einer Nachkalkulation, die Ende 2020 erfolgen musste. Danach erhöhten sich die Kosten aufgrund eines vom Landratsamt geforderten Brandschutzgutachtens auf 147 300 Euro.
"Wir müssen ein Signal geben"
Bürgermeister Herwig Neumann (CSU/NWG) zitierte aus dem Antrag: "Die Landeskirche stimmt der Baumaßnahme nur zu, wenn sich die Kommune mit 45 Prozent beteiligt." Das ist immerhin das Dreifache dessen, was bisher im Raum stand. Und das fanden die Räte jetzt nicht mehr so gut. Der Bürgermeister wies zunächst darauf hin, dass die Kinderbetreuung eine Pflichtaufgabe der Kommune ist. "Auch wenn wir uns jetzt schon in die Enge getrieben fühlen: Wir müssen der Kirchengemeinde ein Signal geben, damit es jetzt zügig weiter geht."
Bei der folgenden Diskussion klang unterschwellig schon etwas Kritik mit, ob anfangs das Ganze von den Entscheidern vielleicht doch alles etwas zu locker gesehen wurde. Albert Kolb ((SPD/WG) schloss sich der Meinung des Bürgermeisters an: "Wir werden grundsätzlich nicht drum herum kommen, dem Antrag zuzustimmen. Allerdings sollten wir das Angebot einer späteren gemeindlichen Nutzung schriftlich fixieren."
Unter Druck gesetzt
Günter Teufel wunderte sich über die Kostenexplosion. "Hat man vorher nicht gewusst, dass es sich um ein historisches Bestandsgebäude handelt und man dazu ein Brandschutzkonzept braucht?" Auch von einem 45-prozentigen Zuschuss sei bisher keine Rede gewesen. "Wir können uns auch schon mal Gedanken machen, was da bei einem eventuellen Rückbau noch auf uns zukommt."
Martin Sesselmann hatte im Vorfeld für eine Containerlösung plädiert. Er sah sich von der Kirche unter Druck gesetzt und fand auch deren Kommunikationsverhalten unbefriedigend. "Im Quartalstakt wurden neue Termine bekannt, nichts ging vorwärts. Wir haben uns in diese Alternativlosigkeit hineinmanövriert und haben jetzt keine Handlungsoption." Angesichts einer 40-prozentigen Kostenmehrung wunderte sich auch Jochen Lauterbach über "ein etwas legeres Vorgehen bei den Planungen."
Der Bedarf ist da
Herwig Neumann fasste zusammen: "Wir können das Fass nicht noch einmal aufmachen. Wir müssen in die Zukunft sehen. Die Zahlen zeigen uns, dass in den nächsten Jahren weiterer Bedarf an Kindergartenplätzen vorhanden sein wird. Das macht uns die Entscheidung vielleicht etwas leichter." Die Zustimmung erfolgte letztlich einstimmig. Dabei setzt die Gemeinde voraus, dass das Kantoratsgebäude künftig - wie zugesagt - auch für gemeindliche Zwecke und Veranstaltungen mietfrei genutzt werden kann.
Auch Pfarrer Peter Ahrens als "Bauherr" ist über den gesamten Ablauf nicht glücklich. "Bei einer Begehung im Juli 2020 waren alle Beteiligten zuversichtlich, dass sich das Ganze in Grenzen halten wird", erklärt er in einer Stellungnahme. Das Brandschutzgutachten habe ihn sehr überrascht. "Da wurden auf einmal alle möglichen Sachen gefordert, von denen vorher nie die Rede war.
Außentreppe muss verlängert werden
Beispielsweise muss plötzlich eine einfache Außentreppe verbreitert und bis in den zweiten Stock verlängert werden. Weitere Auflagen zum Denkmalschutz waren dann noch in der Baugenehmigung enthalten, die am 27. Januar 2021 eingegangen ist."
Nach seiner Aussage wurden die Firmen bereits ausgewählt und stehen in den Startlöchern. Zur Frage nach der Forderung der Landeskirche entgegnet Ahrens: Nach deren Richtlinien gibt es für Provisorien, wie in diesem Fall, keine Zuschüsse." Den seitens der Landeskirche dennoch zugesagten Zuschuss von fünf Prozent bewertet er schon als ein Zuckerl.