Kann Ringverkehr die Blaich entlasten?
Autor: Katrin Geyer
Blaich, Dienstag, 14. Sept. 2021
Der Stadtteil im Kulmbacher Norden leidet unter der Masse der Fahrzeuge. Nach knapp fünf Monaten Probebetrieb zeigen sich die Vorteile, aber auch die Tücken eines neuen Verkehrskonzeptes. Von den Anwohnern gibt es viele Verbesserungsvorschläge.
Henry Landeck ist sauer: "Wir haben hier viermal so viel Verkehr wie vorher. Es wird gerast, und ich komme mit meinem Auto kaum aus meiner Einfahrt raus."
Der Kulmbacher wohnt im Ängerlein. Dort, wo im Zuge des Probelaufs für eine neue Verkehrsführung in der Blaich alle Autofahrer durchmüssen, die von der Albert-Ruckdeschel-Straße kommen, weil der andere, längere Teil des Ängerleins, der von der "Holzbruck" nach rechts abzweigt, zur Einbahnstraße geworden ist.
Am anderen Ende der Straße, dort, wo sie auf die Friedrich-Ebert-Straße trifft, ist Alfred Roßmeisl daheim. Der sagt, dass vor seinem Haus zwar immer noch viel Verkehr ist. Aber zumindest am Wochenende sei es in seinem Garten wieder herrlich ruhig. Und Reinhard Heer, der gegenüber hinterm Flutmuldendamm lebt, wähnt sich seit der Neuregelung "fast schon im Himmel".
Belastung durch Baustelle
Keine Frage: Die (vorläufige) Neuregelung, die auf ein System von Einbahnstraßen setzt, hat den Verkehr nicht vermindert, sondern nur verlagert. Die große Baustelle in der Hofer Straße tut ein Übriges: Anlieger entlang der Umleitungsstrecke klagen, dass der Verkehr deutlich zugenommen hat, dass gerast wird - und dass auch der Baustellenverkehr quasi direkt vorm Schlafzimmerfenster vorbeifährt. Und hin und wieder wird kolportiert, dass die ganze Regelung nur geschaffen worden sei, weil es drei Stadträte vor ihrem Wohnhaus ruhiger haben wollen.
Eine Mutmaßung, die Zweiter Bürgermeister Frank Wilzok (CSU) strikt zurückweist. Er hat gemeinsam mit Jörg Kunstmann (CSU) und Hans Werther (SPD) - alles "Blaacher" - das Projekt auf den Weg gebracht. Vielmehr seien etliche zweispurige Straßen wegen vieler parkender Autos praktisch nur noch einspurig befahrbar; insbesondere im Ängerlein sei es immer wieder zu kritischen Situationen gekommen. Deswegen habe man probeweise Teile des Ängerleins sowie die Hermann-Limmer-Straße und die Friedrich-Ebert-Straße zur Einbahnstraße gemacht.
Das eigentliche Problem, so Jörg Kunstmann, sei der Durchgangsverkehr zu den Märkten in der Albert-Ruckdeschel-Straße. "Wir mussten was unternehmen", so Kunstmann, der aber auch betont, dass die derzeitige Verkehrsführung "nicht in Stein gemeißelt" sei. "Wir müssen eine Lösung finden, die für alle Beteiligten die geringsten Nachteile hat."
Es wird gerast
Worüber derzeit viele Blaicher klagen: Es wird gerast. Vor allem die breite Blaicher Straße scheint viele Autofahrer zu verleiten, es mit Tempo 30 nicht so ganz genau zu nehmen. Ob die Polizei da was machen kann? Markus Lang, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion Kulmbach, warnt vor überzogenen Erwartungen: Man führe durchschnittlich oft Geschwindigkeitskontrollen durch. Dass die Polizei permanent präsent ist, oder dass alle paar Meter ein Standblitzer aufgestellt wird, sei nicht realistisch. Mehr Unfälle als zuvor gebe es dort nicht.