Kammerorchester Kulmbach: Musik rührt fast zu Tränen
Autor: Katharina Müller-Sanke
Kulmbach, Sonntag, 10. Mai 2015
Die Musiker nahmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise durch England.
Die Rechnung ist offenbar aufgegangen: Mit minutenlangem Applaus quittierte das Publikum am Samstagabend in der Stadthalle die Leistung des Kulmbacher Kammerorchesters. Es hatte unter der Leitung von Dirigent Thomas Grünke die Zuhörer zuvor auf eine musikalische Reise durch England entführt.
König als Komponist
Zwischen den Musikstücken trat immer wieder Rüdiger Baumann in der Rolle von Heinrich VIII. auf. Der König aus dem 16. Jahrhundert ist zwar vor allem wegen seiner zahlreichen Frauengeschichten und seiner Grausamkeiten berühmt geworden, allerdings war er auch ein leidenschaftlicher Musikliebhaber und verfügte zu Lebzeiten selbst über ein erhebliches Instrumentarium. Die musikalische Eröffnung des Abends "Pastime with good company" hat er sogar komponiert.
Und auch der deutsch-englische Komponist Georg Friedrich Händel wurde bemüht. Er war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Komponisten und zum Beispiel auch bekannter als Johann Sebastian Bach. Er stammte zwar aus Deutschland, lebte aber viele Jahre in London und kann daher auch der englischen Musik zugerechnet werden. Und Händel war tatsächlich eine Bereicherung für das Konzert des Kammerorchesters. Die Musiker brachten gemeinsam mit der Sängerin Marion Schmid die Arien "Will the sun forget to streak" und "Lascio chio pianga" zu Gehör. Beides sind sehr melancholische und berührende Kompositonen. Die ausdrucksstarke Stimme Schmids passte dazu perfekt. Sie rührte mit ihrem Gesang viele Zuhörer fast zu Tränen.
Energiegeladener Bogen
Kurz vor der Pause spielte das Orchester "A Suite of Englisch Folksongs" des zeitgenössischen Komponisten Rory Boyle. Nach der Pause ging es ebenso kraftvoll weiter - mit Edward Elgars "Pomp and Circumstance". Die Melodie kennen viele aus einer der großen englischen Hymnen "Land of Hope and Glory". Das Orchester erhöhte die Spannung immer weiter auf, und so baute sich ein energiegeladener Bogen auf. Das Stück eignete sich später auch noch mal als Zugabe.
Mit Benjamin Brittens "Simple Symphone" boten die Streicher auch ein mehrteiliges, längeres Werk. Im zweiten Satz werden, wie der Namen "Playful Pizzicato" schon sagt, die Streichinstrumente nur mit den Fingern gezupft. Mit solch spannenden Abwechslungen schaffte es das Orchester, eine kurzweilige Vorstellung zu bieten und das Publikum stets bei Laune zu halten.
Da kam der Union Jack raus
Mit "Fantasia on Greensleeves" von Ralph Voughan Williams folgte noch einmal Musik zum Träumen. Danach - wieder energiegeladener - Karl Jenkins "Palladio". Eingerahmt wurde das Konzert durch die englische Nationalhymne in unterschiedlicher Besetzung. Bei der abschließenden "British Anthem" zückten Dutzende Zuschauer Fähnchen mit dem Union Jack und zeigten ihre Begeisterung.
Neben der Sängerin Marion Schmid hatte sich das Orchester für das Konzert auch zahlreiche bewährte Bläser und Musiker an der Pauke, der Gitarre, der Harfe und am Cembalo/Klavier ins Boot geholt. Insgesamt ein wirklich gelungener Abend.