Käufer für Guttenberger Dorfwirtshaus gesucht
Autor: Matthias Beetz
Guttenberg, Mittwoch, 25. März 2015
Das letzte Guttenberger Dorfwirtshaus hat vor fast drei Jahren geschlossen. Nach erfolgloser Pächter-Suche setzt Bürgermeister Eugen Hain auf ein neues Konzept. Und dafür gibt es sogar finanzielle Förderung.
Im Juli 2012 hat Uwe Böhnke das letzte Bier im Gasthaus "Zur Post" in Guttenberg gezapft. Alle Versuche, einen Nachfolger für den Pächter zu finden, sind seitdem gescheitert. Auch die letzte von ehedem vier Gastwirtschaften in der 500-Seelen-Gemeinde ist geschlossen. Das lässt Bürgermeister Eugen Hain (CSU) keine Ruhe. Er hat ein Konzept entwickelt, damit die Guttenberger Dorfwirtshaus-Tradition neu belebt werden kann. Ein Konzept, dem auch die Kulmbacher Brauerei als Besitzerin des Anwesens nicht abgeneigt ist.
"Guttenberg ist ein Dorf. Und zu einem Dorf gehört eine Dorfgaststätte einfach dazu", hatte Eugen Hain schon vor Jahren betont. Inzwischen bewegt das Thema Wirtshaussterben nicht mehr nur am Stammtisch; Vertreter von Industrie- und Handelskammer, Genussregion und Bierland Oberfranken sowie Hotel- und Gaststättenverband hatten unlängst zum ersten oberfränkischen Gasthaus-Gipfel eingeladen, um gegenzusteuern.
Gemeinde als Vermittler
Dass sich in der Guttenberger "Post" für das Ehepaar Böhnke kein Nachfolger fand, daran konnte der Bürgermeister trotz größter Bemühungen nichts ändern. Auf Gemeindekosten schaltete Hain sogar Inserate - vergeblich. "Das Sterben der Dorfwirtshäuser greift um sich", sagt er. Und: "Die Dorfwirtschaft im klassischen Sinn ist nicht mehr machbar. Das gesellschaftliche Leben ist nicht mehr so intensiv, einen Betrieb wie vor 20 Jahren gibt es nicht mehr."
Eine Chance, der "Post" neues Leben einzuhauchen, sieht Hain trotzdem: "Wenn eine Gastwirtschaft vom Eigentümer betrieben wird, dann klappt das. Die Eigeninitiative ist größer." Beispiele dafür im Landkreis Kulmbach kennt der Guttenberger genug. Und sieht sich nach Gesprächen mit Thomas Haas darin auch bestätigt.
Zuschusstöpfe aufgetan
Und genau darauf zielen die Überlegungen von Eugen Hain ab, die er mit Terminen bei möglichen Zuschussgebern inzwischen konkretisiert hat. Hain hat durch den Kulmbacher Architekten Harald Schramm ein Konzept für die Wiederbelebung der "Post" berechnen lassen. Es sieht drei Fremdenzimmer, eine Eigentümerwohnung, das Dorfwirtshaus und notwendige Sanierungsarbeiten an dem Gebäude vor.
Zur Finanzierung der Pläne hat der Bürgermeister Zuschusstöpfe bei der Regierung aufgetan. Eine Dachsanierung beispielsweise könnte über die Städtebauförderung mit bis zu 30 Prozent bezuschusst werden. Um- und Einbauten für touristische Zielsetzungen, so ein Schreiben der Behörde, könnten mit bis zu 20 Prozent der Kosten gefördert werden. Auch die Gemeinde würde sich laut Hain im Rahmen der Städtebauförderung daran beteiligen.
Sanieren statt abreißen
Damit die finanziellen Aufwendungen für einen Investor überschaubar bleiben, baut der Bürgermeister vor allem auf das Zutun der Brauerei als Hauseigentümer. Und das mit einer nicht abwegigen Argumentation: Statt später viel Geld in den Abriss des Gebäudes stecken zu müssen - Hain geht von einem Betrag im höheren fünfstelligen Bereich aus -, könnte das Unternehmen diese Summe für eine Sanierung aufstocken und sich damit auf lange Sicht über den Bierbezug eine Einnahmequelle sichern. Anreiz für einen möglichen Investor: "Er könnte sich auf diese Weise günstig Wohnraum und ein Einkommen, also seine Zukunft, sichern."
Dass ein solches Modell durchaus erfolgversprechend ist, davon ist Hain überzeugt. Die Guttenberger bekämen ihr Dorfwirtshaus zurück. Und auch in touristischer Hinsicht sieht der Bürgermeister Potenzial. "Viele Gaststätten mit Übernachtungsmöglichkeit haben ja geschlossen", sagt er und verweist darauf, dass Zimmer für Handwerker und Handlungsreisende immer gesucht werden. Wenn sogar der mittlerweile verstorbene Hauptvorsitzende des Frankenwaldvereins, Robert Strobel, bestätigt hat, dass Guttenberg als Übernachtungs stützpunkt am Qualitätswanderweg "Fränkisches Steinreich" gut geeignet ist, sieht das Hain als Chance. Und das wäre nach seiner Ansicht "eine große Verbesserung der touristischen Infrastruktur in der Region", was wiederum dem erklärten Ziel des Heimatministeriums, die ländlichen Kommunen in Nordbayern zu unterstützen, Rechnung trage.
Und was sagt die Kulmbacher Brauerei zu diesen Überlegungen? Dass sich auf der Pächterschiene wohl keine Lösung für die "Post" finden werde, darüber ist man sich mit der Gemeinde einig, bestätigt Thomas Haas. "Nach den Besichtigungsterminen ist niemand übriggeblieben", erklärt der Immobilienfachmann der Brauerei zu einer ebenso langwierigen wie bis dato erfolglosen Suche. Die Unterstützung der Kommune in dieser Hinsicht weiß Haas sehr wohl zu schätzen, macht aber zugleich kein Geheimnis daraus, dass die "Post" diesbezüglich "eines der problematischsten Objekte" für die Brauerei ist.
Fränkisch, preiswert, gut
Was ein finanzielles Engagement seitens der Brauerei angeht, zeigt sich Haas nicht grundsätzlich abgeneigt. Aber: "Da muss ein wirtschaftlich vertretbarer Rahmen da sein", sagt er und hält sich hinsichtlich der Höhe möglicher Investitionen bedeckt. Ob er die Möglichkeit zum Verkauf des Anwesens sieht? "Das Ganze steht und fällt mit dem, was ein Investor verdienen kann."
Eugen Hain steht auf einem ähnlichen Standpunkt. Er sieht sehr wohl Chancen, wie ein Investor sein Geschäft machen kann. "Fränkisch, preiswert und gut muss es sein. Wie in einem Dorfwirtshaus eben..."